Als Carl Cox Sonntagmorgen um kurz vor halb drei hinter seine Plattenspieler ging, flammten im Butan-Club nicht nur die Stroboskop- sondern auch die Kamera-Blitzlichter auf. Der Auftritt des schwer gefragten wie heiß erwarteten Techno-DJs lockte Clubreporter aus allen Ecken an. Die ibizabegeisterten Gäste waren vor ihrem Sommerurlaub ohnehin schon da und stimmten sich während eines fulminanten Sets auf die Space-Nächte der kommenden Wochen ein.
Cox legte nicht einfach auf, er inszenierte und machte aus dem wenige Quadratmeter großen DJ-Kasten eine Bühne. Seine auffordernden Armschaufel-Gesten rissen die Schulter an Schulter schwitzende Menge mit, bei House, Techno oder in der gesteigerten Version „Tekkno“, mit progressiv erscheinenden Drum’n’Bass-Einschüben. Diese Gesten sind in ihrer Wirkung nur mit Feuerfontänen einer Heavy-Metal-Show vergleichbar. Cox war im Butan präsent wie der nicht weniger massige Laurence Fishburne in Matrix. Selbst der Blick auf punktuell nach oben springende, die Luft an sich reißende Hedonisten erinnerte an die perfekt choreographierte Zion-Szene in „Reloaded“.
Er involvierte ein bisschen Funk, ein bisschen Soul, ein bisschen Rock’n’Roll und man war drin im Flow. Dazu gab es stark an Mittneunziger-BFBS Erinnerndes, Tribal-Sound, Bässe, Bässe, Bässe und Magie, die vermutlich nur ein Mann wie er schaffen kann. Zwischendurch wähnte man sich, trotz treibender Beats, in absoluter Stille, als hätte die Welt für einen Moment den Atem angehalten. Wie Cox, der Musiker, das schaffte? Mit den Augen. Sein Blick in den Club war Hypnose. Die Menge ließ sich festhalten und führen. Einem Besseren hätte man sich unter der Mitternachtssonne nicht anvertrauen können. (Bild: Wikipedia)