Manchmal haben Frauen ein bisschen Haue gern – beim Erotikverlag ANAIS aus Berlin. Ein Gespräch mit Programmleiterin Jennifer Hirte über ihren 18-jährigen Newx´comer-Star Rebecca Martin und die SM-Autorin Cornelia Jönsson.
„Männer schreiben anders über Sex und Erotik. Mir ist es aber wichtig, dass der Sex so beschrieben wird, dass er für mich nicht nur erregend und nachvollziehbar ist, sondern auch persönlich und sympathisch ist. Ich habe ganz ganz oft bei Texten von Männern das Problem, dass sie zu derb sind oder zu mechanistisch oder zu unterkühlt.“ Jennifer Hirte ist Programmleiterin des gerade schwer gehypten Erotikverlags ANAIS aus Berlin. Seit die 18-jährige Waldorfschülerin Rebecca Martin mit ihrem Erwachsenwerdenroman „Frühling und so“ die Boulevardmedien beeindruckte, sind die Veröffentlichungen des 2008 gegründeten „Schwarzkopf & Schwarzkopf“-Imprints in aller Munde.
„Frühling und so ist für mich ein ganz wichtiger Teil vom Programm, aber es hat natürlich eine besondere Position“, sagt Jennifer Hirte, „der Roman ist für mich eine Art Vorspiel. Er erschien ja als allererstes Buch, von den vieren, mit denen wir an den Start gegangen sind und tatsächlich ist es in der Menge und auch in der Art, wie es beschrieben wird, doch recht eingeschränkt.
Rebecca schreibt gar nicht so viel über Sex. Aber es passt gut in die Handlung, weil sie den Sex beschreibt, wie sie ihn als Teenager auch wirklich erlebt, also es geht jetzt nicht um Tantra oder so, sondern sie lernt halt jemanden kennen und dann passt es oder es passt halt nicht und am nächsten Tag muss sie dann wieder zur Schule. Sex ist hier also einfach ein wichtige Nebensache.“ Rebecca Martin (Bild rechts) wird demnächst bei 1LIVE-Klubbing lesen, als erste Schriftstellerin des ANAIS-Verlags.
Bei Cornelia Jönsson ist Sex mehr als eine Nebensache. Sie ist zehn Jahre älter als Rebecca, zehn Jahre weiter und ihrem SM-Roman „Spieler wie wir“ lehnt sich die bekennende Masochistin weit aus dem Fenster. In ihrer Geschichte wird eine Zweifrauen-WG geschüttelt, zerrüttet, gestoßen und geschlagen. Unterwürfige Leidenschaften werden detailreich beschrieben, Striemen gesammelt, Ohrfeigen stöhnend eingesteckt. Cornelia, als Walter-Kempowski-Preisträgerin mit ernsthafterer Literatur vertraut, pariert jeden Einwand mit einem charmanten Lächeln: „SM wird nicht unbedingt imer als etwas hartes empfunden, von denen, die es betreiben, sondern man kann halt auch sagen, dass Schläge eine intensive Form von Zärtlichkeit sind.“
Rebecca Martin: „Frühling und so“, Schwarzkopf & Schwarzkopf, 256 Seiten, 9,90 Euro / Cornelia Jönsson: „Spieler wie wir“, Schwarzkopf & Schwarzkopf“, 256 Seiten, 9,90 Euro