In dieser Woche vor der Leipziger Buchmesse gab es lustige Augenblicke im Netz, beispielsweise als dieser Bücher-Panzer auftauchte (Beitragsbild oben). Seit diesem grandiosen Battle zwischen Die Welt und Fler sprechen beide Parteien nicht mehr miteinander. Weshalb sich Redakteur Matthias Heinen in dieser Woche eben hier mit linguistischen Mitteln des Wortes „Kek“ und seiner Verwendung im „ersguterjunge“-Kosmos genähert hat. Gute Nachricht nebenbei: Es gibt eine zweite Auflage des New German Fiction Preises, an dem alle, die bislang kein eigenes Buch veröffentlicht haben, teilnehmen dürfen. Und kommende Woche wird neben vielen anderen Preisen auch die von der Mayerschen Buchhandlung gestiftete Auszeichnung für den „Ungewöhnlichsten Buchtitel“ verliehen (Samstag ist Verleihung in Leipzig, ich moderiere.) Zunächst aber steht die Frage im Raum: Was ist ein Verlag? Was man Neudeutsch beantworten könnte mit: Ein Verlag ist, man hört es seit sich Eichborn mit seinem Merchandising-Börsen-Coup auf die Fresse legte, „Content“-Anbieter.
Daher verwundert es nicht, dass Bastei-Lübbe nun eine lesbare Version von Serien-„All you can see“-Dienstleister Netflix aufbauen – und damit den Umsatz binnen weniger Jahre verdoppeln will. Wie dieser Content präsentiert werden sollte diskutiert auch Journalist Don Dahlmann eben hier: „Als Verlag ist man allein auf Grund seiner Stellung und der Autoren, die man vertritt, in der Lage eine wichtige Rolle innerhalb der gesellschaftspolitischen Diskussionen zu übernehmen. Etwas, was Verlage in den letzten Jahren viel zu selten gemacht haben. Die Lücke, die durch schrumpfende Feuilletons entstanden ist, kann durch die journalistische Arbeit ersetzt werden, die aus den Verlagen kommt.“
Ist das jetzt eigentlich gut oder schlecht? Die Bundesregierung verleiht einen Buchhandelspreis. Somit dürften die „geistigen Tankstellen“ (was Kulturstaatsministerin Monika Grütters im Grußwort unmarkiert von Helmut Schmidt übernommen hat) endgültig unter Artenschutz stehen und ihre kapitalistische Relevanz eingebüßt haben. Ob dieser Preis eine gute Nachricht darstellt bleibt abzuwarten in einer Woche, in der über die vergünstigte MwSt. bei E-Books debattiert wird (Jörg Sundermeier in der taz). Wie man sich eine E-Book-Bibliothek zum Anfassen bastelt erklärt Konrad Lischka, einst Chefredakteur des Magazins Bücher, in seinem Blog.
Alles muss man selber machen: Nachdem im Karriere-Teil von spiegel.de einige prominente Wirtschaftslenker portraitiert wurden, erzählt Bachmann-Preisträger Tilman Rammstedt (Bild) im Freitext-Blog über seine persönlichen „Secrets of Success“: „Zeit mit seiner Familie ist ihm wichtig. Seiner Familie ist Zeit mit ihm nicht ganz so wichtig. Also frühstückt er allein: nur lauwarmes Wasser (Rammstedt hat eine ausgeprägte Affinität zur ayurvedischen Ernährung, seitdem er gehört hat, dass es wichtig sei, eine Affinität zu haben, auch wenn er nicht genau weiß, was Ayurveda ist, oder eine Affinität, oder Ernährung, oder Rammstedt), das er vor dem Trinken noch erhitzt und durch einen Filter mit gemahlenen Kaffeebohnen gießt.“
In eigener Sache: Ich habe ausgerechnet, wieviele Zeichen ich jährlich für Artikel, Scripte, Literatur, meine Dissertation schreibe (Buchstabenselfie). Es sind ca. 1,8 Millionen (oder 1000 Norm-Buchseiten). Da hilft es, an die frische Luft zu kommen, selbst wenn die Umstände trostlos sind, wie bei dieser Reportage von der Nazi-Demo in Dortmund, die im BR2 Zündfunk lief (hier). Kommende Woche geht es im BR 2 Zündfunk um „Planet Magnon“ von Leif Randt – ein Buch, das ich sehr schätze: anders als Michael Wildenhains „Das Lächeln der Alligatoren“ – heute eben hier „Einminutenverriss“ bei WDR 5. Weitere Finalisten für den Preis der Leipziger Buchmesse habe ich auch im Freitag vorgestellt.
Das Pausenbild
Konsuminventur
Es war nicht alles schlecht: Vergangene Woche ging es hier im Linkradar um den LIDL-Spot. Noch weniger nachgedacht haben die Leute von Coca-Cola, die dieses Filmchen zum 75-Jährigen von Fanta produziert haben. Dazu gab es das Versprechen: Die Jubiläums-Fanta würde „die gute alte Zeit“ zurück bringen. Blöd nur, dass Fanta 1940 im nationalsozialistischen Deutschland erfunden wurde. Das gab Häme, auch für den Slogan „Gut wie früher. Nur heute“ (und passt dann auch zu meiner Nazireportage in Dortmund.) Wir wollen nachträglich keine Widerstandskämpfer werden. Bei solchen Fehlern helfen nur ein Glas Mezzo-Mix und Humor. Hier geht es zu einer Sammlung verunglückter Werbekampagnen.