Bis zum heutigen Abend (24 Uhr) kann man sich anmelden für Dirk von Gehlens Internetschreibprojekt – ab 12 Euro geht es los. Was erwartet uns? (Das Beitragsbild ist von SQUIECH-Design)
Der Journalist Dirk von Gehlen (Süddeutsche Zeitung) wird Ende der Woche, am 21.12.2012 sein neues Buch beginnen. 2011 startete er mit „Mashup“ im Suhrkamp-Verlag. Dieses Mal kann man zusehen auf der Seite enviv.de, das steht für: Eine neue Version ist verfügbar. Wer sich als Unterstützer anmeldet, bekommt regelmäßig eine Email mit neuen Kapiteln. Die dahintersteckende Idee: Durch die Digitalisierung wird der Entstehungsprozess Teil des Produkts – und kann definitiv nicht kopiert werden. Dirk von Gehlen vergleicht dieses Verfahren mit einem Fußballspiel: „Das Fußballspiel ist die Produktion eines Ergebnisses, das benötigt wird, um eine Tabelle zu formen. Ein Buch ist das Ergebnis eines Schreibprozesses. Nun können wir problemlos das Spiel anschauen und müssen nicht auf das Ergebnis warten.“
Das Ganze klingt nach Ex-Dresden-Dolls-Sängerin Amanda Palmer, die gerade für ihr Album 1,2 Millionen US-Dollar eingesammelt hat. Ganz so viel ist es bei Dirk von Gehlen nicht. Aber er hat bereits über 14.000-Euro eingesammelt (Finanzierungsziel waren 5.000 Euro, die schnell überschritten wurden). Vom „Zündfunk“ im BR bis zum Schweizer Tagesanzeiger reicht die mediale Aufmerksamkeit. – Das Endprodukt gibt es später als PDF oder auch als gebundene Sonderedition, die vom Autor selbst produziert wird. Hausverlag Suhrkamp, wo Dirk von Gehlen 2011 sein Buch „Mashup“ veröffentlichte, steckt nicht heimlich dahinter. Arbeitsprozess und Thema des neuen Projekts kommen in „Eine neue Version“ ist verfügbar zusammen. Dirk von Gehlen: „Ich glaube – und das ist die These des Buches, dass Kultur durch die Digitalisierung zu Software wird. Und nicht mehr nur ein fester Werkgegenstand ist, sondern ein beweglicher, verflüssigter, in Versionen ausgelieferter liquider Gegenstand. So wie es von Software immer Updates und neue Versionen gibt: glaube ich, dass das auch von Songs, Musik, Büchern möglich ist.“
Nun kann man sagen, dass eine aktualisierte Neuauflage eines Buches das bereits ermöglicht (nicht nur, wenn es in der geweissten Zweitfassung von Maxim Billers „Esra“ daherkommt). Bereits jetzt gibt es Projekte wie im Düsseldorfer „Zakk“ oder im Berliner „LCB“, bei denen Autoren aus ihren neuen Romankapiteln vorlesen. Autoren wie Franz Kafka (im Prager Café) oder Thomas Mann (daheim) haben Werkstattvorlesungen gehalten. Dass es eine Harcorefangemeinde von Steven King gibt ist offensichtlich. Aber wie sieht das bei unbekannteren Schriftstellern aus? Kann das funktionieren? Ein Fußballspiel ist mit Sicherheit spannender als ein Livetexten. Das hat sogar Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek erfahren müssen, als sie ihren Privatroman „Neid“ kostenlos in Etappen auf ihre Homepage stellte. Das Interesse war relativ gering. Deshalb betont Dirk von Gehlen auch, dass er selbst nicht weiss, wie sein Projekt funktionieren wird, es ist ein erster Anfang. Dass Menschen sein Buch lesen wollen, ist bewiesen. Mehr Leser als Elfriede Jelinek hat Dirk von Gehlen sicher – finanziert ist das Ganze auch. Eine neue Version ist verfügbar: ab 21.12.2012.
[…] Dirk von Gehlen (u.a. “Mashup” bei Suhrkamp) schreibt in seinem neuen Buch “Eine neue Version ist verfügbar” (hier bei Metrolit) unter anderem über Vilém Flusser, der deshalb keine Übernahmen anderer Autoren gekennzeichnet hat, weil diese ihre Ideen ebenfalls von anderen Menschen haben, die es auch nur irgendwo gelesen haben sollen usw… Nicht erst seit Helene Hegemann wird darüber diskutiert, wo die Inspiration aufhört und das Plagiat beginnt. Nun hat Bestsellerphilosoph Rolf Dobelli Stress, weil er plagiiert haben soll. Dazu wird Hanser wie folgt im Buchreport zitiert: “Bei den von Nassim Taleb bemängelten 22 konkreten Vorwürfen würden in 19 Fällen Sachverhalte thematisiert, […]
[…] werden nur dann lektoriert, wenn es der Autor wünscht (wie zuletzt Dirk von Gehlen, der bei „Eine neue Version ist verfügbar“ das Lektorat extern eingekauft hat). Der Literaturmarkt ist so groß wie der Kino- und der […]