Der amerikanische Schriftsteller Jonathan Lethem ist bekannt für seine autobiographischen Texte. 2003 veröffentlichte er den Musik- und Bildungsroman „Die Festung der Einsamkeit“ über seine Brooklyn-Jugend in den 70ern. Die New York Times kürte „Die Festung der Einsamkeit“ anschließend zum besten Buch des Jahres. Der 48-Jährige gewann etliche Preise, darunter den National Book Critics Circle Award. Ein Mann, der aus einem reichen Leben zu erzählen hat. Eigentlich…
Man kennt das, wenn Betrunkene spätnachts am Tresen aus ihrem Leben erzählen und sagen: Das müsse man eigentlich alles mal aufschreiben, als Buch und so: Wie sie sich damals verfahren haben. Oder wie sie als Einzige Bret Easton Ellis‘ Roman „American Psycho“ gegen die Spiesser in einer Buchhandlung verteidigten. Und überhaupt: Dass Spider Man der erste Superheld war, der in seiner Freizeit wohl selbst gern Comics gelesen hätte. Das muss man doch mal – und dann schlafen sie ein.
Der amerikanische Schriftsteller Jonathan Lethem brauchte weder Tresen, noch Alkohol, sondern nur eine gehörige Portion Autoren-Hybris, um genau diese Dinge in seinen so genannten „Memoiren“ niederzuschreiben: Also die Sache, wie er sich mal verfahren hat, und was er alles über Superman denkt, und damals die Geschichte mit Bret Easton Ellis, mit dem er übrigens auch studiert hat und dass der Bob Dylan auch seiner Generation etwas mitzuteilen hat.
Wer sich interessiert für die hundertste Meinung zu „Batmans Dark Knight“ und den Hintern von Donald Sutherland: Nur zu. Nur: weshalb? Diese „Bekenntnisse eines Tiefstaplers“ sind in der Tat noch uninteressanter als die „krassesten Alkoholabstürze“ eines 17-Jährigen, als die Tresennachrichten eines alten Sacks.
(Jonathan Lethem: „Bekenntnisse eines Tiefstaplers“. Erschienen im Tropen Verlag. 352 Seiten, 21,95 Euro. Übersetzt von Gregor Hens)