Wann fing das an? Seit wann suggerieren Technikkonzerne, Musik ließe sich auf Klingeltöne reduzieren? Seit wann wollen Handykamerafotos Abbildungen großer Ereignisse sein? Was ist eine digitale Bluetooth-Community gegen mitternächtliche Realkommunikation am Tresen? Ein Konzert am Mittwoch, eine große Partyveranstaltung am kommenden Samstag und die baldige Luisenstraßen-Eröffnung zum 24. September verbannen das Mobiltelefon ins Gürteltäschchen.
Madsen und Junges Glück am Mittwoch im Butan: Es war ein Punkpopkonzert, das an Ali Mitgutsch erinnerte. Der grandiose Bilderbuchautor ist durch seine unglaublich detailreichen Lebensschilderungen in kindgerechten Werken wie „Rundherum in meiner Stadt“ berühmt geworden. Auf jedem Quadratzentimeter passiert etwas Anderes, Neues, Spannendes. Genauso wirkten die Jungs aus Norddeutschland, wenn Sänger Sebastian Madsen rief: „Dieses Lied habe ich für meinen Toaster geschrieben!“
Während „Die Perfektion“ sehr schön abgemischt durch riesige Musikboxen drang alberte Bassist Niko Maurer mit Keyboarder Folli Jahncke. Sascha Madsen verprügelte unnachahmlich energisch sein Schlagzeug. Dann ein schüchterner Break von Gitarrist Johannes Madsen, anschließend „Hand in Hand“ der Schlimmpopper „Koreana“. Dazwischen Sportfreunde-Stiller-Veralbern, Metalpersiflage, kluge, doppeldeutige Sätze. „Ohne an Blöd-Gestern oder Hoffentlich-Morgen zu denken“, wie Vorband Junges Glück in die Beinahe-Menge hineinriefen.
Es war die perfekte Tanzatmosphäre. Dennoch fehlten hier und da ein paar Punk-Felixe und Indie-Sarahs. Doch wenn Madsen sangen: „Vielleicht ist das der Anfang, vielleicht ist das das Ende“ mochte man ganz laut hoffen: „Der Anfang, bitte!“ Alles Gute, euch, von ganzem Herzen, wirklich.
Das wünscht man auch zwei anderen, nämlich Tom Hanrath und Flo Horras, die am 24.9. ihre „Viertelbar“ im alten „La Guitarra“ eröffnen. Die Luisenstraße wird reich, mit vier schönen, Malachit75-grünen Räumen. Tom vom Ex-45rpm weiht mit Köhlerliesels Lieblingskellner und -DJ Flo ab 21 Uhr alles ein. Bei freiem Eintritt legt Schmoove aus Kassel auf. Wer bis dahin nicht warten möchte, der besucht kommenden Freitag die Elberfelder Elba-Hallen. Zur „Clubconfusion“ laden lokale Musiker, Plattendreher, VJs, Designkünstler zur Party der Woche. Nur ein paar Namen: Rainbow Warrior Soundsystem, Running Irie, M16 + G-Rebel, DJ Tom, Timm, Ghostdog, Jochen Kronenberg. Eintritt ab 22 Uhr, 10 Euro, VVK in allen relevanten Clubs und Kneipen. Ort: Friedrich Ebert Straße 117. Das kann kein Handy. Das sprengt jeden Kleinstfestplatten-Speicher.