Rolf Hochhuth ist einer der streitbarsten Schriftsteller unseres Landes. Er ist ein maßgeblicher Anreger des Dokumentartheaters. Internationalen Erfolg erzielte er mit dem „christlichen Trauerspiel“ Der Stellvertreter. Als rigoroser „Moralist und Mahner“ setzte sich Hochhuth wiederholt mit der NS-Vergangenheit und aktuellen politischen und sozialen Fragestellungen auseinander. In einer Vielzahl offener Briefe versuchte er seit den 1960er Jahren, Einfluss auf die Politik zu nehmen, und „fordert deren moralische Erneuerung.“
Langsam kommt Ruhe in die Causa Rolf Hochhuth, der kommenden Sonntag in Wuppertal auftreten wird. Nach anfänglichem Eklat, weil der erfolgreiche Schriftsteller in einem Interview ausgerechnet für die rechtspopulistische „Junge Freiheit“ Holocaust-Leugner David Irving lobte, hat eine Neubewertung stattgefunden. Kollege Ralph Giordano, anfangs einer der vehementen Angreifer Hochhuths, hat in einem offenen Brief der Berliner Zeitung seine Meinung revidiert. Giordano: „Ich kannte, wie die meisten, nur die Irving-Passage aus dem Interview mit der Postille bekennender Unbelehrbarkeit „Junge Freiheit“, nicht den Text darüber hinaus. Inzwischen verfüge ich über den vollen Wortlaut.“
Hochhuth wird anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus in der Citykirche Barmen ab 18 Uhr aus seinen Auschwitz-Gedichten lesen. Anschließend folgt eine Diskussion zwischen dem Autor und Antisemitismus-Experte Klaus Holz. Die Moderation übernimmt Heiner Lichtenstein, ehemals Rundfunkjournalist des WDR, Holocaust-Forscher und Berichterstatter bei den KZ-Prozessen. Wuppertalerin Rie Shiikawa begleitet die amerikanische Sängerin Lisa Cash am Piano. Der Eintritt ist frei. (Das Beitragsbild ist von Wikipedia und zeigt Rolf Hochhuth im jahr 1966 gemeinsam mit David Irving.)