Eine ausverkaufte Kölnarena, ein Dutzend Ballett-Tänzer, drei junge Damen in bonbonfarbenem Strass, sowie aufgeklaubte Reste von Feminismus und Black-Proud ergeben ein Destiny‘s Child-Konzert.
Dienstag war Pop-Primetime in NRW, mit Beyoncé Knowles, Kelly Rowland, Michelle Williams und allen Gruppen-, sowie Soloprojekt-Hits vergangener acht Jahre. Durch ein Intro-Medley, das unter anderem „Say my name“, „Independent Woman“ und „Bootylicious“ verband, waren alle Insignien dieses amerikanischen Blackmusicphänomens vorgestellt. Zwischen ständiger Fremdbestätigungssucht, Spice Girls fremder Frauenpower und Hollywood-Erotik changierte ein über zweistündiges Programm, dessen Setlist von Anfang an nicht nur feststand, sondern zu Beginn bereits an alle Journalisten verteilt wurde.
Vor zweiflügliger Rockband, Gold schimmernden „DC“-Initialen, weit geschwungerer Starlettreppe und stattlicher LED-Leinwand tanzten, sangen, gospelten Destiny‘s Child straight Richtung „Crazy in Love“-Höhepunkt, der eine Menge Goldketten- und Ghettobass mit sich führte, alles Vorhergegangene, von „Cater 2U“, über „Girl“, „Free“, „If“ oder „Soldier“ übertreffend. Hier, mit akrobatisch tänzelnden HipHop-Mädchen in kurzem Röckchen, muskelbepackten Workout-Typen, mit Beyoncés Überspitzung aller Jennifer Lopez-Latinahüftschwüngen, fand das umjubelte, perfekt choreographierte Konzert zu sich selbst und seinem fast nicht mehr coolen Publikum.
Davor erinnerte ein männlicher Camouflageaufmarsch mit martialischer Körperbeherrschung zu sehr an Public Enemy-Shows vergangener Zeiten, manches Posing wie minderjährige Übertragung einstiger Gangstarapkultur. Das angedeutet Schmutzige war nicht mehr als besonders stark kontrastierend wollende Umgebung dreier Kinder, die mit jedem Hochhackschuhschritt, L‘Orèal-Mähnenschütteln und Breitwandlächeln zeigen wollten, dass sie längst unerreichbare Frauen geworden sind.
Zum Schluss gab es einen Abspann, mit allen Beteiligten des Abends. Die Plastikbierbecher konnten an extra dafür vorgesehenen Pfandständen abgegeben werden. Man erinnerte sich wieder an die Mc Donald‘s-Werbung vom Anfang, daran, dass ein offizielles „DC“-Hochglanzprogramm 25 Euro kostet und Amerikas Unterhaltungskultur zwar nicht nur aus Westküstenfilmindustrie, New Yorker Bronx-Klischees und Daisy-Cartoons besteht, aber in vielen anderen Produkten stets etwas von diesen Phänomenen in sich trägt.