Ein Loblied auf die Buchhandlung, die besten Bücher, die man eben dort erstehen kann, Facebook-Literaturnominierungen, die schönsten Wanderwege der Wanderhure und einen Mann mit Trapez vorm Kopf – hier im LesenMitLink-Linkradar.
Die legendäre Hugendubel-Filiale am Münchner Marienplatz schließt 2016 und die Süddeutsche Zeitung hat einen rührenden Abschiedstext veröffentlicht. Die Schließung folgt einem langjährigen Trend – selbst New York ist keine Buchstadt mehr (schwelgen wir noch einmal mit Rizzoli Bookstore), dabei lassen sich die verbliebenen Häuser eine Menge einfallen, um ihre Kunden an sich zu binden, wie „Lessing und Kompanie“ aus Chemnitz, deren Tumblr „Kunden und ihre Lieblingsbücher“ begeistert (Bild rechts). Bei Flavorwire gibt es eine liebevoll inszenierte Klickstrecke mit den schönsten Buchhandlungen der Welt – Orte, an denen wir vor allem keine arroganten Cortal Consors-Kunden sehen wollen.
Facebook: Nach Biernominierungen gibt es nun auch Literaturnominierungen. Die Kettenbriefe sehen so aus: „Schreibe 15 Autoren aller Richtungen auf, die dich beeinflusst haben und dir immer erhalten bleiben werden. Liste die ersten 15 auf, die dir in weniger als 15 Minuten einfallen. Dann nominiere mindestens 15 Freunde, inklusive mir, damit ich sehen kann, welche Autoren es bei meinen Freunden werden. Um loszulegen, kopiere dies und stelle es vor deine Aufzählung.“ Apropos Alkohol: Als ich von der Oetinger-34-Seite hörte, fragte ich mich noch, was Bier mit Storytelling zu tun hat. Ist aber ein neues Portal, das Autoren, Illustratoren, Junior-Lektoren und Leser miteinander bekannt machen will.
Seit seinem 12. Lebensjahr hat der Schweizer Stefan Bachmann vier Romane geschrieben (damals fing er auch an, am Konservatorium zu studieren) – selbstverständlich auf Englisch (er ist Halb-Amerikaner), selbstverständlich sehr erfolgreich, mit 100.000 verkauften Exemplaren in den USA. Sein Fantasy-Debüt „Die Seltsamen“ ist gerade bei Diogenes erschienen. Ich habe es mit Max von Malotki hier vorgestellt, im Anschluss dann sogleich den sehr sommerlich-melancholischen Roman „Zweiundzwanzig“ von Jean-Phillippe Blondel und „word is virus“, die gesammelten Essays zu William S. Burroughs von Cut-up-Kollege Jürgen Ploog (hier nachzuhören).
„Die Entscheidung ist falsch“, sagt Rechtsanwalt Thomas über das Urteil vom LG Düsseldorf gegen Voland & Quist. „Die schönsten Wanderwege der Wanderhure“ müssen eingestampft werden. Thomas: „Auch wenn Gerichte nicht unbedingt dafür bekannt sind, Spaß zu verstehen, hätten wir uns in diesem Fall eine intensivere Auseinandersetzung mit der vom Bundesverfassungsgericht wiederholt betonten Bedeutung der Satirefreiheit gewünscht. (…) Eine Auseinandersetzung mit dem Tucholsky-Zitat ‚Satire darf alles’ hielt das Gericht schlicht für nicht notwendig: Das Wort ‚Satire’ taucht im Rahmen der Grundrechtsabwägung in den Urteilsgründen der Einfachheit halber gar nicht auf.“
In eigener Sache: Im LesenMitLinks-Blog gibt es neue Texte zu Sibylle Lewitscharoff (hier von Spiegel-Online aufgegriffen), „Fast genial“ von Benedict Wells, „Nullzeit“ von Juli Zeh, „Absolute Beginners“ von Colin McIness, das „Luhmann Handbuch“ und einen alten Jahresrückblick. Am Freitag las Feridun Zaimoglu in 1LIVE Klubbing aus „Isabel“ und 1LIVE Shortstory sendet morgen zwei Geschichten von Stephan Seidel. in Kleebatts Bücherblog und im Immer mit Buch-Blog gibt es etwas zu der „Was liest Du“-Veranstaltung für den „Ungewöhnlichsten Buchtitel des Jahres 2013“(rechts ein Foto mit Gewinner Volker Strübing, Maren Kahl und Torsten Woywood von der Verleihung).