Mit besten Grüßen von Fuerteventura – während ich den Sukultur-Nachfolger von „Teneriffa“ beende wird 3000 Kilometer entfernt über die Verfilmung von Shades of Grey diskutiert und ob der Übersetzer eines Comics gleichzeitig als Rezensent seines quasi eigenen Werks auftreten darf. Es gibt große Veränderungen im Campus-Verlag und so gut wie keine Veränderung bei der Auflage von E-Books. Ist Drucktechniker jetzt wieder ein Job mit echten Zukunftsaussichten? (Hier geht es zur Sonntagsfrage vom Börsenblatt)
Schuld ist jeder irgendwann: Deshalb ist es auch kein Wunder, dass sich Ferdinand von Schirachs Geschichten (hier mit einem großen Interview im LesenMitLinks-Blog) so gut verkaufen. Sie konfrontieren ihre Leser mit dem Dunklen, das in uns allen steckt. Aber ausgerechnet Doris Dörrie hat vor vor drei Jahren eine Story aus dem „Verbrechen“-Debüt verfilmt. Der Spiegel schrieb damals: „Krimi goes Kitsch.“ Sechs weitere Geschichten des Bandes wurden 2013 von Oliver Berben als Miniserie verfilmt – und nach Taiwan verkauft, wo Schirach Bestsellerautor ist. Nach dem Vorbild von Netflix zeigt nun das ZDF die neuen Folgen zum „Schuld“-Band vorab in der Mediathek (hier anzusehen).
Beat it: Noch größer ist freilich die Debatte um die Verfilmung von „Fifty Shades of Grey“ (und der hier verwendete „false friend“ ist beabsichtig). Es muss ein fürchterliches Unterfangen sein, die heute in Deutschland anlaufende Soft-S/M-Schnulze anzusehen – und der Spiegel präsentiert hier eine Sammlung der bekanntesten S/M-Filme, mit Münster-Tatort-Staatsanwältin Mechthild Großmann als Domina (in den 80er). Gegen so viel Schund, da glauben wir WELT-Literaturkritiker Elmar Krekeler aufs Wort, helfen entweder der LEGO-Trailer oder das Spongebob-Plakat (Beitragsbild der Woche im Linkradar), jedenfalls eine massige Portion Ironie.
Social Turn, mal wieder: Im Blog der Berliner Festspiele gibt Christina Zintl, Dramaturgin des Theatertreffens und des Stückemarkts ein interessantes Interview. 280 Autoren und Projektemacher haben heuer Texte und Projektentwürfe eingereicht. Was im literarischen Bereich beklagt wird, muss sich das Theater keinesfalls vorwerfen lassen: fehlende gesellschaftliche Relevanz. „Fast ein eigenes Genre sind Stücke über Arbeitswelten, da geht es um Globalisierung, Kapitalismuskritik. Daneben gibt es zahlreiche Stücke, die im familiären Bereich spielen, dort ist ein großes Thema die Demenz.“ Bild: Screenshot aus diesem Video.
Listenliteratur: Perlentaucher-Chefredakteur Thierry Chervel hatte im Dezember über den Niedergang der Literaturkritik erzählt. Dann kam das BuchMarkt-Interview mit Jörg Sundermeier, (hier die Reaktionen im Blog und sowohl hier als auch hier weitere Quotes). Jetzt wurden die Nominierten des Preises der Leipziger Buchmesse bekanntgegeben, nicht zu verwechseln mit dem Leipziger Buchpreis. Zum ersten Mal mit Lyrikband. Florian Kessler schreibt auf meiner FB-Seite: „Ich denke, die Liste reagiert bißchen auf die Listen-Diskussionen des letzten Jahres – sie ist ja ganz schön unvorhergesehen, widersetzt sich dem Ansinnen, dass da alle Strömungen etc. abgebildet werden müssten.“
Konsuminventur
Einheitsbrei: Es ist interessant, im Winter auf den Kanaren zu sein und frischen Fisch neben ebenfalls frischen Tomaten liegen zu sehen – und nicht in absurder Kombination, wie die in Deutschland erhältlichen, mit Fischwasser aufgezogenen Holland-Gewächshausprodukte. Der Anbauverband Bioland berichtet auf seiner Homepage über ein weiteres Konsumproblem: „95 Prozent des in Europa verkauften Gemüse-Saatguts, so ergab eine Studie im Auftrag der Grünen im Europäischen Parlament, werden inzwischen von nur fünf Firmen geliefert. Allein Monsanto beherrscht 24 Prozent des Marktes – zum Beispiel in Gestalt der bei Tomaten-, Paprika- und Gurkensaatgut führenden niederländischen Firma De Ruiter, die Monsanto 2008 gekauft hat.“