Germar Grimsen arbeitet in Bremen als Antiquar, hat mit Sven Regener vor drei Jahren das Buch „Angelus Durus“ veröffentlicht – und jetzt einen eigenen großen Roman hingelegt:
Rehlein, der Held von Germar Grimsens durchgeknalltem Schelmenroman „Almatastr.“ hatte nie einen Einwand „vom Affen abzustammen“ und wenn er in Schmelzkäse beisst, blutet das zarte Zahnfleisch. Dieser 29-Jährige ist nicht zu beneiden, aber zu begaffen, wie ein Affe im Zoo, wie ein Hypochonder auf der Geschlossenen. Sinnlos sinnierend streift er durch Bremen-Walle, wo es nur ein Hochhaus gibt. Rehlein lebt dort auf der 18. Etage, hat nur dennoch keinen Überblick.
Er hat keinen Freundeskreis, keinen Bock, er bleibt ein Papakind und kultiviert einen skurrilen Blick auf seine Umgebung: „Einer der Werktätigen bleibt dabei. Er studiert ungerührt die Schlagzeile in seriphenloser 60-Punkt-Schrift.Sein Kollege allerdings entscheidet anders, klappt das Feuilletons seines Exemplars der BILD zu, öffnet grandios den Latz und lässt Wasser in eigens dafür vorgesehene Natur – ein Strullstrauch, holzgewordene Fraktalgeometrie, südfruchtlos, urinbestäubt.“ Klar: Rehlein, aber und auch die meisten anderen Männer, die dort auftauchen, ein fremdschämwürdiger Sonderfall.
Er dichtet: „Und ab und zu / Ein Zwiegespräch / Mit einem stummen Tier / Der tote Igel da am Rand / Dem war die Straße unbekannt“. Er fragt: „Warum zettelt Deutschland eigentlich dauern Weltkriege an und verliert sie alsgleich? Will‘s Siegessäulen sparen?“ Er quatscht: „Sonne zuckelt, ein strahlender Muskel, ein herrenloser Traktor auf ödem Feld.“ So viel Unsinn. So viel Wahrheit. Was für ein Wahnsinn – Für Hartgesottene Ironiker und sprachverliebte Tourette-Ausraster ist dieses Buch ein Muss.
Germar Grimsen: „Almatastraße“, Verbrecher Verlag, 292 Seiten, 24 Euro