Jan Drees

Ich bin Redakteur im Literaturressort des Deutschlandfunks und moderiere den „Büchermarkt“.

Im Jahr 2000 erschien mein Debütroman „Staring at the Sun“, 2007 folgte ein überarbeiteter Remix des Buchs. Im Jahr zuvor veröffentlichte der Eichborn-Verlag „Letzte Tage, jetzt“ als Roman und Hörbuch (eingelesen von Mirjam Weichselbraun). Es folgten mehrere Club-Lesetouren (mit DJ Christian Vorbau). 2011 erschien das illustrierte Sachbuch „Kassettendeck: Soundtrack einer Generation“, 2019 der Roman „Sandbergs Liebe“ bei Secession. Ich werde vertreten von der Agentur Marcel Hartges in München.

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15 Kommentare

  1. […] Jan Drees sammelte Stimmen aus dem Betrieb zu verschiedensten Fragestellungen, die die Benachteiligung von Frauen und die Einführung einer Frauenquote bei Literaturpreisen erruieren …(auch auf der Facebookseite von Jan Drees wurde äußerst divers und kontrovers debattiert, u.a. von […]

  2. […] Empfänger dann die Mitteilung persönlich.)“ Die Buchbranche ist noch einmal um eine #Aufschrei-Debatte herumgekommen. IKEA kopiert die Applewerbung und kommt den Vorzügen eines gedruckten Buchs auf die […]

  3. […] Jan Drees sammelte Stimmen aus dem Betrieb zu verschiedensten Fragestellungen, die die Benachteiligung von Frauen und die Einführung einer Frauenquote bei Literaturpreisen erruieren …(auch auf der Facebookseite von Jan Drees wurde äußerst divers und kontrovers debattiert, u.a. von […]

  4. Selbstverständlich ist vor allem die zunehmende Ökonomisierung der „literarischen“ Landschaft das eigentliche Problem, welches durch einen rein in diesem Sinne geschaffenen Buchpreis nur verschärft wird. Ein Buch ist schon beinahe dann gut, wenn es sich gut verkauft. Kritiken ergehen sich zunehmend im Nacherzählen und Meinen, weil dies der Schaffung von Hypes (oder Antihypes) viel eher dient, als sachliche Textanalyse. Was wollte eine durch und durch von Marktwirtschaft durchtränkte Gesellschaft anderes gelten lassen oder erwarten? Und selbstverständlich ist es so, dass eine Denkstruktur und Lesegewohnheit, welche sich über mehrere Jahrhunderte an männlichen Strukturen, Büchern und Philosophien geschult hat, überhaupt nicht in der Lage ist, mal eben diese Gewohnheiten fahren zu lassen. So ist auch zu erklären, dass natürlich auch Kritikerinnen „männlich“ argumentieren und urteilen. Für gut und klug und eloquent halten „wir“ nach wie vor Texte, die in irgendeiner Weise den Vorbildern und Maßstäben entsprechen. Oder nicht?
    Eine Quote ist mit Sicherheit eher entwürdigend für jene, die sich am Ende vielleicht nur aufgrund dieser Quote auf irgend einer Liste wähnen. Aber etwas mehr Bewusstsein und Wachheit wünschte ich mir, gerade von einem Betrieb mit kulturellem Anspruch, schon. Es ist ja beinahe rührend, mit welcher Naivität man hier von einer Gleichberechtigung ausgeht. Von einer Gleichbehandlung. Dabei wissen doch alle, welchen Angeboten, Forderungen, Blicken, Beurteilungen, Unterschätzungen usw. Frauen in beinahe allen Bereichen ausgesetzt sind. Und natürlich nicht durch junge attraktive Männer in lustigen, coolen und zeitgenössischen Redaktionen oder jungen Verlagen… (Und die wirklich mächtigen Verlegerinnen und Redakteurinnen nenne man mir mal. Wo sie sich halten, müssen sie sich mindestens als „schwarze Witwe“ u.ä. beschimpfen lassen…Und dass es eine ganze Masse an Mitarbeiterinnen im Literaturbetrieb gibt, heißt noch nicht, dass es eine Masse mit Einfluss ist) Ein wacher Blick auf die Reihen der deutschen Literaturauszeichnungen der letzten 12 Jahre genügt außerdem, um sich ein absolut deutliches Bild davon zu machen, dass die männlichen Preisträger in der eindeutigen Überzahl sind (meistens besteht ein Verhältnis von 8 zu 4 oder 9 zu 3 zugunsten der männlichen Mitstreiter). Und dass dies bei internationalen Preisen wie dem Nobelpreis anders ist, müsste uns doch um so mehr zum Nachdenken anregen. Ist es also doch nicht so, dass Männer bessere Bücher schreiben, sondern dass man in Deutschland Büchern von Männern schlicht mehr vertraut? Hängt das auch damit zusammen, dass diese selbstbewusster, selbstgewisser, unhinterfragter usw. aufzutreten verstehen, weil sie das seit Jahrhunderten so gelernt haben? In der Wissenschaft ist das s.g. Imposture-Syndrom unter Frauen verbreitet: Die Angst, als Hochstaplerin enttarnt zu werden. Ich kenne keinen Mann mit diesem Syndrom. Es muss also auch in der Selbstauffassung der Frau liegen, welche ihr, in einer Gesellschaft der Selbstoptimierung und Selbstinszenierung mit aller größter Sicherheit nicht von Nutzen ist.
    Ich persönlich finde Buchpreislisten vollkommen uninteressant, weil durchschaubar. In Anbetracht der Weltlage wirkt diese ganze Diskussion natürlich auch geradezu pervers verwöhnt. Geführt werden darf sie wohl dennoch.

  5. Hm.
    Ich finde #Aufschrei toll. Weil es diese Debatte losgetreten hat.
    Ich finde #Aufschrei blöde, weil es diese Debatte losgetreten hat.
    Ansonsten fallen mir zum Umgang mit diesem Thema vor allem die Lyrics des Todd Snider Songs ‚Statisticians Blues‘ ein. Was, Ihr kennt Todd Snider nicht? Ich glaube, ich werde gleich einen neuen ‚Aufschrei starten. Aber vorher der Text:

    They say 3 percent of the people use 5 to 6 percent of their brain
    97 percent use 3 percent and the rest goes down the drain
    I’ll never know which one I am but I’ll bet you my last dime
    99 percent think we’re 3 percent 100 percent of the time

    64 percent of all the world’s statistics are made up right there on the spot
    82.4 percent of people believe ‚em whether they’re accurate statistics or not
    I don’t know what you believe but I do know there’s no doubt
    I need another double shot of something 90 proof
    I got too much to think about

    Too much to think about
    Too much to figure out
    Stuck between hope and doubt
    It’s too much to think about

    They say 92 percent of everything you learned in school was just bullshit you’ll never need
    84 percent of everything you got you bought to satisfy your greed
    Because 90 percent of the world’s population links possessions to success
    Even though 80 percent of the wealthiest 1 percent of the population
    Drinks to an alarming excess
    More money, more stress

    It’s too much to think about
    Too much to figure out
    Stuck between hope and doubt
    It’s too much to think about
    Pick it now

    84 percent of all statisticians truly hate their jobs
    They say the average bank robber lives within say about 20 miles of the bank that he robs
    There’s this little bank not far from here I’ve been watching now for a while
    Lately all I can think about’s how bad I wanna go out in style

    And it’s too much to think about
    Too much to figure out
    Stuck between hope and doubt
    It’s too much to think about
    That’s right
    It’s too much to think about
    Amen
    It’s too much to think about

    Full Song Lyrics: http://www.lyrster.com//www.lyrster.com/lyrics/statisticians-blues-lyrics-todd-snider.html#ixzz3Ay04nSAY

    Wer sich das Lied anhören mag: https://www.youtube.com/watch?v=IUK6zjtUj00
    Todd Snider ist cool. Frauen sind cool. Männer sind cool.

    Schöne Grüsse
    Kai

  6. Schön, dass es Kirsten Fuchs gibt. Schön, dass ich das schon wusste. Das ist doch ein Erfahrungsbericht, den sich jeder übers Bettchen hängen kann. In jedem Satz wahr und informativ und intelligent. Experimente trotzen der Langeweile und überhaupt jeder Betriebsmüdigkeit, und allein darum kann’s gehen.

    Ich las kürzlich: Achtzig Prozent der Menschen, die glauben, dass Quoten einen Einfluss auf die „Herzensbildung“ haben könnten, glauben auch, dass es in Skandinavien keine extremistisch denkenden Menschen gibt. Und immerhin noch siebzig Prozent dieser Leute fanden, dass der „Gaucho-Tanz“ der deutschen Nationalfußballer ein schlechtes Licht auf unser Land werfe. So könnte man immer weitermachen, den P.C.-Wahn in diesem Lande zu veralbern.

    Aber nochmal zur Herzensbildung: Sinnvoll ist sicher ein lauteres Reden über Sexismus, wenn es da so viele unangenehme Erfahrungen gibt, wie Frau Buchzik schreibt.

  7. […] als Frauen saßen. Die Statistiken lassen sich hier selber nachrechnen. Jan Drees sammelt auf Lesen mit Links Stimmen zur […]

  8. […] Staffelstab der Debatte wurde bereits von Jan Drees aufgegriffen, der auf seinem Blog (Lesen mit Links) Stimmen von Männern und Frauen aus dem Literaturbetrieb zu genau diesem Thema […]

  9. Das Auszählen von irgendwelchen Quotierungen ist augenscheinlich der Sache fremd (man kann sich ja noch viele andere gut legitimierte Anspruchsteller vorstellen als nur Frauen und Männer, z.B. Österreicher und Deutsche, mit oder ohne Migrationshintergrund, heitere Prosa und ernste Prosa, Gegenwartsthemen und Vergangenheitsthemen, Stadt- und Landliteratur etc., vielleicht gleich Preise in 10 Kategorien vergeben). Wenn man ein dickes Fehlurteil vermutet – wie es vorher schon Joachim Unseld getan hat -, dann müsste man mehr in die Urteil-Detals gehen und konkret werden, also nachschauen, ob eventuell die Kriterien schief angewendet wurden (in der JUry hatten im übrigen diesmal die Frauen das Übergewicht).
    Etwas schade finde ich den Missbrauch des Wortes, das erfunden wurde, um Empörung über alltäglichen Sexismus auszudrücken: „Aufschrei“. Mehr als einen oberflächlichen Sexismus-Verdacht (!) und Indizien, die dafür und dagegen sprechen, gibt es ja nicht. Der Artikel würde vermutlich weniger Aufregung auslösen, wenn er auf dieses hier mMn unangebrachte Wort verzichtet hätte.
    Ansonsten ist die Debatte nicht ohne Belang. Es kann sein, dass in Kunst, Musik, Literatur unterschwellig „Männerproduzenten“ für bedeutungsvoller gehalten werden. Relativ gut belegt ist das für die Bildende Kunst, wo Männer flächendeckend erheblich höhere Preise erzielen, eher Einzelausstellungen bekommen und wo selbst dem größten Müll immer mit dem Urteilsvorsprung begegnet wird, es müsse doch etwas Tiefes dahinterstecken – Männer scheinen prinzipiell freundlicher, entgegenkommender und „wichtiger“ bewertet. In der Musik ganz ähnlich – insbesondere an den „bedeutungstragenden“ Rollen Komposition, Soloinstrumente (auch Lead-Gitarre) und natürlich am Dirigentenpult ist die männliche Besetzung die Regel. Warum das in der Literatur anders sein sollte, ist vorderhand nicht einzusehen, außer vielleicht, dass die Männer sich ja tendenziell als Leser immer mehr aus der Welt der Literatur verabschieden und so die Literatur von den Kunden her immer weiblicher geprägt ist (bei meinem letzten Besuch in der örtlichen Buchhandlung hatte ich den Eindruck, in einem Frauenbuchladen zu sein). Mag sein, dass also auch beim Buchpreis irgendeine sublime „bias“ am Werke ist, eventuell sehr unterbödig, aber „Aufschrei“ ist da nicht angesagt. Und Quotierung kann nicht die Lösung für eine Qualitätsentscheidung sein. Um die eingehende Beschäftigung mit den Urteilen und den beurteilten Büchern kommt man daher wohl nicht drumherum, wenn man dem Gespenst des Sexismus in der Literaturbewertung auf die Spur kommen möchte.

  10. … kleiner FunFact am Rande: der ‚Deutsche Buchpreis‘ wird seit 2005 vergeben; 6 von 9 Preisträger waren weiblich. ;-)

    Ernsthaft: Grundsätzlich schätze ich Dana sehr(!), aber diesen #Aufschrei kann ich nur bedingt nachvollziehen. Wenn wir der Logik bzw. Kritik folgen wollten, müssten wir erst einmal wissen, in welchem „Verhältnis“ die Verlage ihre hauseigenen Titel zur Nominierung eingereicht haben. – Sind es etwa schon die Verlage, die männliche Titel für ’nominierungswürdiger‘ halten? Und überhaupt (zurück zum Artikel): Geht es nur um Frauen oder auch noch um das Alter? Also vielleicht sowohl eine Frauen- als auch U30-Quote einführen?

    Diskussionen sind zwar nie verkehrt, wenn man so etwas wie Missstände zu erkennen glaubt, … in diesem Fall halte ich sie aber für kontraproduktiv. Es geht ausschließlich um den Text – nicht darum, von wem er kommt.

  11. Guido GrafGuido graf

    Ein paar Punkte dazu (die so ähnlich auch schon bei FB zu lesen waren):

    * Wer möchte ausgewogene Listen? Diejenigen vermutlich, denen sie zum Nachteil ausfallen. Folgt man dieser Logik, stimmt die Diagnose, dass es ein massives Ungleichgewicht gibt, nicht nur bei der Longlist des Buchpreises. In der ökonomischen Perspektive auf das Literatur-Betriebssystem sind diese Listen von Bedeutung. Für den sogenannten Betrieb ohnehin, wie auch für alle anderen System, die Mangel produzieren und diesen über (soziale, mediale, weniger ästhetische) Zugangs- und Ausschlusskriterien wie etwa den von Christian Huberts benannten strukturellen Sexismus verwalten. Der Akzent kann also bei jedem Aufschrei nur auf dem „wichtigen und von Verlagen und Autoren [sic!]“ – in dieser Reihenfolge wohlgemerkt – „Marketinginstrument“ liegen. Was erzählt dann etwa der zitierte Satz von Valeska Heinze: „Sie können einem Buch ungemein helfen“? Wer hilft hier wem? Wer möchte sich von wem und um welchen Preis wozu helfen lassen? Ist das Ziel dieser Hilfe Ausgewogenheit?

    * Die Argumentation des WELT-Artikels von Dana Buchzik impliziert, die Liste solle eigentlich die literarische Landschaft repräsentieren, könne das aber angesichts der Vielzahl der eingereichten Titel gar nicht leisten. Letzteres zumindest trifft notgedrungen zu, ignoriert aber auch, dass der Auswahlprozess immer schon vorher begonnen hat.

    * Ist „Frauenliteratur“ tatsächlich die Alternative, bzw. das, was auf der Liste unterrepräsentiert ist?

    • Von Hintern-Tätscheln ist die Rede, von schlimmen Drohmails: „die Mehrzahl der Autorinnen und Verlagsmitarbeiterinnen, die für diesen Artikel über ihre Erfahrungen gesprochen haben“: genau diese gründliche Recherche ist, was bislang fehlt (sicher auch ihre notwendige Transparenz) und was Teil einer wissenschaftlichen Aufarbeitung sein müsste (anstatt immer nur den Literaturbetrieb mit dem existierenden Literaturbetrieb zu erklären; bestenfalls kommen dann noch ein paar historische Absicherungen hinzu; aber hier wäre etwa auch mal eine wiederholte Beschäftigung mit Gisela Elsner und der Gruppe 47 aufschlussreich)

    * „Mikrokosmos der E-Literatur“: auch in dieser Unterscheidung gedeihen die Sexismen.

    * „Wie viele der in diesem Jahr eingereichten Romane von weiblichen Autoren stammt, ist unbekannt“ – naja, das könnte man, nimmt man die Ghostwriter aus, ja durchaus nachzählen und käme dann wieder auf die schon erwähnten, schon im Vorfeld jeden Listenwesens greifenden Sexismen.

    * Wer möchte ausgewogene Listen? Jede Antwort ist falsch.

    * Es geht nicht um eine Konstruktion, sondern: against Repräsentation: ich kann nicht von Listen Repräsentation verlangen, die etwas anderes sind und sein wollen und genauso auch verstanden werden; wie Du schreibst: der Buchpreis ist nicht „nicht zuletzt“ Marketinginstrument, er ist ein Marketinginstrument; dafür hilft das (da auch dieses Marketing über Sexismen am besten funktioniert); die Kritik könnte sich also vielleicht eher darauf richten als „nur“ zu akzeptieren, dass es den Buchpreis nun mal gibt; wenn ich ihn umdeuten will, dann nicht durch Appelle, sondern nur durch Übernahme oder Anderes.

  12. Zu dem Zitat von mir im Beitrag (“Interessant: Bei dem einzigen Literaturpreis ohne Jury – Automatische Literaturkritik – sechs Preisträger auf eine Preisträgerin”) möchte ich noch ergänzen: Es spricht – auf sehr schmaler statistischer Grundlage – immerhin dafür, dass es Unterschiede zwischen männlichem und weiblichem Schreiben geben könnte und die Automatische Literaturkritik das erstere bevorzugt. Ich denke noch darüber nach, ob das stimmt, und wenn ja, was es über Kathrin Passig und mich aussagt.

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