Rente mit 27

Fünf Jahre arbeitete Alexander Schimmelbusch für eine Investmentbank. Dann ging er 27-jährig in Rente, um ab dann zu schreiben. Sein zweiter Roman „Blut im Wasser“ gewann 2009 den Hotlist-Preis der jungen Verlage. Schimmelbuschs Vater Heinz „Schibu“ Schimmelbusch war bis 1993 der größte Arbeitgeber Frankfurts und Mitglied im Präsidium des Bundesverbandes der Deutschen Industrie.

In Ihrem Roman treffen sich zwei Menschen, Alex und Pia, nach langer Zeit. Das könnte ein sanfter Liebesroman werden – wenn es den Tod nicht gäbe.  „Blut im Wasser“ handelt ganz konkret vom Tod, weil eine der beiden Protagonistinnen schwer erkrankt ist und eben eine sehr düstere Prognose bekommen hat und sich auf die Suche macht nach ihrem verlorenen Freund, um ihn noch einmal zu sehen.

Sie haben in den USA gelebt – wie nah fühlen Sie sich den Figuren? Ich habe an den Schauplätzen des Buchs viel Zeit verbracht. Deswegen ist mir das Umfeld  bekannt, ein bisschen auch die Einstellung und die Wahrnehmung. Der Blick auf Dinge ist mir sehr nah. Aber die Handlung sind erfunden.

Warum kommen bei Ihnen die reichen europäischen Einwanderern mit ihren Jägerklamotten so schlecht weg? Niemand kommt hier gut weg. Das ist kein besonderes Deutschenbashing. Das ist alles nur ein bisschen lächerlich. Ich habe in Amerika studiert und man kann Deutsche sofort erkennen, in ihrer Barbour Jacken-Reiterstiefel-Burberry-Schal-Polo-Hemd-Kluft, die eher im Taunus, oder in Vororten von Düsseldorf getragen wird.

Warum zitieren Sie Alfred Herrhausen mit den Worten: „Wir müssen das, was wir denken, auch sagen. Wir müssen das, was wir sagen, auch tun. Und wir müssen das, was wir tun, dann auch sein, meine Damen und Herren.“ Herrhausen symbolisiert für mich ein bisschen die untergegangene BRD, die Deutschland-AG. Pia und Alex, die kommen aus dem Taunus und entstammen so einer Art von konservativer, aber auf positive Weise konservativen, deutschen Elite. Die Persönlichkeiten in der Wirtschaft und in der Politik, die waren damals irgendwie ein bisschen interessanter als heute. Und Herrhausen war, als Teil eben dieser Elite eine sehr faszinierende Person – ich habe ihn als Kind öfter mal gesehen: und der hat mich halt immer beeindruckt.

Alexander Schimmelbusch: „Blut im Wasser“, Blumenbar, 130 Seiten, 16,90 Euro

Jan Drees

Ich bin Redakteur im Literaturressort des Deutschlandfunks und moderiere den „Büchermarkt“.

Im Jahr 2000 erschien mein Debütroman „Staring at the Sun“, 2007 folgte ein überarbeiteter Remix des Buchs. Im Jahr zuvor veröffentlichte der Eichborn-Verlag „Letzte Tage, jetzt“ als Roman und Hörbuch (eingelesen von Mirjam Weichselbraun). Es folgten mehrere Club-Lesetouren (mit DJ Christian Vorbau). 2011 erschien das illustrierte Sachbuch „Kassettendeck: Soundtrack einer Generation“, 2019 der Roman „Sandbergs Liebe“ bei Secession. Ich werde vertreten von der Agentur Marcel Hartges in München.

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