„Eine gut gemachte, originelle Bausünde zeichnet sich durch Mut, Einfallsreichtum und eine beherzte Entschlossenheit aus“, schreibt Universität der Künste-Mitarbeiterin Turit Fröbe in ihrem unterhaltsamen Bildband – und ehrt Wuppertal mit einer eigenen Seite im Buch.
Das Herz schlägt höher, wenn man sieht, welche Ergebnisse Amazon bereithält, gibt man „Die Kunst der Bausünde“ ins Suchfeld ein – erscheint doch gleich auf Platz 2: „Marburg – Abbruch und Wandel: Städtebauliche Planungen einer historischen Stadt“, wo ebenso gut ein Bildband aus Wuppertal stehen könnte, man denke nur an den Alten Markt, die Hauptschule in Vohwinkel, den Bahnhof in Oberbarmen . Auf Marburg folgt grammatisch halb richtig „Weg damit! Der ‚Abreißkalender 2007“, wo es vermutlich „Abrisskalender“ heissen müsste. Untertitel: „Deutschlands Bausünden – weg damit!“ Zum Glück wurde eben nicht alles abgerissen, denn der Charme dieses Bandes liegt in der Möglichkeit, auf Gerümpel-Safari zu gehen und sich in wirklich anzusehen: Das „Happy Rizzi House“ in Braunschweig, den M. C.-Escher Surrealismus im Eigenbau, den sogenannten „Bierpinsel“ in Stieglitz.
Gleich zwei Straßen von meiner schönen Altbauwohnung entfernt ist das ebenfalls im Buch aufgenommene und als „Kampfstern Galactica“ bezeichnete BEK-Haus (in alter Fassung, mit Akzenta ebenerdig). Was lernt man also aus diesem Buch, außer dass irgendetwas kolossal schief gelaufen ist, bei den Stadt- und Eigenheimplanern der deutschen Nachkriegszeit? Vielleicht, dass erst das Hässliche gängige Sehgewohnheiten unterläuft und uns wachsamer werden lässt. Daher ein kleiner Aufruf für diesen Blog: postet bitte Eure größten (selbst fotografierten, bzw. rechtefreien) Bausünden – daraus bastele ich in wenigen Tagen eine schöne Galerie.
Turit Fröbe. „Die Kunst der Bausünde“, Quadriga, 182 Seiten, 16,99 Euro