Schwarze Kutten und weiße Haut, eine Menge Schall und Schalmeienklänge: das erste Feuertanz-Festival auf der Waldbühne vereinte am Freitag Mittelalter und Jetzt-Zeit.
Im Honigbiertaumel feierten beinahe 2000 Besucher zu Brachialmusik von In Extremo, Schandmaul, Cephalgia und Schattenleben. Die ebenfalls angekündigten Bloodflowers waren im Ferienstau stecken- und daher dem Gothic-Großereignis ferngeblieben. Die Wuppertaler Metal-Rocker von Schattenleben eröffneten kurz nach vier mit Dudelsack, Bass, Gitarre und Textzeilen, die bisweilen sogar den „Zorn der Gerechtigkeit“ beschworen.
Cephalgia, ebenfalls aus dem Tal, senkten das Niveau mit Coverversionen wenig später zwar spürbar, dafür ironisch gebrochen. Ihr röhrendes „Hit me baby one more time“ gefiel, enthielt eine deutlich masochistische Konnotation, passte also zum Festival selbst. Das Publikum jubelte auch, als Schandmaul-Sänger Thomas in die Menge schrie: „Das ist ein geiles Gefühl, wir hier oben und ihr da unten.“
Spätestens dort war deutlich, dass die Welt im Reich der Rollenspiele, Trinkhörner und Druidenbärte wohl geordnet ist. Der gegenwärtigen Unsicherheit wird eine existentielle Lebensschablone gegenüber gehalten und verdrängt, dass zwischen Dudelsack und Drehleier sogar die Geige elektronisch ist. „Mittelalter-CDs“ stand sogar an einem Merchandisingstand.
Während Schandmaul zwischen Folk und Rock über „Spitzbuben und anderen Halunken“ sang, verkündete „In Extremo“ um halb neun trotz blauen Himmels: „Es regnet Blut!“ Stattdessen regnete es pyrotechnische Effekte und Viva kompatible Mythen der inzwischen Stars zu Nennenden. Die Helden sind ähnlich kraftmeierisch wie Rammstein; Dudelsäcke, eine Trommel aus Pferdefell, Flöten, Zaubersprüche und Kreistanz grenzen sich jedoch von der BWLer-Band ab und schließen ihre Untertanen stattdessen in ein Herz aus Stahl. Das Publikum war begeistert, ausnahmslos.
„So etwas hat hier gefehlt“, sagte ein Besucher. Nach der gelungenen Premiere wird kein Wuppertaler Fahrensmann künftig darben, da darf man ausnahmsweise in die Zukunft blicken und hoffen, dass der Feuertanz nach diesem Ereignis auch in kommenden Jahren weitergehen wird.
(Beitragsbild: Stefan Füsers / Wikipedia)