Eine brennende Eisenskulptur auf dem Vorplatz, mit Drachen-Wappentier geschmückt, warnte Freitagabend alle Stadthallengäste zu Beginn bereits vor „Remmi-Demmi-Kreisverkehr“ in den schönen Räumlichkeiten des Wunderbaus am Johannisberg.
Die Flammen deuteten nicht auf Beethovens Götterfunken. Auf Beethoven deutete an diesem Abend nur die bekannte Fassadeninschrift. Das brennende Armutsviertel-Mülltonnen zitierende Flackern diente profanen Zwecken, war ein Hinweis aufs werbefinanzierte Leuchtreklamenlicht des Branntweinherstellers „Bacardi“, der englisch-deutsch-sprachspielerisch die „B-Live“-Fete angekündigt hatte. Das „B“ steht natürlich für Bacardi selbst, „live“ heißt direkt und wenn man beides laut zusammenliest, ist ebenso das Wort „belief“, englisch für Glaube, denkbar. Wir glauben an die Marke! Und das Plattenunterhalterduo „Plastik Funk“ glaubte mit, als Glanzgäste des Abends. „Zum Brodeln“ sollte es werden, laut oft gelesener Ankündigung.
Seit Mai 2006 reist der Getränkekonzern mit seiner Reihe durch die Welt, von Miami bis Amsterdam, im Gepäck ein paar Leinwände, Leuchten, ganz viel Musik und Werbetafeln, die strategisch in den gemieteten Räumlichkeiten angeordnet werden. Plakate hängen seit langer Zeit an jeder Ecke, jedem Winkel Wuppertals. Die Fete war vermutlich auch deshalb schnell ausverkauft. Viele Gäste inszenierten hemdsärmelig und knapp gekleidet eine geradezu duschfrische Turnerbundfröhlichkeit, zeigten ihre akurat herausgebildeten Jugendkörper, wie gewünscht. In beiden Parterre-Tanzsälen war das Parkett schnell gefüllt, bei elektronischen Tönen im Hauptsaal und den südamerikanischen Takten von Plattenunterhalter „Crack-T“ im Nebenraum.
In hubschrauberröhrender Klangqualität hörten alle, was die Künstler hinter ihren Pulten auf der altargleichen Bühne zauberten. Weiter hinten mischten die Thekenkräfte eigens für diese „B-Live“-Reihe kreierte Sammelsuriumsgetränke, mit frischen Himbeeren, Minze und Südfruchtbrause. Wer mit dem Auto angereist war, durfte kostenlos alkoholfreie Flüssigkeiten im Vestibül ordern. Die Stimmung war schön und ordentlich, erinnerte eben nicht an die oben angesprochenen Vorplatzflammen, dank vielzahlig postierter Sicherheitsmenschen. Auf der Leinwand zeigten Lichtbildkräfte nette Graphikspielereien und Hauptaugenmerk dieser Fete blieb Bacardi selbst. Mit herausragendem Erfolg: Um ein Uhr nachts ging der Schnaps an den Theken aus und die Veranstalter riefen tatsächlich bei der Konkurrenz im Butan an und baten, ein paar Flaschen auszuborgen. Dass Butan-Chef Tobias Wicht, der mit Plattenunterhalterin Marusha besagter Bacardiveranstaltung die Stirn bieten wollte, freundlicherweise aushalf, ist: ehrenhaft.