Piratenfahrten, Traumausflüge, schmollende Bären und ein Hamster mit Popcorntüte begeistern in den Sommer-Bilderbüchern für den anstehenden Ferien-Juli.
Ein Hamster mit Popcorntüte, ein sich verspätender Storch, der blubbernde Fisch und einige andere Tiere fragen im Pappbilderbuch von Susanne Straßer: „Kann ich bitte in die Mitte“ und verzögern den Vorlesemoment bis zur letzten Seite. Dieser beinahe postmoderne Witz spielt mit kindlicher Ungeduld und innerer Nervosität, mit dem Wunsch nach Ruhe und Toben gleichermaßen, mit der Suche nach dem Platz im Leben – liebevoll und mit sattem Strich. Eine Empfehlung. (Susanne Straßer: „Kann ich bitte in die Mitte?“, Peter Hammer Verlag, Wuppertal, 24 Seiten, 14,90 Euro, ab 2 Jahre)
Seit mehr als 60 Jahren wachsen niederländische Kinder mit den Abenteuern des kleinen Bären Pippelu auf. Fleur van der Weel hat die Reime von Annie M. G. Schmidt (1911-1995) neu illustriert. Das ist nachgerade niedlich gelungen mit kleinen, zumeist beruhigenden Vignetten wie dieser: „Kleiner armer Pippelu / hat noch lang die Augen zu. / Ach, er liegt auf der Matratze! / Hebt vor Schmerzen keine Tatze! / Will keinen Apfel, keine Nuss, / nicht mal von Mama einen Kuss. / Will nicht rennen und nicht tollen, / Pippelu will nur noch schmollen …!“ (Annie M. G. Schmidt, Fleur van der Weel (Illustration). „Pippelu“, aus dem Niederländischen von Birgit Erdmann, Bohem, Münster, 16,95 Euro, ab 2 Jahre)
Als sei er dem Piratenladen und -schreibprojekt von Dave Eggers entlaufen, zeigt sich Saša Stanišić auf der letzten Seite seines ersten Kinderbuchs; mit Kapitänsmütze und Totenkopfemblem, mit Augenklappe und obligatorischem Schiffsvogel. „Sein Sohn Nikolai lebt und spielt zum Glück auch in Hamburg“, steht da, und dass dieser Nikolai eifrig miterzählt habe, außerdem sei das Taxi auf dem Vorsatz und einige Insekten von ihm gezeichnet. Die restlichen, in ähnlichem Strich angefertigten Illustrationen kommen von Katja Spitzer, untermalen das neue Genre der Taxigeschichten. „Ein Ich erzählt die Taxigeschichten“, schreibt Stanišić im Vorwort, „dieses Ich bin für meinen Sohn – ich. Ich, der eine Zeit lang viel gereist ist und dessen Reise mit dem Einstieg in ein Taxi begann und damit endete, dass er das Taxi verließ und nach Hause kam.“ In 28 phantastischen Kurzgeschichten und anekdotischen Miniaturen berichtet dieses Ich von Reifenpannen, sehr kleinen Riesen, vom Käsetaxi, einer gebuchten Fahrt durchs Mittelalter und von sehr vielen Piraten. Ahoi! (Saša Stanišić, Katja Spitzer (Illustration): „Hey, hey, hey, Taxi!“, Marisch, Hamburg, 96 Seiten, 18 Euro / ab 4 Jahre)
Verwunschen und nächtlich düster zeigt dieses neonleuchtende Bilderbuch träumende Faultieren, Buckelwale, Vögel: „Wie ein Wollknäuel träumt das Rotkehlchen – wovon nur? Vom Frühling. Den eiskalten Schnabel ins Federkleid verborgen, denkt es an Beeren, Kirschen, rote Früchte.“ Dieses Buch bringt in entrückten Bildern Tiere und ihre Träume zusammen, nähert sich damit der anderen Welt, die für Kinder noch zur Realität gehört, gibt eine Ahnung vom Fremden, vom Unbewussten, ist dabei ein bisschen unheimlich, jedoch ohne Alptraumvisionen, ohne Nachtalpen: „Leuchtend träumt das Glühwürmchen. Über den hohen Gräsern taumelt es funkelnd durchs Dunkel und blinkt wie ein Stern in der Ferne.“ (Isabelle Simler: „Süße Träumer“, aus dem Französischen von Ulrich Störika-Blume, von Hacht Verlag, Hamburg, 72 Seiten, 15 Euro, ab 4 Jahre)