Reisen mit einer maßlos wachsenden Schlingpflanze, sehnsüchtigen Tiefseequallen, einer auszumalenden Unterwasserwelt und – es geht um ein kleines Ferkel – zum Spielplatz bilden den Rahmen für die Bilderbücher im Spätsommer.
Nach „Das kleine Nein-Schwein“ veröffentlichen Katja Reider (Text) und Henrike Wilson (Illustration) ein Klappbilderbuch, das mit zarten Farben und straffer Kontur von einem Tag im Ferkelleben erzählen, denn: „Was Ferkel ganz besonders mag? Natürlich einen Ferkel-Tag! Mit Toben, Matsch und Sonnenschein. ‚Komm, Papa, pack die Schaufel ein!’ Dann nichts wie raus, das ist doch klar, die Ferkel-Freunde sind schon da!“
So reimt sich die Geschichte über den Spielplatz zurück nach Hause ins Badezimmer. Diese unspektakuläre Fabel ist ein guter Einstieg in die Lebensjahr für Lebensjahre avanciertere Bilderbuchwelt, die im August über Carl Cneut und Barroux zur minimalistischen Reise des kleinen Pippo führen wird. (Katja Reider und Henrike Wilson: „Ab in die Wanne, Ferkel!“, Hanser, 20 Seiten, 10 Euro).
Der belgische Illustrator Carll Cneut präsentiert mit seinem Malbuch „Unterwasser“ (hier) nach „Komische Vögel“ eine weitere Schule des Sehens. „Gib den Meerestieren in diesem Buch Farbe und Form, zeichne ihren Lebensraum“, animiert der Klappentext. „Du kannst kritzeln und zeichnen, malen und tupfen. Und nein, du musst nicht innerhalb der Umrandungen bleiben.“
Diese Veröffentlichung unterscheidet sich von gängigen Malbüchern, weil die kindlich-freie Art des Aus- und Anmalens, des Nachbildens und Variierens aufgegriffen wird – in der gleichen Ernsthaftigkeit, wie vor einigen Jahren ein Vater die Zeichnungen seiner Kinder in Photoshop-Kunst verwandelt hat (hier) oder wie inzwischen zahlreiche Anbieter die kindliche Kritzeleien in Schmuckstücke übersetzen (hier). Nur sehr kurze Hinweise lenken die Kreativität der Leser dieses ungewöhnlichen, sehr offen konzipierten Buchs. (Carll Cneut: „Unterwasser“, Bohem, 80 Seiten, 17, 95 Euro, ab 3 Jahre)
Erst auf den zweiten Blick erkennbare Kleinigkeiten zeichnen diese Geburtstagsgeschichte aus, in der ein aufgeregter, kleiner Junge von der Realität ins Surreale gelangt. Der 56-jährige, französische Illustrator Barroux erzählt con einem Jungen, der sich über die Gaben freut: „Mein allerschönstes Geschenk aber ist ganz klein und grün und heißt Schling-Schlang. Um Schling-Schlang werde ich mich von nun an jeden Tag kümmern. Wie ein Japanischer Staudenknöterich wuchert diese Pflanze, bis sie im überraschenden Pop-Up-Mittelteil aus dem Buch herausragt. (Barroux: „Meine Pflanze Schling-Schlang“, aus dem Französischen von Andreas Illmann, Schaltzeit, 40 Seiten, 15 Euro, ab 4 Jahre)
Mit asiatisch anmutendem Strich erzählt die japanische Illustratorin Satoe Tone vom blauen Frosch Pippo, der nicht mehr träumen kann – und deshalb traurig ist: „Wenn er abends nicht einschlafen konnte, zählte er Schafe. Und als er so zählte, begegnete ihm ein kleines Schaf. Es erklärte ihm, dass es zu seinen Träumen reisen kann.“ Hier werden Kinder bereits auf „Alice im Wunderland“ und „Inception“ vorbereitet, mit einer Reise zu blühenden Mohnblumenfeldern, ins grünliche Unterwasser (siehe Carll Cneut), zu Quallen, die im tiefen Blau flüstern: „Wir möchten so gern in einer Augustnacht an Himmelszelt mit den Sternen tanzen.“ Es ist eine Reise durchs Jahr, bis erst der Novemberregen fällt, dann der Dezemberhimmel schweigt und sich Pippo erneut auf die Suche macht – zum Traumschaf, Richtung Frühling. (Satoe Tone: „Pippos Reise“, aus dem Englischen von Christel-Rech Simon, Carl Auer, 36 Seiten, 19,95 Euro, ab 4 Jahre)