Twostep-Legende Matt Coleman alias MJ Cole bemühte sich Samstagnacht, das Clubwochenende aufzuwerten. Überwiegend Düsseldorfer Besucher frequentierten den 45rpm-Club: Unfreiwillig androgyn wirkende Südländer mit Gel gebürsteten Haaren und langmähnige, braungebrannte Mädchen mit Reifohrringen und dunklen Tops. MJ Cole selbst spielte ein arg standardisiert wirkendes Set, das selbst den betrunkensten Weintrinker im Club nicht vom Hocker hauen konnte.
Sancerre zu „Sincere“: Dem Debütalbum des nunmehr 28-Jährigen folgte vor wenigen Monaten „Cut to the chase“, das in Deutschland bisher lediglich als Import zu haben ist. Die UK-Garage-Welle, die MJ Cole 1999 über Artful Dodger-Niveau pitchte, ist hierzulande derart abgeflaut, dass selbst der geniale Poet „The Streets“ nicht wirklich landen kann. Im 45rpm war schnell deutlich, weshalb. Die pseudocoole Liebesrezeption prallt am Wohlfühlmoment der heutigen, schwierigen Zeit als störendes Element ab.
Sehnsucht und dunkle Bässe passen nicht mehr zusammen. Der Distinktionsgewinn durch Zusammenführung gegensätzlicher Elemente, dazu gehört auch die Twostep-Verortung zwischen R´n´B und Drum & Bass, fällt weg. Einziger Lichtblick im dunkelrot gehaltenen Ambiente war ein düsterer, harter Remix von „Rise and Fall“, dem kongenialen Craig David/Sting-Duett. Wer gerne seine Faust erhebt, um ihm Rhythmus in die Luft zu boxen, war hier richtig. Für den Rest bleibt der Verweis auf die Jungle Brothers am kommenden Wochenende.