Eine lustige Truppe Blaufußtölpel, eine quietschend-klagende Truppe kleiner Füchse und nicht weniger als das Universum stecken in den schönsten Bilderbüchern dieses Monats.
Bereits im vergangenen Jahr begeisterte Aina Bestard mit ihrem (zeitweilig vergriffenen) Bilderbuch „Wie alles begann“ – über die Entstehung unserer Erde. Grafisch auf ähnliche Weise avanciert ist nun „Alles dreht sich. Die Wunder unseres Sonnensystems“, erneut mit durchscheinenden Pergamenteinlagen, geprägtem Cover, mit ausklappbaren Seiten, die weit ins Weltall reichen. Eine Hommage an die Geschichte der wissenschaftlichen Illustration im 19. Jahrhundert, als es noch keine ausgeklügelten Apparate zur astronomischen Beobachtung gab – das Universum von Künstlern vorgestellt wurde. Bestards Bilder ahmen Linien, Punkte und Raster nach, die an alte Gravurtechniken erinnern, stilisierte Leisten spielen auf die Rahmung alter Panoramadrucke an, womit auch dieses Buch einen ebenso künstlerischen, wie kulturhistorischen Anspruch hat.
„Alles dreht sich“ ist wie ein Gang durchs naturkundliche Museum, das in kleinen Texttafeln wissenschaftliches Wissen vermittelt, Sterne, Galaxien, aber auch Satelliten vorstellt (darunter die relativ neuen, sehr hellen Lichterketten des Starlink-Systems, das weltweiten Internetzugang ermöglichen soll), den Ursprung des Sonnensystems vor etwa 13,8 Milliarden Jahren illustriert, die Schichten der bis zu zwei Millionen Grad heißen Sonne vorstellt, ihre Größe anschaulich macht (unsere Erde passt 1,3 Millionen Mal in die Sonne), bevor jeder einzelne Planet vorgestellt wird – ausnahmsweise mit Pluto und seine fünf Monde. Der Zwergplanet ist übrigens so weit entfernt, dass es 5:30 Std. braucht, bis das Sonnenlicht zu ihm gelangt (bis zur Erde braucht das Sonnenlicht lediglich 499 Sekunden). Dem beinahe Unfassbaren oder Unvorstellbaren gibt dieses Buch eine verblüffende Anmutung und macht unweigerlich Lust auf Planetarienbesuche und moderne Sternenbeobachtungen, die durch Apps wie der „Sky Guide“ mit ihrer „Augmented reality“-Funktion, umso leichter geworden sind. Aina Bestard: „Alles dreht sich. Die Wunder unseres Sonnensystems“, aus dem Katalanischen von Ursula Bachhausen, Gerstenberg, Hildesheim, 60 Seiten, 26 Euro, ab 10 Jahre
Der Blaufußtölpel ist „ein großer, tropischer Vogel aus der Gattung Soliformes mit schwarzem und weißem Gefieder und knallbunten Füßen“, wird lexikalisch knapp auf dem (selbstverständlich blauen) Vorsatzpapier dieses Bilderbuchs erklärt, bevor die Familie der Tölpel an sich vorgestellt wird: „Alle rotfüßigen Tölpel sind begnadete Bäcker. Und Rudi macht Mandelkuchen, oh, sowas von lecker.“ Es ist Winter, der Kuchen steht auf dem Fenstersims – bis der freche Blaufußtölpel die Chance ergreift, und: „Wir folgen den Spuren, ist es noch weit? Linker Fuß, rechter Fuß, verliert keine Zeit.“ Ein kleinkindgerechter Kriminalfall in wenigen Bildern: À la recherche du gâteau perdu sozusagen, mit einigen Finten, Wendungen und einem überaus überraschenden Ende. Rob Biddulph: „Der Blaufußtölpel“, aus dem Englischen von Sophie und Peter Torberg, Diogenes, Zürich, 32 Seiten, 18 Euro, ab 3 Jahre
Bereits im vergangenen Jahr erschien dieses kleine Bilderbuch der französischen Autorin Delphine Bournay, die hierzulande vor allem bekannt ist durch ihre „Krümel und Pefferminz“-Bücher (bei Hanser). Im tiefen finsteren Wald leuchten unheimlich blitzende Augen auf, doch droht keine Gefahr: eine Meute kleiner Wolfskinder will zur Nacht Küsschen, Geschichten, ein Lied: „Der Mond ist aufgegangen / Die goldnen Sternlein prangen“ usw. So dämmern die sieben Augenpaare langsam dem Schlaf entgegen, bis nur noch ein Schnarchen zu hören ist. Geschickt spielt diese Geschichte mit der Furcht vor der Dunkelheit – und vertreibt dieses auf äußerst vergnügliche Weise. Delphine Bournay: „Im tiefen finsteren Wald“, aus dem Französischen von Alexander Potyka, Picus, 17 Euro, 32 Seiten, ab 4 Jahre