Niklas Stiller, Wahl-Düsseldorfer des Jahrgangs 1947, ist Verleger, Schriftsteller, Arzt, „Grenzgänger“ zwischen diesen Disziplinen, wie er selbst im Interview sagte.
1975 erschien sein Debüt „Pampelmusen“, 1976 wurde ihm für „um siebzehn uhr dreißig“, einen nach wie vor entdeckungswürdigen Gedichtband, der „Förderpreis für Literatur der Stadt Düsseldorf“ verliehen. 1978 folgte der Förderpreis des Landes NRW 1978 für „Der Tod und das Flugzeug“. Stillers Verlag „omikron publishing“ firmiert in der Schumannstraße 17.
Herr Stiller, eigentlich sind Sie Arzt. Wie wird der Arzt zum Schriftsteller? Es ist eigentlich umgekehrt. Die ersten Texte, die ich heute noch ganz gut finde, habe ich geschrieben, kurz bevor ich das Medizinstudium angefangen habe. Damals habe ich mich schon als Schriftsteller verstanden. Mein erstes Buch „Pampelmusen“ habe ich als Medizinstudent veröffentlicht. Dann habe ich wenig später mit Akupunktur weitergemacht und zusammen mit Gabriel Stux ein Standardlehrbuch der Akupunktur veröffentlicht, das seit 25 Jahren immer wieder verlegt wird. In der Marschallstraße hatte ich dann eine Zeit lang eine Akupunktur-Praxis, nebenbei geschrieben, die Praxis später wieder aufgegeben und lange für den Heidelberger Springer-Verlag gearbeitet.
Momentan arbeiten Sie an einem Roman über Düsseldorf? Ja, seit Jahren, über das, was hier in der Nazizeit passiert ist, mit einem jungen Protagonisten, der sich plötzlich dafür interessiert und nachgräbt. Es ist ungeheuer interessant, was dann herauskommt. Ich weiß nur noch nicht, ob der Roman fertig wird, oder nicht, es ist ein Buch in Arbeit.
Inzwischen sind Sie hauptsächlich Verleger? Das ist schon fifty-fifty. Hauptsächlich kann man nicht sagen. 1995 und 1997 haben ich jeweils einen Gedichtband veröffentlicht, die auch weiterhin normal zu beziehen sind. Mein Verlag, omikron publishing, führt die Themen Medizin, Ökologie und Kunst „im Schilde“. Wir verlegen die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin. Und auch in der Kunst ist einiges in Gange. Ich habe mit dem Art-Museum Rolandseck eine Tournee durch Rheinland-Pfalz gemacht, in Zusammenhang mit Litfass-Literatur. Das Museum hatte viele Plakate der Aktion aufgekauft.
Woran arbeiten Sie beim Litfass-Projekt? Angestoßen durch ein Gespräch mit Raimund Stecker vom Rolandseck habe ich eine schon etwas ältere Idee wieder reaktiviert: Typografierte Gedichte nach Art der Litfassliteratur auf riesigen Planen wie man sie bei Baugerüsten sieht. – Wir haben untersucht, ob man das am Loreleyfelsen anbringen kann. Leider aus technischen Gründen nicht möglich. Jetzt arbeite ich an mehrere Großprojekten in dieser Richtung, unterstütz von Michael Serrer vom Literaturbüro NRW. Diese Sachen sind sowohl hochspannend – als auch noch recht geheim… Also: Demnächst mehr darüber!
Michael Serrer (Hg), Niklas Stiller (Autor): Ehrenwort 8: Die Salzkörner – eine kleine Sammlung. Edition Xim Virgines, 104 Seiten, 13 Euro