Thees Uhlmann und seine Band Tomte sehen in ihrem aktuellen Album leuchtende „Buchstaben über der Stadt“.
Die mittlerweile zum Quintett angewachsene Combo ordnet diese Buchstaben zu ebenso euphorischen wie Hamburger-Schule typischen Texten. Uhlmann singt: „Ich habe mich mit Gott geprügelt“. Dennoch wirkt diese Behauptung wie ein betroffenes Geständnis, nicht unbedingt großmäulig. Das ist typisch fürs Label Grand Hotel van Cleef, das von Tomte und ihren Kettcar-Freunden geführt wird. Dort erscheinende Helden wie Bernd Begemann, Olli Schulz und der Hund Marie oder die Hansen Band bedienen stets das gleiche Indierock-Grundgefühl zwischen Stadionapplaus und Clubmelancholie.
Kettcar sangen 2005, wie „Stockhausen, Bill Gates und Ich“ im Fahrstuhl fahren, also der größte Musiker und der reichste Mann des 20. Jahrhunderts mit dem bescheidenen Slacker aus Deutschland. Tomte, bereits mit Gott ringend, fragen ein Jahr später ebenfalls nach ihrem kleinen Ort in der Welt. Bis zuletzt durch die kleine Liebe feststeht, „warum ich hier stehe.“ Sie stehen hier, mit drei Gitarren, einer Stimme und sie unterhalten einen dabei wunderbar. Wie nie zuvor zieht Thees Uhlmann sehr undeutsch Vokale in die Länge und betont seine gebrochenen Zeilen wie harmonische Reime.
Die musikalischen Unterschiede zwischen „Buchstaben über der Stadt“, und den Vorgängern „Hinter diesen Fenstern“ sowie „Eine sonnige Nacht“ erscheinen zwar marginal. Aber die Texte werden immer größer: „Alle singen von Liebe, ich sang die ganze Zeit von Dir“ heißt es im ersten Song, wo Tomte nicht einmal auf den Reim „Dir/Tür“ verzichtet. So viel Kitsch ist mutig. Ebenso das Liebeslied über eine „Stadt mit Loch“, geschmacksunsicher „New York“ getauft. Auch hier balanciert Tomte, stürzt jedoch niemals ab, da Uhlmann Amerikas „krankes Herz“ ebenso wenig vergisst wie den internationalen Spott, weil „jeder lacht.“
Dazwischen ist Platz für: liebe. Melancholische Momente dominieren. „Was den Himmel erhellt“ ist eine rührende Dokumentation über den Umzug von Berlin nach Hamburg und wirkt wie Antwort auf den Kettcar-Song „48 Stunden“. Dies alles zeigt, dass deutscher Indie-Rock neben Ladomat, City Slang und Paul! von einem Label insbesondere dominiert wird, nämlich vom großartigen Grand Hotel van Cleef aus Hamburg. Am 31.01. spielen Tomte im Düsseldofer Zakk.