Morgen beginnt die Fußball-WM in Brasilien – im LesenMitLinks-Blog gibt es in den kommenden Wochen etliche Rezensionen, Tipps, Analysen von Fußballbüchern/-romanen/-studien. Zum Aufwärmen aus dem Archiv: Ein indischer Ballkünstler, die wichtigsten Worte des Kaisers, Leads United und der wahnsinnigste Trainer Großbritanniens im besten Sportroman aller Zeiten.
Der 14-jährige Star Trek-Fan Luhith “Lucky” Khalil aus London avanciert zum Fußballstar der englischen Nationalelf. Warum er dennoch dankend “Unerwartete Hilfe durch Schluckauf” annimmt, hat mit Portia zu tun, seiner großen Liebe im neue Roman der pakistanisch-britischen Autorin Roopa Farooki. Das Buch ist eine Mischung aus Sport-, Familien- und Liebesgeschichte. Doch nur bei Lucky entwickelt sich die Sehnsucht in eine angemessene Richtung. Konfus genug, dass seine Mutter mit dem Sohn ihres Exliebhabers zusammen ist. Ausgerechnet zu Beginn von Luckys kometenhaftem Aufstieg in die Höhen der englischen Premier League wird sie rückfällig und techtelmechtelt mit ihrem Schwiegersohn.
(Roopa Farooki: “Unerwartete Hilfe durch Schluckauf”, übersetzt von Gerold Anrich und Martina Instinsky-Anrich, Luebbe, 354 Seiten, 16,99 Euro)
Als „wahrscheinlich besten Roman, der je über Sport geschrieben wurde“, bezeichnete die britische Times „Damned United“. Es erzählt die Geschichte des legendären englischen Fußballtrainers Brian Clough (1935-2004), der kleine Clubs zum Erfolg bringen konnte, bis er 1974 das Mega-Team von Leads United übernahm. Die hatten während seiner gerade einmal 44 Trainertagen den schlechtesten Saisonstart seit 20 Jahren. Die Mannschaft war verwöhnt vom Erfolg und auch vom väterlichen Umgang des vorherigen Trainer-Urgesteins Don Revie, der aufgehört hatte, um von 1974-1977, ebenfalls erfolglos, die englische Nationalmannschaft zu trainieren.
Sein Nachfolger Brian Clough gewann, und das schildert der Roman minutiös, kein Vertrauen zu seinem eigenen Team, was vor allem an seiner arroganten Auftreten gelegen haben soll. Das Buch ist von der BBC verfilmt worden und die Familie von Brian Clough hat sich gegen die Darstellungen in Buch und Film gewehrt. Aber letztlich ist das alles egal, weil „Damned United“ kein Sachbuch ist, sondern ein Roman, der typisch ist für David Peace, also mit Perspektiven- und Stimmenwechseln daherkommt, mit Zeitsprüngen, Irritationen. Ein Buch für die Fankurve.
(David Peace: „Damned United“, übersetzt von Thomas Lötz, Heyne Hardcore, 512 Seiten, 9,99 Euro)
Für Fußballfans, die Philip Lahms „Der feine Unterschied“ durchgelesen haben und Damned United lieber als DVD sehen, gibt es ein kleines Nachschlagewerk, das man in einer Halbzeitpause durchblättern kann: „Das Buch FRANZ – Botschaften eines Kaisers“. Es versammelt Sinn suchende Sätze von Franz Beckenbauer, angepriesen auf dem Buchrücken mit den Worten: „Mindestens so legendär wie seine Triumphe auf dem Platz sind die Aussprüche des Giesinger Genies.“ Weil Franz Beckenbauer irgendwann Salon-Buddhist geworden ist, kommt er mit Botschaften der Art: „Es gibt Erlebnisse, die Geburt eines Kindes zum Beispiel, Gefühle und Eigenschaften, die nur eine Frau hat und die ich gerne kennenlernen würde.“ Ja mei – wenn er doch Buddhist geworden ist, dann kann der Franz doch hoffen, wiedergeboren zu werden. Wünschen wir ihm, dass er dann keine Spielerfrau werden muss.
(„Das Buch Franz: Botschaften eines Kaisers“, mit einem Vorwort von Paul Sahner, Diederichs, 128 Seiten, 10 Euro)
[…] einen WM-Sonderteil, ebenso Rowohlt, auf einer Doppelseite in Der Freitag habe ich mitgemacht und im Blog gibt es hier bereits erste Fußball-Buchtipps, weitere folgen bald, mit Sommermärchen, der WM 74, und Paul Auster. (Es erscheinen zu einer […]