Die einen tanzen ihren Namen – die anderen schlafen ihr Leben: Die amerikanische Künstlerin Amelia Bauer hat gemeinsam mit Evany Thomas eine Typologie der Schlafposition hingelegt, die an keiner einzigen Stelle zum Gähnen ist. Warum? Zum einen ist dieses Buch im hippen Verlag McSweeneys erschienen (der vom Autor und Piratenladen-Besitzer Dave Eggers gegründet wurde) – und McSweeney‘s veröffentlich fast nur gute Bücher. von Rebecca Curtis bis David Foster Wallace. Dann ist dieses cool gelayoutete und mit geradezu dadaistischen Texten geschmückte Buch ein hervorragendes Geschenk für alle kommenden WG-Partys und es klärt endlich das leidige Armproblem im Doppelbett (wohin mit dem zweiten Arm, an die Seite, unter den Körper des Partners, neben die Lenden?).
Auf der rechten Seite kuscheln, kämpfen, träumen zwei Menschen unterschiedlichen oder gleichen Geschlechts auf ihrem Futon. Links wird die jeweilige Schlafstellung mit einem Titel versehen und interpretiert. “Der Heimlichgriff: Ihre Hilfsbereitschaft macht Heimlichschläfer zur leichten Beute für Trickbetrüger und Heiratsschwindler. Man kann diese Stellung optimieren, wenn man kurz vorm Zubettgehen ein Dessert zu sich nimmt, das den Magen anschwellen lässt und so dem Partner eine zärtliche Stütze gibt.” Vom Äskulapstab über den “Koala am Baum” bis zum “Spatz in der Hand” sind eine Menge Stellungen und (absichtlich bizarre) Erklärungen vertreten. Es ist einfach atemraubend, wie dieses Kunstbuch mit den Gegensätzen keusch-anrüchig, homo-heterosexuell, parodistisch-ernst umgeht und sich als bester Begleiter für heiße Sommernächte qualifiziert. Sweet Dreams – chill out!
Evany Thomas: “Die geheime Sprache des Schlafens”, illustriert von Amelia Bauer, übersetzt von Edith Beleites, Eichborn, 98 Seiten, 12,95 Euro