Wer hat gesagt, dass man mit Literatur kein Geld machen kann? Dieses Ehepaar hatte eine Idee: Wer den besten Aufsatz schreibt, bekommt ihre Farm. Die Welt berichtet, man hoffte auf 5000 Bewerber, die je 180 Euro Teilnahmegebür bezahlen. So käme das Paar auf 900.000 Euro. Die Farm selbst ist 546.000 Euro wert: „Sollte der Plan mit dem Wettbewerb und der Teilnahmegebühr allerdings nicht aufgehen, werden sie die Gebühren zurückzahlen und den Wettbewerb abbrechen.“ Da investiert man doch lieber in den Bierverlag, über den Dirk von Gehlen gerade nachgedacht hat – auch wenn nicht der, sondern Die Andere Bibliothek just den Preis für das schönste Buch gewonnen hat. „69 Hotelzimmer“ heißt es und kommt von Michael Glawogger. Wir gehen mal davon aus, dass hier nicht das „elende Kumpelsystem“ am Werke war. (Das Beitragsbild ist aus dem Buchstabenmuseum in Berlin).
Short-Hotlist: Nun sind sie raus, jene zehn Bücher, die für den diesjährigen Hotlist-Preis der unabhängigen Verlage nominiert sind, und zwar „Saisonarbeit“ von Heike Geißler, Dinaw Mengestu, mit „Unsere Namen“, Monika Rinck, mit „Risiko und Idiotie“, Sifiso Mzobe vom Wuppertaler „Peter Hammer Verlag“ mit „Young Blood“, Merle Kröger mit „Havarie“, Eugeniusz Tkaczyszyn-Dycki mit „Tumor linguae“, Rauni Magga Lukkari & Inger-Mari Aikio-Arianaick mit Erbmütter – Welttöchter, Arno Camenisch mit „Die Kur“, Kai Weyand mit „Applaus für Bronikowski“ und Anke Stellings „Bodentiefe Fenster.“
Verschwendet: Der Begleitschreiben Blog berichtet hier über die Veranstaltung „Elendes Kumpelsystem“ beim Erlanger Poetenfest mit Ursula März (Bild), René Aguigah, Jörg Sundermeier und Florian Felix Weyh. März war wütend: „Ich halte es für vollkommen sinnlos, für wahnsinnig sinnlos. Ich muss es jetzt mal loswerden. Ich halte auch diese Veranstaltung für eineinhalb Stunden vertane Zeit.“ Thema der Diskussion war eben jenes oben angesprochene Kumpelsystem. „Frau März musste dann etwas früher weg. Sie stellte den Roman des Kollegen Hajo Steinert vor. Einen Tag vorher hatte schon Ursula März ihren neuen belletristischen Erzählungsband auf dem Hauptpodium präsentieren können; vorgestellt von Dirk Kruse und/oder Hajo Steinert.“
Der Seele-Fant weint: Max Kruse, einer der Söhne von Puppenmacherin Kärthe Kruse, und Erfinder von „Urmel aus dem Eis“ ist tot. Er starb im Alter von 93 Jahren. Kinderbuchexperte Tilman Spreckelsen schreibt im F.A.Z.-Nachruf auch, dass Religion in den Büchern Kruses keinen Platz. „Stattdessen setzt der Autor auf das, was Menschen und andere Wesen miteinander in Beziehung setzt: auf Kommunikation und Einfühlung.“ Mehr zur Augsburger Puppenkiste gibt es in meinem Text über „Schlupp und der grüne Kapitalismus“ (hier im Blog).
In eigener Sache: Als in den 80er Jahren der brasilianische Fußballer Sócrates in Italien landete sagte er: „Ich möchte hier vor allem Gramsci im Original lesen und die Geschichte der italienischen Arbeiterklasse studieren.“ Diese Antwort ging via SZ gerade rum und Mairisch-Verleger Daniel Beskos kommentiert mit Wikipedia: „Im Jahre 1983 antwortete Sócrates in einem Interview auf die Frage wie er sterben wolle mit: ‚Ich möchte an einem Sonntag sterben und Corinthians (São Paulo) soll Meister werden‘. Sócrates starb an einem Sonntag, wenige Stunden danach gewann Corinthians die Meisterschaft.“ Bei Mairisch erscheint „Die Philosophie des Laufens“, mit einem Essay von mir. Mehr dazu bald hier im Blog.
Pausenvideo
2013 war er noch einer der Diskutanten beim Social Reading zu David Foster Wallace’ „Der bleibe König“: Literaturgenie Clemens J. Setz. Nun begeistert der Grazer mit einem neuen Werk, das es in seiner Opulenz mit Wallace aufnehmen kann. „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“ wird nicht nur überall besprochen – es bekommt auch sein eigenes Social Reading, wieder organisiert von Guido Graf (Uni Hildesheim). Das Buch ist nominiert für den Deutschen Buchpreis. Beim Social Reading werde ich mit dabei sein. Mehr dazu (wie bei der „Philosophie des Laufens“) – bald hier im Blog.
Konsuminventur
Edit: Die neue Ausgabe der Leipziger Superliteraturzeitschrift ist bei mir angekommen und darin gibt es die „Seinfeld Trivia“ zur beliebten US-Sitcom (übersetzt von Jörn Dege und Kristina Schilke aus dem IMDB; wo der deutsche YouTube-Sternchen-Film „Kartoffelsalat“ gerade zur schlechtesten Produktion weltweit gekürt worden ist.) Unter Konsumgesichtspunkten war diese Info interessant: „Der Regisseur Steven Spielberg berichtete, während der Dreharbeiten zu Schindlers Liste (1993) so niedergeschlagen gewesen zu sein, dass er sich Folgen von Seinfeld auf Video ansah, um sich aufzumuntern.“