Es soll auf der Buchmesse Interviews gegeben haben, die Christian Kracht, einer der besten deutschsprachigen Schriftsteller unserer Gegenwart, abgebrochen hat (hier geht es zur Besprechung seines neuen Romans „Die Toten“). Dieses Sich-Entziehen gehört zu den Inszenierungsmerkmalen des 1966 zu jener Zeit Geborenen, als das Verschwinden bei etlichen Schriftstellern beobachtet oder vielmehr nicht beobachtet werden konnte: J.D. Salinger („Der Fänger im Roggen“) lebte da bereits seit 13 Jahren zurückgezogen im amerikanischen Cornish. Wolfgang Koeppen („Das Treibhaus“) hatte 1962 bei Suhrkamp einen Vertrag für weitere Bücher unterschrieben – doch tatsächlich war er literarisch verstummt; in seinem Nachlass fanden sich nach seinem Tod 1996 eben nicht jene zuvor unzugänglichen Großwerke, auf die sein Verlag und seine Leser gehofft hatten. So konnte 2006 lediglich der Briefwechsel zwischen Koeppen und Suhrkamp-Verleger Joachim Unseld unter dem vielsagenden Titel „Ich bitte um ein Wort“ veröffentlicht werden. Der Verlag schrieb damals in der Ankündigung: „Ein neuer Roman von Wolfgang Koeppen ist anzukündigen – entstanden im Briefgespräch mit Siegfried Unseld. Die Handlung setzt 1957 ein und endet mehr als 500 Briefe später in den neunziger Jahren. Im Mittelpunkt steht die spannende Frage, welche Faktoren die Niederschrift eines Manuskriptes verhindern.“ 1966 war aber auch Thomas Pynchon bereits seit drei Jahren, seit der Veröffentlichung seines Debütromans „V“ nicht mehr gesehen. Pynchon soll damals an der US-amerikanischen Westküste gelebt haben – wie aktuell auch Christian Kracht, der im Interview mit dem „Büchermarkt“ überaus aufgeräumt, freundlich und kein bisschen sich entziehend aufgetreten ist. (Das Beitragsbild ist von Jelina Berzkalns, aufgenommen auf der Buchmesse, vorm Ü-Wagen des Deutschlandfunks.)
Herr Kracht, herzlich willkommen im „Büchermarkt“ des Deutschlandfunks. Wir sind hier auf der Frankfurter Buchmesse, von wo sind Sie denn angereist? Ich bin jetzt aus Zürich angereist, sozusagen meine gefakte Heimatstadt, ich bin ja eigentlich Berner, und der Flug war sehr kurz.
Ich frage deshalb, Herr Kracht, weil das Reisen in Ihren Büchern, die Bewegung, den discours auch bestimmen. In Ihrem neuen Roman „Die Toten“ gibt es etliche verschiedene Reisebewegung. Man hat den Eindruck: kann nur dann wirklich etwas passieren, wenn man seinen angestammten Ort verlässt? Ja, ja. Genau. In diesem Buch wird ja sehr viel an den Fingernägeln gekaut. Ich weiß nicht, ob Sie das herausgelesen haben. Fast jeder kaut seine Fingernägel ab, und analog dazu habe ich mir gerade vorgestern beim Brotschneiden mit einem geriffelten Messer den linken Daumennagel angeritzt, und dann heute – deswegen aber eben Zürich –, heute Morgen beim Sockenanziehen in Zürich verhakte sich dieser eingerissene oder angeschnittene Fingernagel in meinem Socken, in meinem linken, und der Fingernagel riss komplett ab. Man kann das jetzt hier nicht sehen, ich habe ein Pflaster da drauf. Das ist eigentlich ein Augenblick, den ich keinem so recht wünsche, weil natürlich das Fingernägel ausreißen und Fingernägel abreißen ein sehr unangenehmer Vorgang ist, der also sozusagen avant la lettre in meinem Roman auch eine große Rolle spielt.
Dies ist etwas, was normalerweise nur auf Reisen passiert? Hat es mit Reisen zu tun. Man hat möglicherweise andere Werkzeuge, um sich die Finger zu pflegen auf Reisen als daheim… Nein, nein, ich reise ja nur bedingt. Inzwischen lebe ich in Südkalifornien und reise eigentlich sehr wenig umher, und Fingernägel kann man sich natürlich überall anritzen, aber das war einfach beim Brotschneiden des Morgens sozusagen, als ich versucht habe, meiner Tochter ein Brot zu schmieren mit vegetabilem Brotaufstrich.
Ich hoffe, es tat nicht allzu sehr weh. Wer je sein Brot mit Tränen aß, heißt es ja auch. Nein, nein, das tat überhaupt nicht weh. Nur der Vorgang des Verlustes des Daumennagels oder des halben Daumennagels vielmehr ist natürlich … es ist so etwas, was sehr unter die Haut geht, wenn man das so sagt. Man hat schaurige Gefühle, wenn man das erlebt und beschreibt So habe ich auch versucht, in meinem Roman am Anfang Momente dieser Irritation hereinzuschreiben. Ich glaube, es gibt auch eine Stelle, in der Augenwimpern ausgerissen werden.
Gehen wir noch weiter und tiefer in die Haut hinein, und zwar zum Herzen. Schon im Gilgamesch-Epos wird eine Reise beschrieben. Dort ist es die Reise nach einer Pflanze der Heilung, die Suche nach einer Pflanze der Heilung. Auch die Odyssee von Homer ist eine große Reisegeschichte oder aus der Sicht der damaligen Zeitgenossen eine Reisereportage. Die Reisen und die Liebe sind die großen Themen der Weltliteratur. Um Liebe, wie sie in Gottfried von Straßburgs „Tristan“ oder William Shakespeares „Romeo und Julia“ verhandelt, wie sie dort beschrieben werden, geht es in Ihren Texten nie. Wie halten Sie es mit der Liebe in Ihren Geschichten? Das haben Sie sehr gut beobachtet. Das fällt mir furchtbar schwer, darüber zu schreiben oder dieses als Thema zu wählen. Es ist eigentlich fast unmöglich, das zu beschreiben. Wovon sprechen wir – gerade auch in diesem Roman, in dem letzten Roman, gibt es auch – es ist eigentlich schrecklich, es auszusprechen – aber es gibt Sexualität. Es gibt Sexualität in diesem Roman, an verschiedenen Stellen kommt das vor, und das ist eigentlich, glaube ich, sozusagen für mich ein Novum, überhaupt zu versuchen, dies zu beschreiben.
Sie sind auch noch auf andere Weise gereist: Wenn wir beim Reisen bleiben: Ihr aktuelles Buch „Die Toten“ wird vertreten von der bekanntesten Literaturagentur der Welt, von der Agentur Wylie in New York. Andrew Wylie vertritt die Rechte unter anderem von Salman Rushdie, von dem in diesem Jahr gestorbenen Popstar David Bowie, von Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk – Ihr Buch ist zeitgleich in mehreren Ländern erschienen. Wie hat sich durch den Wechsel zu Wylie die Sichtbarkeit Ihrer Literatur in der Welt verändert? Das bot sich eigentlich an, weil ich eben in die USA verzogen bin. Die Frage verstehe ich jetzt nicht so ganz.
Ist es so, dass Wylie … Andrew, ja … dass Andrew Wylie Ihre Sichtbarkeit verändert hat? Ist es ein anderes Arbeiten mit den Texten? Der Text ist fertig geschrieben, dann muss er in irgendeiner Art und Weise verlegt werden, und eine Agentur hilft dabei; Andrew Wylie ist der beste, bekannteste Agent. Verändert das irgendetwas? Also eigentlich wenig, da die Verträge für diese Romane zumindest in Deutschland längst ausgehandelt sind, und Andrew, den ich als sehr, sehr charmanten Menschen kennengelernt habe, der, glaube ich, nur für die andere Seite sozusagen als Schakal gilt, aber zu seinen Autoren und Autorinnen und auch, glaube ich, zu … Sie nannten gerade David Bowie. Stimmt das? Er vertritt David Bowies Estate?
So steht es auf der Internetseite. Ach so, verstehe. Ja, Wylie – ein sehr, sehr netter Mann.
Es passiert immer häufiger jetzt, dass Bücher von immer mehr Autoren und Autorinnen zeitgleich in verschiedenen Sprachen in unterschiedlichen Ländern erscheinen. In welcher Weise kann dadurch ein neues Konzept der Weltliteratur entstehen? Das kann ich schwer beantworten. Als Schweizer ist es natürlich sehr erfreulich, wenn man die Schweizer Gegenwartsliteratur nicht allzu ausgiebig, oder anders: Es gibt nicht so viele Schweizer Autoren, und ich freue mich natürlich sehr auf Englisch übersetzt zu sein, aber … jetzt habe ich die Frage vergessen. Entschuldigung.
Die Frage war, kann dadurch, dass immer mehr Autoren zeitgleich ihr Werk in verschiedenen Sprachen übersetzen, also die Debatte auch international zur gleichen Zeit stattfinden kann, ein neues Konzept von Weltliteratur entstehen? Na ja, es ist so, dass deutschsprachige Literatur es ein wenig schwer hat, da in den Verlagen nur noch wenig Deutsch gelesen wird Es ist dann immer von Vorteil, wenn es eine englische Übersetzung gibt, die beurteilt werden kann. Mit dem Deutsch ist es natürlich so eine Sache. Es wird einfach nicht mehr so viel auf Deutsch gelesen, selbst in den Verlagen. Die müssen dann, glaube ich, sogenannte Reader engagieren. Das sind dann Deutschstudenten, die ein Gutachten schreiben und so weiter. Insofern ist das immer ganz gut, wenn es zeitgleich schon auf Englisch, der Lingua franca, vorliegt. Um dieses schreckliche Wort „vorlegen“ einmal zu verwenden. Ich finde das ganz furchtbar, dieses Wort. So und so „hat einen neuen Roman vorgelegt“. Was bedeutet das eigentlich?
Und es gilt diesen zu entdecken, hört man dann gerne im Feuilleton. Ja, durchaus.
Wir hören ein Knistern – was ist das für ein Knistern? Sie haben in der Tasche etwas versteckt. Das sind die Ricola Schweizer Kräuterzucker. Die habe ich hier sozusagen immer bei mir, da die natürlich sehr gut sind für den Hals.
Gibt es die auch in Los Angeles? Nein, dort werden sie nicht verkauft.
Im Deutschlandfunk habe ich Ihren Roman „Die Toten“ verglichen mit dem Werk eines anderen, meiner Meinung nach oft absichtlich unverstandenen Schriftsteller, und geschrieben: „‘Die Toten’ ist ein Werk, das sich messen lassen kann mit den Romanen des großen, ebenfalls oft missverstandenen Humanisten Michel Houellebecq, ein Werk, das uns nur deshalb ins Dunkle führt, damit wir umso klarer sehen, wo das Licht herkommt.“ Das haben Sie aber schön … ist das nicht von Leonard Cohen?
Das wäre neu. Der klingt so nach Leonard Cohen, dieser schöne Satz.
Ist er denn wahr, oder ist er ein Irrtum? Es wurde hin und wieder genau darüber diskutiert. Wir kommen jetzt langsam in die Debatte zu dem Buch hinein. Kann man das gelten lassen? Gilt einerseits Michel Houellebecq als Humanist, und ist Ihr Werk … führt uns Ihr Werk deshalb in die Dunkelheit, damit wir umso klarer sehen, woher das Licht kommt? Das finde ich jetzt etwas hochgegriffen. Ich hörte gerade neulich im Fernsehen, im Schweizer Fernsehen, eine interessante Diskussion über dieses Buch, in der ein junger Mann, Philipp Tingler heißt der, …
…auch Schweizer, ein großer Ästhet. Auf jeden Fall ist er sehr muskulös. Und er sprach darüber, dass dieses Buch ihn erinnere an die Kunstwerke von Damien Hirst. Das hat mich dann doch etwas nachdenklich gestimmt. Ich habe die Analogie nicht ganz verstanden. Er meinte, dieses Buch wäre wie ein in Formaldehyd eingelegter Hai, den man betrachtet, um den man herumgehen kann. Und eigentlich bedeutet es gar nichts. Ich fand das ganz interessant.
Philipp Tingler neigt natürlich zu genau solchen Vergleichen. Er hat seine Dissertation geschrieben über Thomas Mann, über den Ästhetizismus bei Thomas Mann. Er hat selbst Romane geschrieben, die sich im Duktus anlehnen an Thomas Mann. Von daher verwundert es beinahe nicht, dass er selber diesem Ästhetizismus folgend auf in Formaldehyd eingelegte Haie kommt. Zumal dieser Hai auch etwas sehr Interessantes ist, denn er muss immer wieder ausgetauscht werden, dieser Hai, weil er verwest in seinem Formaldehydbecken. Aber ist das Formaldehyd nicht dazu da, den Verwesungsprozess zu stoppen?
Ursprünglich schon. Es hat aber bei diesem Kunstwerk von Damien Hirst gar nicht funktioniert. Deshalb muss dieser Hai alle fünf bis zehn Jahre ausgetauscht werden. Es wird dann ein neuer Hai gebracht, und der wird dann dort hineingelegt. Mögen Sie denn Damien Hirst?
Kann man Damien Hirst eigentlich mögen, das ist eine der großen Fragen, und: will er das überhaupt? Ist er ein Mensch, der gemocht werden will? Da kann man schon fragen, auf Ihr Werk rekurrierend und auf die Art und Weise, wie Sie auftreten, Herr Kracht. Sie wirken nicht wie jemand, der – wie viele andere Künstler – unbedingt gemocht werden möchte. Damit meine ich gar nicht, dass Sie unsympathisch auftreten. Damit meine ich aber, es ist Ihnen schlechterdings egal. Ja, das ist immer so die Frage. Ich empfinde es als sehr schwierig, Interviews zu führen und zu sprechen, und diese merkwürdige Schüchternheit wird mir dann oft als Arroganz ausgelegt. Aber dafür kann ich leider nichts.
Gerade eben haben wir noch eine Zigarette draußen geraucht, es war sehr, sehr nett. Jetzt sitzen wir uns hier am Mikrofon gegenüber. Es ist selbstverständlich ein Spiel, das wir spielen, und in dieses Spiel begibt man sich als Spielfigur selbst hinein. Wenn man Bücher schreibt und verkaufen möchte, ganz sicher, ja.
Haben Sie die Debatte wahrgenommen um ihr Buch hier in Deutschland? Haben Sie davon etwas verfolgt? Gibt es Dinge, die Sie daran irritiert haben? Sie meinen die Debatte um „Imperium“, oder …?
Die Debatte jetzt um „Die Toten“, um „Imperium“ natürlich auch. Sie haben kurz danach den Raabe-Preis vom Deutschlandfunk bekommen, wo wir auf eben diese Debatte eingegangen sind. Haben Sie die Debatte um „Die Toten“ verfolgt? Es ist das meistdiskutierte deutsche Buch dieser Saison. Ich habe das verfolgt insofern – und nicht verfolgt gleichzeitig, außer dass ich, dass irgendjemand, ich glaube, der Herausgeber der FAZ, geschrieben hatte, Denis Scheck und ich seien schon seit 20 Jahren befreundet, und das wäre auf irgendeine Art unfair, weil Denis Scheck das Buch dann irgendwie sehr gelobt hatte. Ich habe Denis Scheck, glaube ich, dreimal kennengelernt, nämlich zu den drei Aufzeichnungen zu meinen Büchern, und ich wäre gern mit ihm befreundet, weil er auch furchtbar charmant ist und nett, aber diese Debatte habe ich so nicht verfolgen können, da ich sie nicht ganz verstanden habe.
Der Literaturbetrieb besteht aus schüchternen Menschen. Wir haben gerade kurz über Schüchternheit gesprochen. Da gilt es wahrscheinlich schon als Freundschaft, wenn man sich dreimal gesehen hat. In 20 Jahren.
In welcher Weise, um auf etwas anderes hinzuführen, hat Sie eigentlich die Entscheidung, Bob Dylan zum Literaturnobelpreisträger des Jahres 2016 zu bestimmen, überrascht? Ah ja – auf diese Frage habe ich mich wirklich gut vorbereitet, weil ich einigermaßen schockiert darüber bin, weil es ist doch ein Buchpreis ist, und kein Plattenpreis. Aber ich kann mich jetzt nicht allzu sehr darüber echauffieren. Ich mag Bob Dylan nicht. Ich habe ihn noch nie gemocht. Ich finde, jemand, der 250 Dollar pro Ticketkarte bekommt, sollte damit zufrieden sein. Wenn man schon einem Musiker das geben muss, dann doch einem – wie sagt man – einem musikalischen Poeten, dann doch bitte Leonard Cohen oder Joni Mitchell. Das ist sehr merkwürdig für mich. Jetzt muss der Nobelpreis die nächsten 30 bis 50 Jahre nicht nach Amerika gehen. Das haben sie ganz schlau gemacht, um natürlich die zu erniedrigen, also Pynchon, DeLillo, die üblichen, die ihn jetzt niemals bekommen werden. Also, wie Graham Greene, Borges, – stattdessen Pearl S. Buck, Hermann Hesse.
Wir haben am Anfang des Gesprächs über das Reisen gesprochen, gerade noch kurz über Preise. Es gibt einen Preis, der vor wenigen Tagen vergeben wurde, und zwar der Deutsche Buchpreis, für „Widerfahrnis“, in dem wiederum eine Reise geschildert wird. Auf welche Weise hat Ihr Verleger reagiert, als ausgerechnet „Die Toten“, Ihr Buch, das meistdiskutierte Buch der Saison, nicht nominiert war für den Deutschen Buchpreis? Wie mein Verleger Helge Malchow – ja, ich habe – das –
Ich möchte Sie hier nicht zum Spielverderber machen… Nein, nein. Ich bin für den Schweizer Buchpreis nominiert. Das finde ich viel schöner und wichtiger. Ich wünsche Bodo Kirchhoff alles Gute mit diesem Preis. Ich mag seine Bücher und freue mich, dass der das gewonnen hat.
.,.und nicht auch noch Bob Dylan. – Wann werden Sie wieder umziehen? Das geht jetzt erstmal nicht, da es in Los Angeles bekanntlich niemals regnet, wie es in dem Song heißt, und ich – also längere Zeit nicht, bis zum nächsten Mal. Vielleicht sollten Sie noch kurz erwähnen, dass wir zusammen vor genau zehn Jahren in Kairo auf der Buchmesse waren.
Dort hat es auch nicht geregnet. Dort war es sehr staubig. Wir standen dort mit Thomas Brussig und Julia Franck, und das Ganze hat sich dann so in eine Art Purple Haze verwandelt.
Dies ist auch nachzulesen in einem Ihrer Bücher. Ja, das stimmt. Eine kurze Erzählung.
Da ich am Anfang gefragt habe, woher Sie gerade gekommen sind, zum Abschluss: Wohin wird es gehen nach diesem Gespräch und nach der Frankfurter Buchmesse? Danach gibt es eine kleine Tournee mit dem Roman, und zwar ganz profan nach Köln. Danach, glaube ich, Göttingen. Und immer weiter, bis dann irgendwann Luxemburg erreicht ist.
Was werden Sie jetzt noch machen, um sich nicht mehr zu schneiden mit dem geriffelten Brotmesser? Erst mal morgens keine Brote herstellen. Also, ich werde sehr, sehr vorsichtig sein, um Messer auch einen großen Bogen machen. Ich habe eine große Angst und Respekt vor Messern und Rasierklingen und derlei Dingen. Ich habe immer furchtbare Angst, dass mir jemand einmal ein Messer in den Bauch rammt oder Ähnliches.
Dies wird Ihnen hier auf der Messe nicht passieren. Davon bin ich überzeugt, die Einlasskontrollen sind sehr streng. Das stimmt. Aber ich war mal einmal auf einer Lesung, ich glaube, das war sogar in Hamburg, da kam eine ältere Frau nach der Lesung auf mich zu und meinte, ich müsste jetzt mit ihr in den Wald ziehen, in ein Zelt. Dann habe ich zu ihr gesagt, das würde ich nicht so gern machen. Und dann öffnete sie ihren Mantel. Da drin war ein riesiges Brotmesser; wenn man über Adelheid Streidl nachdenkt – Sie erinnern sich vielleicht, die hat Oskar Lafontaine damals das Brotmesser in den Hals gerammt. Ein furchtbares Erlebnis. Ich hoffe, dass sich das nicht wiederholt.
(Hier geht es zur „Büchermarkt“-Sendung im Deutschlandfunk, wo das Interview zu hören ist)