vDie Weihnachtszeit beginnt und somit auch die Suche nach schönen Büchern für junge Leserinnen und Leser – mit einem großen Monsterkatalog, einem vergesslichen Eichhörnchen und therapiereifen Dinosauriern.
Es ist bekannt, dass infolge der Corona-Pandemie nicht nur identitätspolitische und hyperindividualisierte, sondern auch niedliche und eskapistische Inhalte reüssieren. Während erstere die Kränkung unserer steuer- und regelungssüchtigen Gesellschaft spiegeln, sind letztere Trostpflaster. James Stewart und K Roméy haben in den sozialen Netzwerken bereits große Erfolge mit ihren psychologisch inspirierten Dinosauriercomics. Stewart, der 2019 eine ADHS-Diagnose bekam, schreibt im Vorwort des gerade bei Eichborn erschienenen Sammelbandes, wie er durch diese Diagnose neuen Antrieb bekam, dass er seine Depression „nicht mehr länger als irgendein diffuses Unwohlsein“ betrachtete, „das mich daran hinderte, Dinge zu erledigen und meine Komfortzone zu verlassen. Ich hatte jetzt eine konkrete Erklärung dafür.“ Dieses Dinosaurier-Buch, unterteilt in die Kapitel „Erwachsenwerden“, „Depression“, „Glücklichsein“, „Beziehungen“, „Erfolg und Scheitern“, ist ein harmloser Spaß, freundlich, rührselig, die illustrierte Entsprechung einer dicken Daunenjacke. James Stewart (Text), K Roméy (Illustration): „Dinosaurier-Therapie“, aus dem Englischen von Zoë Beck, Eichborn, 144 Seiten, 14 Euro
Der amerikanische Illustrator Mateo Dineen hat sich auf Monster spezialisiert – seine Kalender verkaufen sich weltweit, das „Monsta“-Bilderbuch von Dita Zipfel war 2018 ein großer Erfolg. Nun hat er sich mit dem französischen Kinderbuchautor Grégoire Kocjan zusammengetan und einen unglaublichen, großformatigen Monsterkatalog entworfen; um einem siebenjährigen Kind die Angst vor jenen nur vermeintlich unheimlichen Lebewesen zu nehmen, die im Schrank, unter der Treppe oder im hintersten Winkel des Gartens hausen. So treffen wir auf den miesepetrigen Grump, den chaotischen Dusselracker Hinkebein und das Gluckerchen (Lacrima intelligentia), „das sich in Schulmappen versteckt, Papier und die Späne von Stiften, die man in Anspitzern findet, frisst.“ Entstanden ist ein Umblätterbuch, das sich an Naturlehrbüchern orientiert und, wie in „Monsta“ das nur vordergründig zu Fürchtende entgruselt. Mateo Dineen (Illustration), Grégoire Kocjan (Text): „Der unglaubliche Katalog der Monster“, aus dem Französischen von Anne-Kathrin Häfer, Tulipan, 25 Euro, 64 Seiten, ab 6 Jahre
Am 1. Dezember beginnt der meteorologische Winterfang, und den Eichhörnchen ist zu wünschen, dass sie in den kommenden Monaten einige ihrer gerade erst versteckten Haselnüsse wiederfinden. Bekannt ist, dass die Nager per se vergesslich sind. Diese Vergesslichkeit ist Anlass der neuen Geschichte von Werner Holzwarth, einem der profiliertesten Kinderbuchautoren der vergangenen dreißig Jahre. Bekannt wurde er zusammen mit dem Wuppertaler Illustrator Wolf Erlbruch als er „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“ erzählte. Das neue Buch stellt eine appetitlichere Suche vor, denn „schon als Baby wusste das Eichhörnchen, dass man im Herbst Nüsse sammeln muss, um im Winter etwas zu fressen zu haben.“ Die digital entstandenen Bilder, auf schönem, offenem Papier gedruckt, ahmen die Körnigkeit einer Schneedecke nach und gewiss interessiert werden Kinder dieser Nuss- und Sinnsuche folgen, bis das hier vorgestellte Tier eine tröstliche Begründung für seine Vergesslichkeit gefunden hat. Das, was ihn quält, liegt in der Natur der Sache oder in der Sache der Natur. Ein sehr schönes Buch für die morgen beginnende Adventszeit . Werner Holzwarth (Text), Mehrdad Zaeri (Illustration): „Der Winter des Eichhörnchens“, Gerstenberg, 32 Seiten, 19 Euro, ab 4 Jahre