Das 2011er-Archiv: Auf sie mit Idyll!

Das 2011er-Archiv: Auf sie mit Idyll!Mark Greifs „n+1“, Haruki Murakamis „1Q84“ und Annett Gröschners „Walpurgistag“ bilden das Jahresarchiv von 2011, als der Nobelpreisträger Tomas Tranströmer hieß, Island Ehrengast war auf der Frankfurter Buchmesse und Friedrich Christian Deliusden Büchnerpreis verliehen bekam.

„High Fidelity“-Autor Nick Hornby erfindet in seinem Vier-Geschichten-Band mit „Small Country“ das kleinste Land der Welt. Es liegt zwischen Frankreich, Italien, der Schweiz und hat eine Fußballnationalmannschaft, die selbst gegen Kleinststaaten wie San Marion oder den Vatikan mit 30:0 verliert (tatsächlich hat der Vatikan eine eigene Fußball-Auswahl und sogar eine Liga mit 16 Mannschaften). Die Niederlagen bekommen aber eine neue Qualität, als eines denkwürdigen Abends der neue „Small Country“-Star am Soccerhimmel den Rasen betritt… Außerdem geht es im neuen Hornby-Buch um: eine bemitleidenswerte Mutter die erfährt, dass ihr Sohn nicht nur heimlich als Pornodarsteller arbeitet, sondern auch über körperliche Vorzüge verfügt, die niemals von ihrem Gatten vererbt sein können. Außerdem tauchen ein „Nippeljesus“ auf und ein Videorecorder, der das zukünftige TV-Programm abspielen kann. (Nick Hornby: „Small Country“, übersetzt von Ulrich Blumenbach, Clara Drechsler, Harald Hellmann, 162 Seiten, 16,99 Euro / Das Hörbuch (3CDs, 186 Min.) ist erschienen bei „der Hörverlag“)

Diese Frauen sind zum Niederknien: Da ist Mutter Ilka, „die sich sogar beim Kontrollverlust in gewissem Ausmaß zuschauen kann“. Die empfindsame Joana reagiert sogar auf Tee allergisch und nennt ihren Mann „mit hysterischer Stimme hysterisch.“ Aus einer demütigenden Bridget-Jones-Situation entwickelt die Journalistin Nora wiederum eine fatale Habgier, die rührend wirkt. Und die unbedarfte Marie-Thérèse, eine „doppelte Jungfrau“, ist fest davon überzeugt, „dass zwischen Gut und Böse eine robuste Mauer“ verläuft, „so unüberwindlich, wie jene in Berlin.“ Doch Wollust, Zorn und andere Todsünden zerstören das Idyll, immer wieder: Kinder rächen sich erbarmungslos, aus Unsicherheit wird Judenhass, hinter jedem Schwur steckt ein Betrug, Hochmut zerstört eine wahre Liebe. Fazit: Jeder Mensch ist ein Abgrund: In sieben Beichten beobachtet Eva Menasse überaus scharf, wie „Lässliche Todsünden“ zu privaten Weltuntergängen führen. (Eva Menasse: „Lässliche Todsünden“, KiWi, 260 Seiten, 18,95 Euro)

Leichtfertigkeit ist ein Ausdruckszeichen des „Bossa Nova“ und es könnte die Hintergrundmusik sein für Philippe Djians aktuelles Buch. „Die Leichtfertigen“ ist ein klassischer Schriftstellerroman: Ein alternder Star-Autor schreibt am großen Comeback-Roman, er muss sich mit Minderwertigkeitskomplexen und der eigenen Egomanie herumschlagen, mit Weibergeschichten und Erektionsproblemen. Dann passiert etwas Ungeheuerliches: Seine Tochter, eine aufstrebende Schauspielerin, wird von Unbekannten aus heiterem Himmel entführt. Allerdings steckt hinter dieser Entführung eine ganz besondere Leichtfertigkeit – eine Täuschung. Das verdorbene Töchterchen hat dieses Verbrechen lediglich fingiert, um auf sich aufmerksam zu machen, um durch Presseberichte die eigene Karriere anzukurbeln. Alle Sorge war umsonst. Beinahe. Denn anschließend entwickelt der Autor eine Kontrollsucht, übergroßes Misstrauen. Er beginnt, seine Gattin zu beschatten und wird am Ende als Gehörnter dastehen. Fingerübung des großen französischen Autors. Unterhaltsam. (Philippe Djian: „Die Leichtfertigen“, übersetzt von Uli Wittmann, Diogenes, 222 Seiten, 19,90 Euro)

Rechtzeitig zur Python-Plage in den Everglades kam 2012 T. C. Boyles gewaltiger Tiermordroman “Wenn das Schlachten vorbei ist”. In einer verwickelten Handlung kämpfen Umwelt- und Tierschützer auf mehreren Pazifikinseln gegeneinander. Die eine Gruppe ist angetreten um Schweine, Schafe, Schlangen oder Ratten auszurotten. Auf jeder Insel ist eine andere Tierart in der Überzahl. Die Viecher sind irrtümlich auf die eigentlich geschützten Inseln gelangt. Danach haben sie sich epidemisch vermehrt und bringen seitdem komplette Ökosysteme aus dem Gleichgewicht. Gegen solche Plagen hilft Blutgerinnungshemmer, helfen Jagdstaffeln und Fallen. – Dahinter steckt ein fast romantischer Wunsch: Die Natur soll in einen Urzustand zurückversetzt werden. Aber ist nicht jedes Lebewesen achtenswert? Das wiederum behaupten militante Tierschützer, die mit Guerillamethoden antreten, den staatlich geförderten Ökomördern das Handwerk zu legen. Ab wann spielen wir Gott? Wie weit darf die Liebe zum Tier gehen? Schadet der Mensch, wo er schützen will? T. C. Boyle hat ein mächtiges Thema imposant, smart, unsentimental aufgearbeitet. (T.C. Boyle: “Wenn das Schlachten vorbei ist”, übersetzt von Dirk van Gunsten, Hanser, 464 Seiten, 22,90 / Das gekürzte Hörbuch, gelesen von Jan Josef Liefers, erscheint im Hörverlag)

Mark Greif ist einer von sechs Herausgebern des 2004 gegründeten Magazins „n+1“ aus New York. Benjamin Kunkel („Unentschlossen“) ist sein Kollege. Jonathan Franzen („Freiheit) sagt: „Immer wenn du denkst, intellektuell allein auf der Welt zu sein, fällt dir etwas wie n+1 in die Hände.“ Allen die genauso fühlen, kann geholfen werden. „Bluescreen“ heisst diese Essaysammlung, anspielend auf die gleichnamige TV-Technik. Laut Mark Greif können wir heutzutage nämlich auch unserem Leben jeden beliebigen Hintergrund verpassen. Es geht: Um die völlige Ästhetisierung des modernen Lebens. Heisst: Wie werden Disney-Stars wie Britney Spears und Paris Hilton zu Sexobjekten? Was hat das mit dem schwülstigen Film „Die Blaue Lagune“, mit „Lolita“-Autor Vladimir Nabokov, mit den Klamotten von Abercrombie & Fitch zu tun? „Vor dem Schlafzimmerspiegel sehen Mama und Tochter wieder genau gleich aus, Diesmal jedoch haben sie sich nicht mit Mamas Perlen und Stöckelschuhen herausgeputzt, sondern mit Kinderkleidung.“ Außerdem geht es um: Dating-Shows, „American Idol“, das beliebteste YouTube-Video „The Evolution of Dance“. Greif fragt, warum es so schwierig ist, rappen zu lernen – und wie steht es überhaupt mit dem Jetzt? „Innerhalb von zehn Jahren versetzte das Internet weltweit ganze Nationen, die eigentlich demokratisch und ganz vernünftig waren, in einen Zustand dämmriger Hast, während es einfacher wurde, Flugtickets zu buchen und sich einen Überblick über die Qualität von Restaurants zu verschaffen.“ Mark Greif: „Bluescreen“, übersetzt von Kevin Vennemann, Suhrkamp, 234 Seiten, 15 Euro

Der härteste Autor Deutschlands lässt die Sklaven los. Das gelangweilte Ehepaar Evelyn aus Claus aus dem Berliner Bonzenviertel „Grunewald“ heuern zwei Sklaven an: Den Altphilologen Bartos und die Osteuropäerin Lara, die von nun an gemeinsam den Haushalt schmeißen. Dem Buch sind zwei wichtige Zitate vorangestellt. Das eine stammt von Außenminister Guido Westerwelle: „Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zur spätrömischen Dekadenz ein.“ Das andere kommt vom antiken Römer Juvenal: „Difficile est satiram non scribere – Es ist schwer, darüber keine Satire zu schreiben.“ Thor Kunkel ging es da wie dem größten Satiriker, der je auf Erden gelebt hat. Entstanden ist ein höchst unterhaltsames Buch über den modernen Sklavenmarkt (der tatsächlich existiert – man frage wahlweise eine osteuropäische Zwangsprostituierte oder eine vom Chef gemobbte „Schlecker“-Kassiererin). ja, was wäre denn, wenn hier tatsächlich spätrömische Dekadenz herrschen würde? Keine schöne Vision, die in „Subs“ konsequent bis aufs Blut durchgespielt wird. Hammerhart. Wie so oft, denn: Thor Kunkel lesen, das ist wie Kickboxen. Immer feste drauf. (Thor Kunkel: „Subs“, Heyne Harcore, 452 Seiten, 19,99 Euro)

Sie nerven: Spam-Anrufer, die am Telefon ihr Zeug anpreisen, um Meinung, Adressinformationen, Kontonummern betteln. In Deutschland sind solche „Cold Calls“ längst verboten. Ausrotten lassen sie sich nicht. Die Italienerin Michela Murgia, Telefonverkäuferin für ein Multifunktionsküchengerät, hat in ihrem Blog über die andere Seite gepetzt und von Manipulationen, schlimmstes Betriebsklima und Betrugsversuchen am Telefon erzählt: Wie Hausfrauen genötigt werden, ein Mehrfunktionshaushaltsgerät zu kaufen, das satte 3000 Euro kosten sollte. Weshalb Callcenter-Chefs moderne Sklavenhalter sein können, die kostenlose Überstunden anordnen sobald man die Zielvorgaben nicht erreicht hat. Dazu gab es Gehirnwäsche-Seminare für alle Angestellten. Selbst vor SMS kurz nach dem Aufstehen haben die Arbeitgeber nicht zurückgeschreckt, weshalb Michela dann vorm Frühstück solche Sachen lesen musste wie: „Du bist nicht irgendeine Angestellte, weil du nicht irgendeine Arbeit machst. Du bist kein gewöhnlicher Mensch, weil Du ein Erfolgsmensch bist.“ (Dafür gab es einen Stundenlohn von mageren sieben Euro) „Camilla im Callcenterland“ ist an den Blog von Michele Murgia angelehnt und wer die 142 atemlosen Seiten durchgelesen hat, der weiß auch, wie man die nervigen Spammer loswird. Man kann zum Beispiel vorspiegeln, beim Sex gestört worden zu sein oder man mimt den Wahnsinnigen. Hartgesottene können auch einen Trauerfall in der Familie vorspiegeln. Wie man Vertreter rausekelt, wird ebenfalls erklärt und warum man nie, nie, nie in einem Callcenter arbeiten sollte. Badewannenunterhaltung für Minijobber in spe. Michele Murgia: „Camilla im Callcenterland“, übersetzt von Julika Brandestini, Wagenbach, 142 Seiten, 9,90 Euro

West-Berlin, 1982: Die 14-jährige Erzählerin Julika lebt mit ihren Öko-Eltern in einer Altbauwohnung nahe des Ku’damms. Es ist ein Leben zwischen Römertopf, hochpolitischen Diskussionen am Frühstückstisch, Joseph Beuys‘ Lied „Sonne statt Reagan“ und Nachmittagen, in denen gemeinsam Care-Pakete für polnische Kinder gepackt werden. Selbst beim Grand-Prix-Schlagerwettbewerb können Mama Wiebke und Papa Klaus nicht wirklich entspannen: „Natürlich gewann Nicole den Wettbewerb mit ‚Ein bisschen Frieden‘. Wiebke echauffierte sich über den Sieg (egal, worum es ging, deutsche Siege waren ihr grundsätzlich suspekt): „Diese weiße Gitarre und hinten das weiße Klavier, das ist doch wirklich biedermeierlich. und warum nur ‚ein bisschen‘ Frieden?“ Wenn Geschäftsmänner aus Russland (damals noch Feindland) aus der Peepshow kommen, muss man unweigerlich an die dekadenten Turbokapitalisten von Moskau bis St. Petersburg denken, die sich nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ breitgemacht haben. Übrigens: Afghanistan galt 1982 als aufstrebendes Tigerstaaten-Land, das laut Julikas Bruder Falk schon bald den Nahen Osten abhängen würde. Als Der Ex-SPDler Manfred Coppik eine neue Linkspartei (die „Demokratischen Sozialisten“) gründete, behauptet Papa Klaus, dass man von diesem Experiment schon in 30 Jahren nicht mehr sprechen würde. Seit 2008 ist Coppik stellvertretender „Die Linke“-Landesvorsitzender in Hessen. Tanja Dückers: „Hausers Zimmer“, Schöffling, 492 Seiten, 24,95 Euro

Lange wurde er erwartet, der dritte Band von Haruki Murakamis Monumentalroman „1Q84“ (sprich: „Q-Zehn-84“). In einer Parallelwelt mit zwei Monden sind die weit auseinander Liebenden Tengo und Aomane den letzten Rätseln der beiden vorhergegangenen Bücher auf der Spur. Warum hat Aomane den „Leader“ der bedrohlichen „Zeugen“-Sekte ermordet? Welche dunklen Mächte sind hinter ihnen her? Sie erfahren auch, welche Kraft ihre Liebe haben kann. Das ist ein bisschen kitschig. Aber auch: schön. Sie kommen hinter den Bauplan dieser Zwei-Monde-Welt, in der sie leben. Sie wundern sich. George Orwell schrieb, wie „1984“ aussehen könnte. Das war Ende der 1940er Jahre. Der japanische Bestsellerautor Haruki Murakami schreibt jetzt, wie 1984 hätte aussehen können („1Q84“ wird im japanischen genauso ausgesprochen wie „1984“). Es ist eine militante Welt, die unserer Gegenwart ähnelt: Es gibt Bedrohungen durch Terroristen. Es gibt eine simulierte zweite Realität. Es gibt religiöse Fanatiker und der Böse ist selbstverständlich Kettenraucher. Es ist aber auch eine Welt, die an die verändernde Kraft großer Literatur glaubt. Und sich auf dem Weg macht, selbst große Literatur zu werden. Haruki Murakami: „1Q84 / Buch 3“, übersetzt von Ursula Gräfe, Dumont, 550 Seiten, 24 Euro

Noch mehr Drama: 1968 ist Höhepunkt der Studentenbewegung in Deutschland. In Frankreich wüten die so genannten „Mai-Unruhen“ und der „Prager Frühling“ wird mit dem blutigen Einmarsch der „Warschauer Pakt“-Truppen in die Tschechoslowakei beendet. Ungarn, deren Volksaufstand gegen die sowjetische Besatzung erst 1956 brutal niedergeschlagen wurde, beteiligt sich nun am Einmarsch in die Tschechoslowakei. Der Ungar Lászlo Végel schreibt „Bekenntnisse eines Zuhälters“, den Roman zum Lebensgefühl seines zerrissenen Landes. Eine Studentenclique bezeichnet sich selbst als „wertlos wie ungültige Währung“ und steht dennoch im Mittelpunkt des Buchs. Ein Kommilitone überredet Mädchen zu Aktaufnahmen und erpresst sie mit den Nacktbildern, damit sie für ihn auf den Strich gehen. „Männer werden danach beurteilt, was für Frauen sie haben.“ Und Humanisten schwingen große Reden, während halb Ungarn hungert. Langeweile und Wut bestimmen dieses unmoralische Schelmenstück, das gleichzeitig mindestens so punkig wie die Stooges daherkommt. Jetzt erstmalig auf Deutsch. Lászlo Végel: „Bekenntnisse eines Zuhälters“, übersetzt von Lacy Kornitzer, Matthes & Seitz Berlin, 252 Seiten, 19,90 Euro

In den 1980ern fing der Schweizer François Berthoud mit dem Illustrieren von Comics an, wurde dann Vanity- und Vogue-Modeillustrator, außerdem Zeichner für Kampagnen von Yves Saint Laurent bis Viktor & Rolf. Jetzt kommt dieses großartige Coffeetablebook (aber auch für alle, die nicht über ein so ambitioniertes Möbelstück verfügen). Was gibt es zu sehen, außer natürlich Mode und Accessoires auf jeder Doppelseite? Zum Beispiel einen Schlüpfer auf Knöchelhöhe hinabgerutscht, die Beine unterhalb der Kniekehle endend oder auch: eine stilisierte, durch zwei Striche angedeutete Vagina, ein paar Seiten weiter ein Modelpo im Profil, bis man beim zweiten Hinsehen merkt, dass Berthoud nur die Silhouette der schwarzen Strapse, aber gerade eben keinen Körper in Linoleum geschnitten hat. “Die Erotik spielt sich außerhalb des Bildes ab. Was man sieht, ist häufig harmlos. Es geschieht im Kopf”, sagte Christian Brändle, Direktor des Museums für Gestaltung bei der Ausstellungseröffnung in Zürich (läuft bis 9.10.2011). Der dazu gehörende Bildband ist gewaltig – geröntge Frauenbeine in Stilettos, stilisierte Schnittmuster für kulturell interessierte Fashion-Victims, “naked girls” in Masturbationspose, aus Bildpunkten zusammengesetzte Portraits, schillernde, stark nach Siebdruck ausschauende Tropfenscans, die jedes Club-VJ-Set ein bisschen geiler macht. Schlägt jedes Catwalk-Pic. „Studio“, Hrsg. Museum für Gestaltung Zürich, Christian Brändle, Text von Jeroen van Rooijen, Gestaltung von Patrick Roppel, Hatje Cantz, 240 Seiten, 201 farbige Abb, 35 Euro

Ex-Knacki Al Greenwood kann so schlecht verlieren, dass er vor Jahren sogar seinen Schwiegersohn in spe wegen eines Scrabble-Spiels umgebracht hat. Seine Furien artige Ex-Frau wiederum hat die uneheliche Tochter von Al um die Ecke gebracht. Die gemeinsame Tochter humpelt seit einer Haiattacke mit einem Bein durch die Gegend und würde Al am liebsten sofort hinter Gittern bringen – sie ahnt, dass der Tod ihres Schwiegersohn kein Unfall gewesen sein kann. Und dann gibt es auch noch einen genannten Zierkarpfen, der sich im Teichschlamm versteckt, sobald er nackte Frauenbrüste sehen muss. Mit diesem Personal erzählt der britische Bestsellerautor Tim Bindig die aberwitzige Krimiklamotte um eine turbulente Fischentführung in einem kleinen Klippendorf am Meer. Nebenbei: ein Rezept für frivole Spieleabende, das Schmuddelscrabble. “Wenn man kann, legt man Schimpfwörter, Kraftausdrücke, alles, was man in anständiger Gesellschaft nicht sagen würde.” Dafür gibt es dann die doppelte Punktzahl – und Al, soviel kann verraten werden, eignet sich bestens als Partner für diese Variante. Kurzweilig. Durchgeknallt, wie eine Fischentführung. Tim Binding: “Fishnapping”, übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann, Mare, 336 Seiten, 19,90 Euro

“Die Zentrale will also ein Foto von Gott … Und ich soll es machen. Mein erstes Wort, das ich an Gott richte, wird also sein: Cheese.” Gemeinsam mit der Steine fickenden Schildkröte Darwin erforscht hier der erste Mann den Mars, gesponsert von einem Mineralölunternehmen, erschwert durch den Umstand, dass sein Raumschiff verschwunden ist. Er trifft (beinahe) auf Gott, auf sprechende Salatköpfe, dazu auf Wahnvorstellungen “in Form von ehemaligen, mir verhassten Arbeitskollegen mit schlecht sitzenden Perücken” und seinen Hitler verehrenden Weltkriegsopa, der wahlweise den halben Tag Maschinengewehre nachmacht oder mit kruden NS-Phantasien nervt. Der 1969 geborene Wiener Leopold Maurer hat eine psychedelische Comicreise in sauerstoffarme Regionen erdacht, die nichts anderes ist als feinstes Ecstasy in roten, in sehr, sehr roten Bildern. Leopold Maurer: „Mann am Mars“, Luftschacht, 80 Seiten, 18,50 Euro

Von seinem Geschichtendebüt „Verbrechen“ verkaufte der Rechtsanwalt Ferdinand von Schirach vor zwei Jahren weltweit über eine Millionen Exemplare. Die Stories wurden inzwischen mehrfach verfilmt als Krimiserie, die 2012 vom ZDF ausgestrahlt werden wird und von Doris Dörre, die einen ebenfalls 2012 in die Kinos kommenden Spielfilm gedreht hat. Ferdinand von Schirachs zweites Buch „Schuld“ kam dann 2010 direkt von Null auf Platz eins der Bestsellerlisten. Jetzt erscheint der erste Roman des Shootingstars der deutschen Literatur unter dem Titel „Der Fall Collini“. Ein sehr alter Wirtschaftsboss wird Anfang der 90er ermordet und ein junger Rechtsanwalt soll den Mörder verteidigen, erfährt aber bald, dass dieser Mord mit Verbrechen im Zusammenhang steht, die während des Zweiten Weltkrieges von der Wehrmacht verübt worden sind. Ferdinand von Schirach: „Der Fall Collini“, Piper, 208 Seiten, 16,99 Euro /Die ungekürzte Lesung von Sprecher Burghart Klaußner (3 CDs) gibt es bei Osterworld Audio

In Angola fällt ein schwarzes Model vom Himmel. Sie fällt wie ein Engel, direkt vor die Füße des Schriftstellers Bartolomeu Falcato. Der kannte die Schönheit und wird nun, auf der Suche nach den Hintergründen dieses Falls, in den Abgrund geschickt. Aus Sicht verschiedener Personen erzählt „Barroco Tropical“ von Kinderprostitution und Voodoo, von Wassergöttinnen und Geisteraustreibungen, von Schicksalen, die nur scheinbar nichts miteinander gemeinsam haben. Tatsächlich gibt es Verbindungen: Von einer umfeierten afrikanischen Sängerin hin zu Misswahlen, die eigentlich nur der Rekrutierung neuer, minderjähriger Huren dienen. Nachrichten über Geisteraustreibungen und Morden an jungen Hexen führen jeden, der nachfragt, ins Zentrum politischer und kapitalistischer Mächte. Mit realen Bezügen: Denn die Ermordung von Menschen, oft Kindern, die der Hexerei bezichtigt werden, hat im südwestafrikanischen Angola in den letzten Jahren zugenommen. Korruption ist allgegenwärtig. Kinderprostitution traurige Realität. Das Buch spielt in naher Zukunft, im Jahr 2020, aber der Schrecken ist längst da, ein Schrecken, den José Eduardo Agualusa in einen poetisch erzählten, spannend verknüpften Thriller packt. José Eduardo Agualusa: „Barroco tropical“, übersetzt von Michael Kegler, A1 Verlag, 336 Seiten, 22,80 Euro

Ist er ein Mörder? Schriftsteller Paul lebt allein mit den beiden Kindern, seit seine Gattin Sarah vor fünf Jahren verschwunden ist. Sie hat, so vermutet es die Polizei, ihre Familie aus Überdruss verlassen. Paul will das nicht glauben. Denn er liebte seine Frau – obwohl er Alkoholiker war, obwohl er manchmal ausgerastet ist und seine Liebe nichit immer zeigen konnte. Ist diesem Mann zu trauen? Wenn im Lauf des Romans weitere Frauen verschwinden und Menschen aus Pauls Umfeld unter rätselhaften Umständen sterben, bekommt man Angst vor diesen alleinerziehenden Vater. Wie gehen seine kleine Tochter, wie sein kleiner Sohn mit dem Verlust der Mutter um? Wie kämpft Paul auf der einen Seite um ein bisschen heile Welt, während naheliegt, er selbst habe seine und die Welt seiner Kinder zerstört? Obwohl sich die Ereignisse Seite auf Seite überschlagen, nimmt Olivier Adam kontinuierlich das Tempo raus und beweist durch nicht abreißenden Spannungsaufbau, dass er einer der wirklich großen französischen Schriftsteller dieser Tage ist. Olivier Adam: „Gegenwinde“, übersetzt von Andrea Springler, Klett Cotta, 272 Seiten, 21,95 Euro

Placebo-Forscher haben festgestellt, dass die Farbe einer Pille Einfluss auf den Heilungserfolg hat. Blau beruhigt und sorgt dafür, dass Krankheiten besser heilen – allerdings nicht in jedem Land. „Bei italienischen Männern wirken blaue Pillen keineswegs beruhigend, denn Blau ist auch die Farbe des Trikots der italienischen Nationalmannschaft.“ Kuriose Wissenschaftserkenntnisse wie diese sammelt das extrem unterhaltsame Buch „Beschränkt ist der große Bruder von Blöd: Klüger werden leichtgemacht“. Kein Scherz: Das Air Force Wright Laboratory in Ohio forscht an einer „Schwulenbombe“, die nicht tötet, sondern „aus kampfbereiten Soldaten sexsüchtige Homosexuelle machen soll, die sich gegenseitig so unwiderstehlich finden, dass sie zwanghaft übereinander herfallen.“ Im Vatikan werden aus Keuschheitsgründen abgeschlagene Penisse antiker Statuen archiviert. Zum Ausgleich verpassten die Kleriker den Entmannten je ein Feigenblatt aus Messing oder Bronze. Das Buch ist voll von Beispielen wie diesen. Clever. Die Profis: „Beschränkt ist der große Bruder von Blöd“, Rowohlt, 258 Seiten, 8,99 Euro

Literatur kann nicht nur an Menschen erinnern, sondern auch Orte lebendig halten. Der hoch gelobte Roman „Walpurgistag“ erzählt in chronologisch sortierten Episoden vom 30. April 2002 in Berlin, kurz bevor in Kreuzberg die ersten Molotowcocktails fliegen. Es kommen vor: Eine 38-Jährige, die seit 1991 per Haftbefehl gesucht wird, sich in einem Atomschutzbunker unter dem ehemaligen Backwarenkombinat an der Prenzlauer Allee versteckt und nun mit ihrem Vater umziehen will, der bei 8 Grad in einer Tiefkühltruhe liegt. Ein Krankenhaus-Clown simuliert zu Trainingszwecken absurde Krankheiten für herangehende Charité-Ärzte. Ein Gasableser gerät unvermittelt in einer psychiatrische „Familienaufstellung“ am Kurfürstendamm. Eine Handvoll Um-die-80-Jährige kommentiert stark berlinernd das Tagesgeschäft und herrscht selbst die Kaffeeverkäuferin an mit Sätzen wie: „Haben Sie auch wat andret als Latte macke? Ick dachte so an DDR-türkisch. Wat Mädels? Mit viel Kondensmilch.“ Das wäre auch schon die beste Zusammenfassung dieses aberwitzigen, einfallsreichen Romans: Latte Macke plus DDR-türkisch. So ist Berlin. So ist der wunderbare „Walpurgistag“ 2002, bevor es „Bambule“ gibt. Annett Gröschner: „Walpurgistag“, DVA, 442 Seiten, 21,99 Euro

Fünf Jahre lang ist der Franzose Frédéric Martel gereist. Er hat 1250 Interviews in fast 150 Städten geführt, war in ägyptischen Filmstudios, wo Ramadan-Soaps gedreht werden. Er hat nahezu alle wichtigen Hollywood-Produzenten getroffen und sich nach den Ursprüngen des schwarzen Motown-Mythos erkundigt. Er wollte erfahren, „wie funktioniert, was allen gefällt“, was Avatar und Shakira, „Illuminati“-Autor Dan Brown und Disney eint. Entstanden ist eine Reportage, die in Herzen der Entertainment-Industrie vorstößt. Eine von vielen Erkenntnissen nach über 500 Seiten: „Die Franzosen drehen Filme für Franzosen, die Inder für Inder, die Araber für Araber: Nur die Amerikaner drehen Filme für die ganze Welt. Sie sind übrigens heute die Einzigen, die Filme primär für den Export produzieren, noch bevor sie an den Binnenmarkt denken.“ Gegenüber 20th Century Fox, Sony, Bollywood haben deutsche Filmemacher, spanische Musiker, italienische Schriftsteller wenige Chancen. Wie das geändert werden kann, weiß auch Frédéric Martel nicht. Doch er gibt mit „Mainstream“ auf inspirierende Weise eine Ahnung, wie weit der Weg ist, bis zum Anschluss an die Weltkulturindustrie. Frédéric Martel: „Mainstream: Wie funktioniert, was allen gefällt?“, übersetzt von Elsbeth Ranke und Ursel Schäfer, Knaus Verlag, 512 Seiten, 24,99 Euro

Als Michael J. Fox in den Achtzigern als der karrierewillige Postler Brantley Foster im Kinoblockbuster „Das Geheimnis meines Erfolges“ brillierte, provozierte der Film eine Reihe von Nachahmungsproduktionen, die alle die ewig gleiche „American Dream“-Story erzählten. Einen „German Dream“ gab es zur gleichen Zeit nicht. Zwar waren alle auf dem Weg zu „blühenden Landschaften“ und feierten die sogenannte Wiedervereinigung – als modern galten hierzulande allerdings Geschichten über crashende Society-Reporter („Kir Royal“), melancholische Engel („Der Himmel über Berlin“) und kautzige Senioren („Ödipussi“). Nun kommt endlich die große Erfolgsgeschichte: „Das weiße Buch“ von Rafael Horzon aus Berlin Mitte, der mit seinem Regalgeschäft „Moebel Horzon“ den Hauptstadt-Kulturadel seit Jahren zu sich lockt: Von Mavie Hörbinger bis Moritz von Oswald. „Das weisse Buch“ erzählt seine komplett erfundene „Story of Success“, seinen Aufstieg vom nervösen Nietzsche-Leser zum It-Boy der Berliner Szene. Wie man das schafft? Mit Ideen. Rafael arbeitet an einem monströsen „Kompendium des Wissens“, das alle Erkenntnisse in ein einziges Buch versammeln will. Leider gehen ihm nach wenigen Seiten Geld und Puste aus, weshalb der umtriebige Held Business-Roulette spielt, als Akademieguru, Partyveranstalter, Fake-Galerist und scheiternder Modedesigner „Karl Regalfeld“ sein Glück versucht. Eine überhitzte Story über Berlin Mitte. Rafael Horzon erzählt sie cool, ironisch, mit der schonungslosen Offenheit eines wahren Selfmade-Man, der härteste Zeiten zu bestehen weiß: „Wochenlang ernährte ich mich aus Geldnot nur von Eiweißpulver und Haferflocken, die ich, um teures Wasser zu sparen, trocken miteinander vermengte und einatmete.“ Rafael Horzon: „Das weiße Buch“, Suhrkamp, 216 S., 15,00 Euro

In Norwegen knallt ein christlich-militanter Irrer 90 Menschen in einem Sommercamp ab und schnell wird den Tresenlehnern klar: Ohne Gott, hätte es das alles nicht gegeben. Religion steht gerade unter großem Druck und da erscheint bemerkenswert, dass Ahne mit seinen „Zwiegesprächen mit Gott“ seit Jahren eine ironische Form der Gottesauseinandersetzung gefunden hat, die dem „frommen Hirten unseres Abendlandes“ ein entspanntes Forum bietet: Der Gott bei Ahne macht sich zwar mehr Sorgen über den Geschmack von Eiersalat als über „den Teufel“, der gerade dabei ist, alle Christen bei Facebook zu adden, aber die Weltlage lässt sich mit ihm ganz wunderbar auf links drehen. Viel ist seit der letzten Ahne-Ausgabe geschehen: Politiker mussten ihre Doktortitel abgeben. Der Islam gehört zu Deutschland. Die Bundeswehr marschiert in wahllos viele Staaten ein. Eine Menge Stoff für Ahne und seinen lieben Gott: Der mal wieder zu allem eine Meinung hat. Natürlich auch zu Linksterroristen, die Autos in Berlin anzünden. O-Ton Gott: „Wer Autos anzündet, der nimmt dabei übrigens in Kauf, dass unvorhergesehener Weise jemand verletzt werden könnte.“ Antwort Ahne: „Ick wees, Gott. Wer Autos fährt, nimmt dit, übrigens ooch in Kauf.“ – An anderen Stellen ist Gott überaus souveräner. Er spricht sich sogar für eine Frau als Papst aus. Ahne: „Unser Täglich Brot. Zwiegespräche mit Gott“, Voland & Quist, 140 Seiten + CD, 14,90 Euro

Satiriker Wiglaf Droste, der sich mit Büchern wie „Wir sägen uns die Beine ab und sehen aus wie Gregor Gysi“ etliche Feinde angelacht hat, kommt mit neuem Sammelband. Darin ätzt der Westfale gegen Cervelat-Promis, den „gazpromisken“ Gerhard Schröder und „Silbermond“. Droste bezeichnet ihr „Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit…“ (aus „Irgendwas bleibt“) als „gehirngewaschene wolfgangschäublerischsicher-heitsarchitektonisch paranoide Zeilen“ und bemerkt, dass Sängerin Stefanie Kloß aus Bautzen stammt, „einer Stadt, die jahrzehntelang eine ganz eigene Definition von Sicherheit prägte“ (in Bautzen stand bis 1992 der „Stasi-Knast“ der DDR). Das klingt manchmal dumpf nach 68er-APO-Sprech, den frühen taz-Ausgaben oder um sich schlagenden Titanic-Kolumen, bleibt aber angenehm anders: wild! Wiglaf Droste: „Auf sie mit Idyll!“, Edition Tiamat, 208 Seiten, 14 Euro

Zoïle, ebenso Fan von Ambient-Musiker Aphex Twin, Zauberpilzen und von „Odyssee“-Poet Homer hat beschlossenen, am Ende des bitterkalten Winters ein Flugzeug zu sprengen. Der Mittdreißiger ist unsterblich verliebt in die Literaturagentin und Privatsekretärin Astrolabe, die ihn abwies und nur unter höchst kuriosen Umständen einem Rendezvous zustimmen wollte – er müsse sie zusammen mit Aliénor in sein Leben holen, der autistischen Autorin die Astrolabe betreut. Denn: „Die Schriftstellerin zu verlassen käme einem Todesurteil für diese gleich.“ Der Energieberater, absolut verzweifelt („Mein ideal war in greifbarer Nähe, und eine Schwachsinnige riss es mir aus der Hand) greift zur Flugzeugentführung. Und macht alles nur viel, viel schlimmer. Ein verwirrendes, experimentelles kleines Buch über französische Liebe, Inselbegabungen und, Überraschung, ganz viele Süßigkeiten. Amélie Nothomb: „Winterreise“, übersetzt von Brigitte Große, Diogenes, 118 Seiten, 18,90 Euro

„Eine schicke mediterrane Löwin mit Schlafzimmerblick, dicken Lippen, Kurven wie ein italienischer Rennwagen“, hatte sich Perry, Mitglied der Indie-Band „Inchworm“ vorgestellt, als seine Eltern vorschlugen, eine Austauschschülerin aus Europa einzuladen. Doch dann kam Gobi aus Litauen, klein, mit fettigen braunen Haaren, „die sie immer zu einem dicken Knoten am Hinterkopf hochsteckte.“ Was Perry allerdings erst am Schluss erfährt: Gobi ist eine Auftragskillerin, die Perry eine Nacht durch New York hetzen wird: Durch den 40/40-Club von Jay-Z, durch geheime Folterkeller, zu einem illegalen Bären-Fight, bis hinauf in den 47. Stock eines Wall Street-Hochhauses. Dort erwartet sie ein furioses Finale, mit „Maschinenpistole in der einen, die abgesägte Schrotflinte in der anderen Hand.“ Rasantes Action-Spektakel mit gehetzten Dialogen, Stich-, Schuss- und Schlagwunden, geklauten Karossen und lasziven Kampfsport-Amazonen. Joe Schreiber: „Bye Bye, Crazy Chick“, übersetzt von Anne Caroline Burger, Aufbau, 224 Seiten, 14,99 Euro

Nachdem die Mauer in Berlin offen und die Mülleimer im Osten mit Bananenschalen überfüllt waren, als das Begrüßungsgeld ausgegeben und die ersten DDR-Firmen zerschlagen waren, begann der rassistische Terror, der dazu führte, dass eine offizielle Reisewarnung des US-Außenministeriums für etliche Teile Deutschlands ausgerufen wurde. Skinheads fuhren mit gestrecktem Arm durchs Dorf und brave Bürger bauten Grillbuden zwischen Wasserwerfern auf, feierten Pogrome wie Volksfeste. An diese Doppel-Wendezeit erinnern 42 Autoren, darunter die Lesebühnen-Helden Ahne und Jakob Hein, Schorsch Kamerun (Sänger von „Die Goldenen Zitronen), SPIEGEL-Autor Alexander Osang, oder Titanic-Politiker Martin Sonneborn („Die Partei“). Und dann steht irgendwo dieser Satz von Autor Heiner Müller: „Die Arbeitslosigkeit geht durchs Land als ein neues Regime der Furcht, das keine Stasi braucht, um die Menschen einzuschüchtern.“ Dass „Kaltland“ diese Aussage nun nicht als Entschuldigung nimmt, sondern sie als einen winzigen Mosaikstein hinzufügt, in die Stimmungsschilderungen jener Tage, ist eines von vielen guten Momenten dieses wütenden Sammelbandes. Karsten Krampitz, Markus Liske, Maja Präkels (Herausgeber): „Kaltland – Eine Sammlung“, Rotbuch, 288 Seiten, 14,95 Euro

Als Marcel Proust im Januar 1909 einen Zwieback in seinen Tee tauchte, wurde er unwillkürlich in seine Kindheit zurückversetzt und schrieb daraufhin seine Suche nach der verlorenen Zeit (in der besagter Zwieback zur Madeleine ausgetauscht wird). Es gibt Menschen, die können Farben nicht nur sehen, sondern auch hören. Rot klingt wie eine Posaune. Synästhesie heißt diese Begabung, bei der ein Sinnesreiz zu zwei oder mehr Wahrnehmungen führt. Die amerikanische Autorin Aimee Bender hat nun einen Roman geschrieben über: „Die besondere Traurigkeit von Zitronenkuchen“ – und nicht nur die neunjährige Rose Edelstein fragt sich, wie es sein kann, dass Gefühle einen Geschmack haben. Sie beißt in ein Stück des Zitronenkuchens, den ihre Mama gebacken hat. Plötzlich schmeckt sie nicht nur Mehl, Eier und frische Zitronen, sondern auch: Niedergeschlagenheit. Ab da spürt Rose bei jedem Bissen, wie sich der Koch gerade fühlt, als eine ganz besondere Form von Synästhesie. Das geht so weit, dass sie mit 12 Jahren beim Abendessen unfreiwilligerweise erfährt, dass ihre Mum fremdgeht, denn ihre Spaghetti schmecken nach Schuld. Als Rose eben diese Mum irgendwann anbrüllt: „Geh raus aus meinem Mund“, wird sie ins Krankenhaus geschickt, wo die Ärzte von einer Täuschung der Geschmacksnerven ausgehen. Mum macht sich Sorgen, denn Rose’ Bruder Joseph ist bereits ein hochbegabter Autist, der TicTacs zu Ketten fädelt und im Gegensatz zu seiner Schwester nicht zu viel, sondern zu wenig spürt. Das heißt: Das Buch erzählt nicht nur von Synästhesie, sondern von ganz vielen Arten und Weisen, wie Gefühle auf uns und über uns kommen können. Als Erwachsene wird Rose schon beim ersten Bissen schmecken, ob das geschlachtete Schwein auf einem Biobauernhof aufgezogen wurde, ob die Arbeiter in der Nudelfabrik ausgebeutet wurden oder auch ob der Teig für eine Quiche acht Minuten zu schnell angefertigt wurde. Das macht sie zu einer sehr begehrten Köchin; bis ihr Leben eine unerwartete Wendung nimmt… Wie oft schlingen wir unser Essen an einem Fast-Food-Stand herunter, nehmen schnell etwas von der Backtheke „auf die Hand“ mit, ohne daran zu denken, dass auch der Zitronenkuchen voller Gefühle stecken kann? Alles hat einen Geschmack; und dieser Roman ist, wenn man so will, eine Art Festmahl mit ganz, ganz vielen unterschiedlich schmeckenden Gängen. Und das Beste ist: er macht nicht einmal dick. Aimee Bender: „Die besondere Traurigkeit von Zitronenkuchen“, übersetzt von Martina Tichy, Berlin Verlag, 320 Seiten, 7,90 Euro

328 Stunden lang hat die Vorjury gebraucht, um über 1000 Kurzgeschichten von höchstens 24.000 Zeichen Länge für den Literaturwettbewerb des österreichischen Radiosenders FM4 zum Thema „Ausgehen“ durchzulesen. Hier sind die besten zehn Texte: Die Leverkusenerin Nikola Schnell schreibt über eine Band mit Schlagzeuger und Hammondorgelspieler, die weiß, dass keiner von ihnen jemals ein Star werden wird und die sexuell sehr aktive Sängerin schmeißt sich „Angel Dust“ ein, weil sich diese Drogen „Nach einem Song aus den 70ern“ anhört. Twitterpoet Klaus Hausbalk begeistert mit einer knapp gehaltenen „traurigen Geschichte“ über eine Clique, die man sich leicht vorstellen kann: „Andreas ist in Max verliebt, Max in Sarah. May hat schwarze Haare und ein schönes Gesicht.“ Mehr Worte braucht es manchmal nicht. Die jüngste Teilnehmerin, Tanja Kerschbaum aus Wien (Jahrgang 1992) erzählt in „Marvin“ über den Schulhofschwarm eines Mädchens, der weder klug, noch schön, noch witzig ist – ein Outsider aus Weißrussland, der für seinen ersten Kuss ganz schön leiden muss. Aber hinreißen ist das alles, kurzweilig, frisch, cool, ein kleines, sehr schönes Buch „für Zwischendurch“. (Zita Bereuter, Markus Zachbauer (Hg.) „Wortlaut 10. Ausgehen“, Luftschacht, 152 Seiten, 13,60 Euro)

Die „Femme fatale“ ist zurück. Doch jetzt müssen ihre Geschlechtsgenossinnen daran glauben im Debütroman „Die Makellosen“. Drei wunderschöne Frauen, Galeristin Lea, Lyrikerin Laura und Französischlehrerin Mia geraten in die Fänge der düster-verführerischen Fotografin Siri. Mara Lee beschreibt in ihrem Debüt, wie Schönheit irritiert. Nicht nur: die Anderen. Sondern auch: Die Schöne selbst, die Nymphe, die nicht rauskann aus ihrem angeblichen Traumkörper. Und dann: Was diese Schönheit angreifbar macht. Denn Siri gewinnt mit erotischen Tricks das Vertrauen von Lea, Laura, Mia und braucht jeweils nur wenige Augenblicke, um das Leben dieser drei Frauen auf ewig zu traumatisieren. Zurück bleiben Narben, schwerwiegende Verletzungen, Selbsthass und Todessehnsüchte. Bis ein öffentliches Tribunal die Machenschaften dieses „Monsters im Dienste des Schönen“ aufdeckt. (Mara Lee: „Die Makellosen“, übersetzt von Wibke Kuhn, Karl Blessing Verlag, 448 Seiten, 19,95 Euro)

Vor 20 Jahren mordete Investmentbanker Patrick Bateman als „American Psycho“ in Bret Easton Ellis‘ gleichnamigem Skandalroman. Jetzt ist der britische Fußballprofi Kev King als „Premiership Psycho“ in C.M. Taylors Hardcore-Thriller unterwegs. Nachdem er die Frau des Kapitäns flachgelegt hat, läuft es nicht mehr rund für den arroganten Mittelfeldspieler. Erst fliegt Kev aus der Mannschaft. Dann rächt sich seine Freundin Sas mit einer Orgie, wohlbegründet: „Wenn ich nichts unternehme, obwohl du fremdgegangen bist, stehe ich in den Augen der Öffentlichkeit als schwache Persönlichkeit da. Und du als Verräter. Dabei kommt keiner von uns beiden gut weg. Darum haben wir jemanden engagiert, der die Aufnahmen der Presse zuspielt und behauptet, ich hätte aus Rache eine Sexorgie veranstaltet. Dann hält man mich für stark und sexy, und du bist fällig für eine Runde Mitleid.“ Sas ist nun vor allem fällig fürs Dschungelcamp – wenigstens sie kann vom Seitensprung profitieren und wird B-Pomi. Kev King fühlt sich beleidigt. Wie ein 1A-Psycho checkt der Athlet von da an sein Umfeld und avanciert zum mordenden Geschmacksterroristen. Sobald er schwache, hässliche, uncoole Typen entdeckt fließt Blut. Wie „American Psycho“ wird auch diese großmäulige Blutorgie mit Satire-Seitenhieben inszeniert, so dass unterm Strich bleibt: ein asozialer Spaß, der eher nichts ist für besinnliche Weihnachtsstunden. Aber danach – ist das Teil fett. (C.M. Taylor: „Premiership Psycho“, übersetzt von Frank Dabrock, Heyne, 432 Seiten, 12,99 Euro)

Im zweiten Semester schreiben die Kommunikationsdesign-Studenten Gregor Weichbrodt und Grischa Stanjek aus Berlin das 2011er Finale der Pro7-Fernsehshow „Germany’s next Topmodel“ ab. Sie gestalten ein Buch, das an gelbe Reclamheftchen erinnert. Sie stellen dieses Buch als PDF ins Netz – und sind binnen weniger Wochen Medienstars. In den vergangenen Tagen berichteten unter anderem Spiegel Online, die Berliner Zeitung und De:Bug über „Das ist der Tag, von dem ihr noch euern Enkelkindern erzählen werdet.“ Dieses kostenlos einsehbare PDF lohnt sich bereits wegen der lapidaren Regieanweisungen. Selbst die Lyrics verschiedener Popsongs stehen im 120 Seiten-Heft. Die Werbeblöcke sind durch schwarzweiße Fotos ersetzt. Und für die richtige Dosis Fremdschämen sorgt jede Figur auf ganz eigene, superhysterische Weise. (Gregor Weichbrodt, Grischa Stanjek: „Das ist der Tag, von dem ihr noch euern Enkelkindern erzählen werdet“ 120 Seiten, nur als kostenloses E-Book)

Emilie wohnt in Frankreich und reißt am Tag ihrer Silberhochzeit aus, nach Italien. Ihre Jugendliebe Dario aus Genua hat eine Anzeige im Lokalblättchen geschaltet, um Emilie ans Mittelmeer zu locken. 25 Jahre war alles gut. Die zickigen Töchter sind erwachsen. Doch die brave Mama, Vorschullehrerin von Beruf, will jung sein, noch einmal. Sie erinnert sich: Wie sie ihrer behinderten Schwester zum Einschlafen immer von Dario erzählt hat, diesem 17-jährigen Schürzenjäger, den sich die Freundinnen leichter ausborgen konnten als einen Zehnfranc-Schein. Sie ahnt nicht, dass in Genua jemand die gleichen Sehnsüchte nach Jugend hatte, wie sie – doch dass dort diese Sehnsucht zur Katastrophe führte. Im Mittelpunkt dieses flirrenden Buchs steht Emilies Jugendliebe zu Dario – wie ein sanftes, melancholisches Licht, das sich über alles legt: Über Emilies Treffen mit ihrer nun erwachsenen Schwester im Behindertenheim, über ihren Besuch bei der ältesten Tochter – die ihre ausgerissene Mutter verurteilt. Dieses sanfte Licht legt sich sogar über das schmuddelige Motel-Schlafzimmer, in dem Emilie in der ersten Nacht ankommt, statt in Seidenlaken mit ihrem Mann, leicht angetrunken, den gemeinsamen Hochzeitstag zu feiern. Doch in Genua werden ihre Sinne umschlossen vom süßen Duft der Zitronen- und Orangenbäume, sie ist mit dem Auto in die Vergangenheit gereist und ahnt nicht, dass Dario, der auch immer ein Auto brauchte, einen Sportwagen, um sich jung zu fühlen, dass Dario mit eben diesem Sportwagen Fürchterliches angerichtet hat. “Erste Liebe” ist vor allem wunderschön, eine Geschichte, die man am besten in der Sonne liest, mit Maracujasaftschorle neben sich. Doch das Aufwachen bleibt traurig, selbst wenn das Buch zugeklappt ist. (Véronique Olmi: “Die erste Liebe”, übersetzt von Claudia Steinitz, Kunstmann, 288 Seiten, 19,90 Euro)

Als in Island 2008 die große Staatskrise ausbrach, arbeitete Guðmundur Óskarsson selbst bei der „Landsbankin Islands“. Er war also hautnah dabei und liefert nun ein Krisenbuch ab, das bereits mit dem renommierten Isländischen Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Thema der Geschichte: „Cash is king“, wenn die Kreditkarte gesperrt ist und es geht so schnell, seine Brieftasche zu durchsuchen und zu sehen, sie ist leer. Ähnliche Demütigungen erleben Markús und Hanna, ein Yuppiepärchen, das aufgrund der Bankenkrise zur gleichen Zeit den Job verliert. Doch während sich Hanna den Problemen stellt, einen Job als Aushilfslehrerin annimmt, vergeudet Markús seine Zeit mit Selbstbeobachtungen. Er beschreibt in seinem Tagebuch, wie eine Beziehung langsam zerbricht und auseinandertreibt – wie die Kontinente auseinandertreiben im Grönland-Roman „Alles Land“. Es ist kein Kampf gegen Schnee und Sturm und Kälte wie noch 1930. „Bankster“ schildert einen Überlebenskamp in kapitalistischen Zeiten, was geschieht, wenn alle Lebensbereiche der Ökonomie unterworfen sind und Zweckoptimismus angesichts des Crashs ebenso erwartet wird wie bedingungslose Aufopferung – bis das (Banken-)System wieder auf seine Beine gekommen ist. (Guðmundur Óskarsson: „Bankster“, übersetzt von Anika Lüders, FVA, 254 Seiten, 22,90 Euro)

Es ist das Jahr 2133: „Im Nachthimmel stauen sich Satellitenstädte und Weltraummüll. Logos und Wappen verwandeln den Horizont in eine große Hologrammsendung.“ Die Menschen reisen mit einem Aufzug ins All. Privilegierte speisen während Kreuzfahrten durchs Schwerelose Krähensalat und „ionischen Büffelfisch“. Wertsachen werden gesichert über so genannte „Quantenschlösser“, die einen Gegenstand exakt reproduzieren, sodass er in identischer, dreidimensionaler Form zweimal vorhanden ist – und nur das korrekte Öffnen des Schlosses verrät, was Original, was Fälschung ist. In diesem Setting wird ein Quantenschloss gesichertes Gemälde des bedeutenden niederländischen Malers Jan Vermeer (1632-75) während einer Weltraumfahrt trotz umfangreicher Bewachung zerstört. Ob es sich hierbei um das Original oder um die Kopie handelt, kann nicht beantwortet werden. Wird der pensionierte Agent Nicholas Wesley das Rätsel dieses futuristischen Thrillers lösen? (Mark von Schlegell: „High Wichita“, übersetzt von Simon Elson, Matthes & Seitz, 96 Seiten, 10 Euro)

Der bräsige Kleinkriminelle Tim vergammelt im Knast, wo er sich gerade mit den Hell’s Angles angelegt hat. Bis das FBI auftaucht und sagt: Pass‘ auf, Du Niete, wir holen Dich hier raus, wenn Du uns hilfst. Es gibt da einen Typ, der heisst Bobby Z, ein legendärer Surfer und Drogendealer und den wollen wir austauschen gegen einen unserer Agenten, der sich wiederum in der Hand eines üblen Mexikanischen Drogenbosses befindet. Allerdings ist Bobby Z vor wenigen Wochen an einem Herzanfall gestorben. Also schnappen wir uns jetzt Dich, Du kommst zu unserem Chirurgen und wirst zu Bobby Z, den diese verdammten Mexikaner ohnehin nie live gesehen haben. Problem: Bobby Z. war cool wie die Antarktis, „bloß dass keine Pinguine auf ihm rumscheissen.“ Und Tim ist ein Looser. Was wird geschehen, wenn er Mexikanern gegenübersteht, Bobby Z’s Ex-Loverinnen und allen anderen Leuten, die ihn am liebsten tot sehen würden? In diesem Buch sind eine Menge Haufen unangenehmer Typen beisammen: Hell’s Angels, Drogen-Mexikaner, Ex-Marines und zu allem Überfluss: Der kleine Sohn von Bobby Z. Tim sieht nur eine Chance. Er flieht. Don Winslow beschreibt diese Flucht verdammt kaltschnäuzig, als sei nicht nur sein Held, sondern er selbst die Antarktis: Bis auf die Sache mit den Pinguinen. Selbstverständlich. Don Winslow: „Bobby Z“, übersetzt von Judith Schwaab, Suhrkamp, 282 Seiten, 8,95 Euro

„Liebe Leser, wer kennt das nicht? Kite-Surfen, Ski und Waterboarding: Die Hitliste der Glücklichmacher ist lang lang.“ Ole Wagner, der mit diesen Sätzen das erste Hablizel Pixi-Buch für Erwachsene vorlegt („Der Schimmelwriter“) betet auf 36 quadratischen Seiten das „Kater unser“, berichtet von Justin Timberlake und seinem Fisch-Drink „Molke 7“, zitiert die Beatles beinahe richtig („Here comes the son“) bis zum „jüngsten Gesicht“. Verleger Markus Hablizel, bekennender Fan von, Zitat: „Kraftwerk, Bambaataa, Robert Hood, Detroit, Oval, Basic Channel, Dopplereffekt, Daft Punk, Isolée, Actress, Farben, Fancy Mike, Jai Paul etc.pp“ und Spex-Redakteur a.D. (2001-2006) startet mit diesem fröhlich bebilderten Gaga-Unsinn die 4,90-Euro-Reihe „small parts isolated and enjoyed“, unterstützt von „Lenin 2.0“ Dietmar Dath, der in „Eisenmäuse“ das Kindsein dechiffriert: „Die Geburt eines zweiten Kindes verändert für das Erstgeborene das gesamte Wohnumfeld. Dinge, die bislang okay waren, etwa das Spielen mit Blut oder das Anzünden der Nachbarskatze, müssen auf einmal aus Rücksicht auf das Geschwisterchen unterbleiben.“ Dath erzählt in knappen Texten von Kleinstadtklatschnazis, von Babys, die als SPD-Politiker zur Welt kommen, von Nachhilfeclowns in Tierkostümen und stellt resigniert fest: „Einen Vierjährigen zu erpressen, ist gar nicht so leicht. Morddrohungen, Nacktfotos, Lügen: Das steckt der weg, als wäre es aus Watte.“ – „Ein wahrer Meister seiner Zunft.“ (Gunter Gabriel).

Jan Drees

Ich bin Redakteur im Literaturressort des Deutschlandfunks und moderiere den „Büchermarkt“.

Im Jahr 2000 erschien mein Debütroman „Staring at the Sun“, 2007 folgte ein überarbeiteter Remix des Buchs. Im Jahr zuvor veröffentlichte der Eichborn-Verlag „Letzte Tage, jetzt“ als Roman und Hörbuch (eingelesen von Mirjam Weichselbraun). Es folgten mehrere Club-Lesetouren (mit DJ Christian Vorbau). 2011 erschien das illustrierte Sachbuch „Kassettendeck: Soundtrack einer Generation“, 2019 der Roman „Sandbergs Liebe“ bei Secession. Ich werde vertreten von der Agentur Marcel Hartges in München.

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