Leif Skoglöfs Leinwandbilder sind Öl gewordene Mitternachtssonnen. Der schwedische Maler, seit 1983 in Deutschland, hat am vergangenen Wochenende in sein Atelier an der Handelsstrasse 71A eingeladen. Am geschmückten Tannenbaum wehten kleine Papierflaggen, blau und gelb, als wollte Skoglöf erinnern, dass diese Kombination mitnichten in den Ikeabesitz übergegangen sind. An den Wänden hingen erdfarbene Akte, denen bereits bekannte Figuren, auf anderen Leinwänden abgebildet, zuwinkten.
Die nackte Frau und der suchende Mann sind zwei zunächst nicht zusammenhängende Zyklen. Doch Skoglöf weiß, diese zu verbinden. Der schmale Mann steht zwischen den Werken und wirkt keineswegs wie der erfolgreiche Speerwerfer, der er in den 70er Jahren war. Seine Würfe sind anderer Natur, die weit ausholende Werferbewegung ist behutsamen Gesten gewichen. „Rückwärts ist auch eine vernünftige Richtung“, sagt Skoglöf stattdessen, schaut sich um und bemerkt: „Ich kann nicht alle zufrieden machen, mit meinen Bildern. Ich weiß, dass ich das nicht muss.“ Die scheinbar winkenden Personen, in Gelb, Grün, Blau blickend, mit dem Rücken zum Betrachter, sind stets Selbstportraits. Auch wenn mehrere abgebildet sind, so doch in Anlehnung an C.G. Jung und Siegmund Freud als Teile einer Person. Zwischen den Armen verläuft ein schmaler Bogen.
„In diesem ist meine Wirklichkeit“, begründet Skoglöff, „meine Wirklichkeit, die ich vor der Außenwelt schützen möchte.“ Vielleicht liegt darin die Motivation, Frauenaquarelle zu malen. Denn diese Entkleidung macht nur das Gegenüber verletzlich. Geht man die Reihen ab, so fällt auf, dass Skoglöf immer verschwommener, zugleich auf wenige Merkmale reduzierend, besagte Akte malt, die bereits entkleidete Figur aus der Form löst. Und wenn er beiläufig den Körper als Widerstand des inneren Ichs definiert, irgendwo zwischen Meditationsphilosophie und Juvenals Körper-Geist-Verbindung schwimmend, wird deutlich, weshalb Ungenauigkeiten bei Skoglöf tatsächlich intuitive Umsetzungen dieser Idee bedeuten. Dieser Mann kann das Nichts formulieren, dem Esoterischen Glaubwürdigkeit verleihen und die Dimension seiner Bilder eins zu eins neben sich selbst stehen lassen. Denn hier besitzen sowohl Kunst als auch Künstler selbstverständliche Größe.