Die 25-Jahr-Feier des Wuppertaler Informationsbüros Nicaraguas bot am Samstag in der Börse Ein- und Rückblicke in vergangene, Lebensgeschichten bildende Zeiten.
Zur Gründung gliederte sich das Büro in den damals linkspolitisch geführten Trend ein. Die sandinistische Befreiungsfront war in Mittelamerika Beispiel eines gelebten Traums, den der anderen, der besseren Welt. Während in Europa antiimperialistische Utopien eben solche im Zuge des Kalten Krieges blieben, war Nicaragua greifbare Projektionsfläche einer hilfsbereiten Bewegung.
25 Jahre später sind nationale Drittweltvisionen von umfassenderen Globalisierungsdebatten abgelöst. Die Veranstaltung mutierte aber obschon seiner Klassentreffatmosphäre nicht zum romantisierenden Abgleich eines zurückliegend kollektiven Erlebnisses. Selbstkritisch, zuweilen gar selbstironisch wurden aktuelle wie zukünftige Positionen und Notwendigkeiten des Büros debattiert.
Inzwischen fliegen keine solidarischen Arbeitsbrigaden zur Kaffee-Ernte nach Nicaragua. Vielmehr werden Projekte vor Ort finanziell unterstützt, fachspezifisches Know-How an verschiedene Institutionen vermittelt: vom Dritte-Welt-Laden bis zur straff organisierten Nicht-Regierungs-Organisation. Das Informationsbüro steht im kritischen Austausch, beispielsweise mit den Globalisierungskritikern von Attac, die irritierender Weise am Samstag allzu häufig als Globalisierungsgegner bezeichnet wurden.
An kleinen Indizien wie diesen ist auch Entfernung ablesbar. Die Nicaragua-Bewegung verband in ihren Anfängen popkulturell inspirierte Motive mit ausgleichend gesellschaftlichem Engagement. Inzwischen sind die neuen Heroen IWF-Demonstranten, Marken- und Produktionskritiker. Im Nicaragua-Büro ist das jüngste Mitglied „um die dreißig“, sagte einer der Aktivisten. Die einstigen Rocktage sind offensichtlich vorbei.
(Beitragsbild: Wikipedia / mejiaperalta)