Als Warm-up-Act von „Fettes Brot“ begeisterte Rapperin Nina „Fiva“ Sonnenberg. In den Städten schreien junge Poetry-Slam-Besucher bei ihren großartigen Auftritten. Nach mehreren Alben und etlichen Preisen kommt nun das erste Buch: „Klub Karamell“.
„Konzertkarten acht Wochen vorher kaufen und an die Pinnwand heften – tagelanger Entscheidungskampf, welches die richtigen Turnschuhe für den Abend sind.“ Hey, das ist tolle Literatur, zurechtgeschnitzt und rausgerappt von „Fiva“, einer der heißesten MC’s unserer nationalen Spoken-Word-Szene. Die 1978 geborene Münchnerin kommt mit derart anrührenden Zeilen und in der Tat tanzbaren Ideen um die Ecke, dass man niederknien mag.
Ihre Klub-Karamell-Gedichte heißen „Ich wäre soweit Hollywood“, „Lebenslaufcharts“ oder „Wetteraussicht Paradies“ und sie kommen ohne Spoiler daher. Ganz schlicht, rein und rausgerissen aus unserem, aus dem echten Leben. „Fiva“ hält sich nicht mit Dichterfürsten, Koryphäen, Literaturgeschichten, obskuren Sprachproblemen auf, sondern komponiert sehr elegant Jetzt-Momente aneinander: „Wenn ich dich in die Arme nehme. Lässt du mich dann endlich los?“
Dieses Buch ist wunderbar, so schmal und schön und aufregend designt vom 21-jährigen Grafikwunder Matthias Friederich. Die beiliegende CD, auf dem „Fiva“ 18 Texte performt, kann man getrost auf Loop stellen. Wenn eine Stimme im Gedicht „Fahrerwechsel“ fordert: „Doch ich will volles Programm / Auch mit Unfallgefahr / Und nicht nach jeder Kurve denken: / Sind wir schon da?“, dann löst „Fiva“ genau das mit ihren Texten sofort ein. Sie bietet volles Programm.
Entweder schreien die Zeilen große Sehnsüchte heraus oder sie weinen zwischendurch, ganz leise, aus dem Off quasi: „Wenn ich dir zuhöre. / Bist du dann endlich still?“, hier möchte niemand der Angesprochene sein. Und das ist auch wunderbar an dieser Autorin. Sie schreit für einen, was man sonst nur denkt und spielt Theaterstücke schon mal durch, im Kopf, geht schon mal vor, auf den Liebeslebenwegen.
Beispielsweise zum Thema Zusammenziehen: In „Lebenslaufcharts-Album“, was recht trostlos endet: „du nimmst die Couch – ich die Sessel – so haben wir uns beide sitzen gelassen.“ Was davor geschah? Wird nicht verraten. Aber diese paar Zeilen zeigen: Das sind große Dramen und kurze Sätze. deshalb muss „Klub Karamell“ auch nicht mehr Seiten haben. Wo andere nur reden, reden, reden – da rappt „Fiva“. Und verdreht einem flux den Kopf dabei.
Fiva: „Klub Karamell“, Voland & Quist, 62 Seiten + CD, 12,80 Euro