Die Leipziger Buchmesse ist vorbei, Saša Stanišićs Kalender ausgebucht, auch Diederich Diederichsen gelesen. Da steht der Indiebookday vor der Tür. In Litauen hat eine kleine Buchhandlung eine große Idee und Sibylle Lewitscharoff kommt zur lit.COLOGNE: Hier im Linkradar der Woche.
Saša Stanišić (Bild) hat den Preis der Leipziger Buchmesse in der Sparte Belletristik gewonnen für seinen grandiosen Roman „Vor dem Fest“ – neben Katja Petrowskajas „Vielleicht Esther“ mein Favorit) was man hier nachlesen kann. Ja, ich war sogar derart begeistert, dass ich Saša spontan zu einer Lesung nach Wuppertal eingeladen habe. Er wird am 7. Mai im Köhlerliesel zu Gast sein. In Fürstenberg, Fürstenfelde, Fürstenwalde, Fürstenwerder und Prenzlau hat Stanisic für dieses unfassbar komische Buch recherchiert. Ein Mix aus Grimmelshausens „Simplicissimus Teutsch“, den Lyrics von „The Streets“ und Moritz von Uslars rüdem „Deutschboden“.
Popmusik ist in der Diederichsen-Form archivarisch. Fast 1000 Gramm wiegt sein neues Buch „Über Popmusik“(hier vorgestellt mit Ingo Schmoll in 1LIVE Plan B). – „Wenn Pop-Musik aus markierten und unmarkierten Teilen besteht, ist es schwer vorstellbar, dass die markierten, gegen ein konventionell liedhaftes oder rhythmisch einfaches Medium gewonnenen Formen nicht zeichenhaft fungieren,“ schreibt er und baut eine umfangreiche Meta-Theorie darüber auf, was seiner Meinung nach Pop-Musik ist. (Beispielsweise eben nicht nur das Album oder der Track, sondern das gesamte Pop-Paket: Auftritte, Bilder, Klamotten und andere Codes.) Spex-enzyklopädisch.
In Litauen hat eine kleine Buchhandlung gezeigt, dass man auch intelligent für Bücher werben kann. Ihre Kampagne „Become Someone Else“ ist so viel besser als die „Vorsicht Buch“-Peinlichkeiten, (von der Schrott-Homepage angefangen) die man hier zu sehen bekam Am Dollste war das überdimensionale Buch auf der Messe 2013, wo sich Menschen mit Tauen knebeln lassen konnte, denn: „Lesen fesselt“. Die „Vorsicht Buch“-Plakate erinnern teilweise an den „Weissen Ring“ und sind sich für keine Verkitschung zu schade. Die Studienzeitschrift Leipziger Lerche hat hier besagte Buchhandlung aus Vilnius besucht und einen schönen Text geschrieben.
Daniel Beskos von Mairisch hat das amerikanische Konzept des „Indiebookday„ kopiert (falsch: erfunden!). Am 22. März ist es wieder so weit. Angelehnt an den „Record Store Day“ kann jeder am kommenden Samstag in den Buchladen gehen und ein Buch kaufen, das er gerne haben möchte. Einzige Bedingung: es muss aus einem unabhängigen, kleinen oder Indie-Verlag stammen. Über die sozialen Netzwerke (Facebook, Twitter, Google+) kann man dann ein Foto des Buchs unter dem Stichwort „Indiebookday“ teilen oder im Blog seiner Wahl mit dem #indiebookday. (Was Indie-Verlage sind, wird z.B. hier erklärt). 2013 habe ich das Ganze hier gefeatured.
In eigener Sache: Im Blog gibt es neue Texte über Volker Strübing, Gewinner des Preises für den ungewöhnlichsten Buchtitel 2013, noch mehr von Jo Lendle, etwas über „DZ“ von Selim Özdogan und auf 1LIVE.de „Isabel“ von Feridun Zaimoglu. Am Freitag dieser Woche liest in 1LIVE Klubbing Käptn Peng aus seinem Debüt „Der unsichtbare Apfel“. In 1LIVE Shortstory liest am heutigen Mittwoch Marek Harloff, am Donnerstag Inga Busch und am Freitag Robert Stadlober (es gibt noch kostenlose Restkarten). Am Sonntag senmdet 1LIVE die Shortstory „Das historische Gedächtnis“ von Anna Kordzaia-Samadaschwili. Ich besuche für die ARD heute Sibylle Lewitscharoff auf der lit.COLOGNE.
Konsuminventur
Auch wenn es schon alle gesehen haben: Der Videoclip „First Kiss“ war in der vergangenen Woche das vermutlich größte Konsumereignis. Deswegen sollte es hier archiviert werden. Einmal, weil später auch der Letzte erkannt hatte, dass in dem Film bekannte Models mitspielten und hinter der Kampagne „Wrenstudio“ steht, die fesche Klamotten für fesche Leute herstellt. Es dauert nicht lang, bis die ersten Parodien im Netz auftauchten, darunter „First Handjob“, die Tiere von Jimmy Fallon und das schlaue VICE hat 20 echte Fremde, die keine Models sind, dafür bezahlt, sich zum ersten Mal zu küssen. Die Realität ist: unsere, macht aber in Köln noch viel mehr Spaß, wo es nur 45 Minuiten gedauert hat, um „First kiss Cologne“ im Kasten zu haben.