Bloc Party ist Clubact des Jahres 2005. Ist diese Aussage verwunderlich, weil die coolen Briten eigentlich als neue, angeblich Franz Ferdinand inspirierte Rockformation gelistet werden? Zudem haut ihr Schlagzeug zentriertes Silent Alarm-Album jeden The Cribs- oder Kaiser Chiefs-Versuch mit Leichtigkeit um.
Bei Bloc Party geht es ums Ganze, um Schnelligkeit, um den ständigen Kampf zwischen Gitarrenmelodie und Beat, es geht um ganz große Rockmusik. Dennoch: Die Jungs sind nicht Bühnen-, sondern Clubband des Jahres. Das ist durch ein Negativ- und ein ergänzendes Positivbeispiel leicht erklärt. Über den lustlosen, gleichgültig abgemischten Gig in Kölns Live Music Hall möchte man schweigen. So wenig Bombast war selten. Bloc Party wirkten zusammengecastet. Kommunikation innerhalb der Band fehlte komplett, ebenso ein bisschen inspirierte Aggression.
Da hat ihr Album mehr zu bieten, Schwamm drüber. Denn Bloc Partys „Helicopter“-Song war im Frühjahr bereits Clubhymne und man muss nicht alles, die Bühne und die DJ-Kanzel rocken. Für letztere war es ein guter, ein tanzbarer Neujahrsstart, die Chemical Brothers steuerten ihren Boxen sprengenden Teil dazu bei, Bloc Party stand knapp darüber. Aber dieses Debütalbum war nicht allein Tanzflächenmusik, es changierte zwischen den beiden Feldern. Doch jetzt lösen sie ein, was von ihrem Livekonzert erwartet werden konnte. Womit wir beim Positivbeispiel wären.
Mit der hervorragenden Silent Alarm Remixed-Platte werden alle 13 Stücke lauter, an vielen Stellen härter, noch tanzbarer, ungewöhnlicher, schillernder, näher, clubrelevanter, man weiß nicht, ob niederknien oder ausrasten angesagt ist, wenn diese Scheibe erst einmal läuft. „Like Eating Glass“, im Original eine dröhnende Großmaulansage, verwandelt sich unter Fittichen der Liverpooler Ladytron Zapatista in ein oberflächlich zurückgenommenes, unterschwellig jedoch höchst nervöses Kleinod.
Dazwischen ist man ebenso zerrissen wie paralysiert und wird erst von Nathan J. Whiteys „Helicopter“-Interpretation aus dem musikalischen Nebel in klare Luft gezerrt. Hier sind Stimme und Schlagzeug Konkurrenten. Im folgenden „Positive Tension“ dominiert dagegen ein grandioser 80er-Jahre-Fanfareneinspieler das ganze Stück, man mag an nichts anderes denken und hofft, diesen Einspieler oft geloopt in herbstlichen Clubnächten wiederzufinden. „Banquets“ wiederum ist im Remix fetter, gleichzeitig mit wirklich süß herausgearbeiteter Melodie.
So geht es in einem fort, dank Remix-Helden wie Death From Above 1979, Mogwai oder dem kongenialen Erol Alkan. Eine unglaublich gute Platte, ein bitte nicht mit restlichem Brit Pop zu vergleichender Start in die ganz große Karriere. Der Club gehört Bloc Party längst, das Studio auch, fehlt eine angemessene Bühnenpräsenz – aber wenn man Berichten vergangener Festivalwochen vertrauen möchte, ist auch Letzteres erreicht.