…oder: Jungfrauen unter sich. 2000 traf Like-a-virgin-Madonna auf I-am-a-virgin-Britney-Spears. Und es ging gut. Warum Madonna die Popqueen 2000 ist: und Britney Spears auch.
„Ich bin eine Perfektionistin. Und will immer mehr – genau wie Madonna“, sagte Britney Spears über die, die ihre Mutter sein könnte. Die schwangere Mama Madonna reagierte souverän und zeigte nicht nur Verständnis sondern auch Sympathie für Britney. Damit gehörte sie zu den wenigen (in ihrem Alter) beziehungsweise den vielen (der Jüngsten). Mit Worten wie „Görenhochmut“ kommentierten die einen, die Twentysomethings, sowie die Angehörigen der Generation Golf die Äußerungen des Kindidols Britney, „Weltklasse“ japsten, riefen, schrieen, kreischten die anderen, die Teens, die Kids.
Britneys Qualitäten wurden ausgerechnet von Madonna selbst in zwei kurzen Sätzen perfekt formuliert: „Klar, die ist doch klasse. Sie ist immer so schön braun gebrannt.“ Ähnliches hörte man auch über Jürgen aus dem Big-Brother-Container, (allerdings nicht aus dem Mund Madonnas), und irgendwie war Jürgen in den Momenten ebenfalls ein bisschen Britney. – Gab es Unterschiede?
Hat das Jahr 2000 gezeigt, dass Jürgen wie Britney ist und Britney wie Madonna? Oder eher, dass, mathematisch nüchtern betrachtet, Jürgen sich zu Britney verhält wie Britney sich zu Madonna? Zu lösen ist, zu lösen war diese Frage nicht und es bleibt abzuwarten, ob sich Ulrich Wickert schon bald wegen den Jürgens dieser Welt aus dem Fernsehgeschäft zurückzieht.
Wahrscheinlich würde er damit ebenso viel wie Billy Cogan, der die Smashing Pumpkins „wegen Britney Spears“ aufgab, erreichen. Fakt ist: Britney bleibt. Jürgen auch. Den Madonnen und Madonnas dieser Welt kann das egal sein. Zwar zählt inzwischen der Erfolg, nicht das Ergebnis, seitdem Inhalt nur noch Content heißt. Aber Madonna bleibt auch 2000 die Königin ihrer Anhänger. Madonna hat 2000 mit Music eine schlüssige Platte produziert, Britney dagegen sich selbst kopiert, es wieder getan, sich dafür entschuldigt (Oops I Did It Again) und beide hatten Erfolg. Und?
Sowohl Madonna als auch Britney Spears sehen sich den derzeitigen Generationenkonflikt gelassen an. Sie haben längst verstanden, dass der Wettbewerb zwischen ihnen nicht existieren kann, dass sie in anderen Stadien spielen. Oasis gegen Blur hat funktioniert. Vielleicht weil das Männer sind. Die Generation-Golf-Generation kann immer wieder behaupten, dass der Wettbewerb zwischen Madonna und Britney deshalb nicht existiert, weil das Produkt der einen mit Musik zu tun hat, das der andere nicht.
Die Kids verhalten sich in dem Fall souverän. Britney-Spears-Fans werden vielleicht irgendwann auch Madonna-Alben kaufen, anders herum, dass Madonna-Fans „…Baby One More Time“ in das CD-Fach legen, ist schwer vorstellbar. Britney hat polarisiert. Und macht nicht allein das eine große Künstlerin aus?
„Das nächste Lied ist für Britney“, hat Madonna bei einem ihrer Konzerte gesagt. Das Lied trug den Titel „What I Feel Like For A Girl.“ Und plötzlich hatte Madonnas Sympathie zu der amerikanischen Jungfrau weniger damit, sondern vielmehr mit Sehnsucht zu tun und man verstand, weshalb dieser eine Song von damals in dem neuen „Music“-Clip auftauchte. Dieser eine Song stand vielleicht für die Wahrheit und unterstrich diese Sehnsucht Madonnas nach der Unschuld, der Jugend… Er hieß: Like A Virgin.