Vor knapp drei Jahren konstatierte die Wiener Indiemusikgruppe „Ja, Panik“ mit ihrem Album „DMD KIU LIDT“: Die Manifestation des Kapitalismus in unserem Leben ist die Traurigkeit. – Damals wohnten die Österreicher bereits in Berlin. „DMD KIU LIDT“ wurde im Neuköllner „Chez Chérie“-Studio aufgenommen. Es begeisterte 15 Songs lang mit deutsch-englischem Slang und Feststellungen der Art: „Weißt du, ich bin mir langsam sicher und das ist gar nicht personal, die kommende Gemeinschaft liegt hinter unseren Depressionen. Denn was und wie man uns kaputt macht, ist auch etwas, das uns eint. Es sind die Ränder einer Zone, die wir im Stillen alle bewohnen.“
In den vergangenen drei Jahren wurden Rettungspakete geschnürt und Hass geschürt vom deutschen Boulevard gegen Griechenland, Spanien, Portugal. Die AfD abgekürzte „Alternative für Deutschland“ wurde gegründet. Der Reallohn sank selbst in Deutschland mal wieder um ein paar Prozentpunkte. 2015 wird Hart IV 15 Jahre alt. Mieten werden unbezahlbar, Wohnungen in Ballungszentren gegen Sex offeriert und Ja, Panik behalten Recht: Die Manifestation des Kapitalismus in unserem Leben ist die Traurigkeit. Jetzt wohnen die Wiener in Berlin, wo gerade die Merve/HKW-„Summer School“ stattgefunden hat, unter anderem veranstaltet von Armen Avanessian. (über den bereits hier etwas in LesenMitLinks steht.)
Mit dem umtriebigen Philosophen, politischen Theoretiker und Literaturwissenschaftler ist vor einiger Zeit noch so kapitalismuskritischer, links denkender Wiener in die deutsche Bundeshauptstadt gezogen. Der Halb-Armenier, Halb-Österreicher sorgte Anfang des Jahres mit der extrem klugen Sammelschrift „#Akzeleration“ für Furore (die in wenigen Tagen eine Fortsetzung finden wird). Das Bändchen aus dem Merve-Verlag, Heimat von so unterschiedlichen Denkern wie Michel Serres, Jean Baudrillard und Alexandre Kojève, war binnen eines Monats ausverkauft. Ein kleines Wunder, blättert man durch die Aufsätze und liest Sätze wie von Globalisierungsskeptizist Franco ‚Bifo‘ Berardi: „Die Hypothese des Akzelerationismus beruht im Wesentlichen auf zwei Argumenten: Erstens auf der Annahme, dass der Kapitalismus durch die immer schnellere Abfolge von Produktionszyklen instabil wird; zweitens auf der Annahme, die im Kapitalismus enthaltenen Potenziale müssten sich notwendigerweise entfalten.“
Auf der Suche nach einem neuen Realismus
Wie schafft der Kapitalismus Begehren? Warum wird uns die Zukunft geraubt? Stecken wir tatsächlich in einer Krise – oder ist vielleicht eine Art Apokalypse nah? Was kann 2014 auf den Drehschwindel, die ansteigende Geschwindigkeit des Kapitalismus reagiert werden? Fragen wie diesen nähern sich „Spekulative Realisten“ wie Nick Land, Benjamin Noys, Matteo Pasquinelli, Nick Srnicek und eben Armen Avanessian, 1973 geboren, studiert bei Jacques Rancière in Paris, promoviert in Bielefeld bei Karl Heinz Bohrer.
Zum Interview im beinahe hippen Berlin-Mitte-Café Keyser Soze erscheint Armen Avanessian mit audiophilen Bowers & Wilkins-Kopfhörern an den Ohren. Es ist bekannt: Zu wissenschaftlichen Vorträgen zieht er machmal bequeme Hoodies an. Im Herbst 2013 bloggte er im Netz auf #60pages über Denis Diderot, Katastrophendenken und Schreibblockaden. Der Mann spricht an hektischen Tagen unfassbar schnell. Es wirkt, als habe er selbst die Geschwindigkeit seiner Denkrichtung aufgenommen. Derzeit erscheint alle fünf Wochen ein Buch von ihm – auf Deutsch, Englisch, Französisch. Er spricht über die Poetik des Präsens, über Phantome des Realen, über das „dringende Bedürfnis nach einem neuen Realismus.
Das alles ist Teil des umfassenderen Projekts einer „Spekulativen Poetik“. Hier soll das sprachfundierte poststrukturale Denken der vergangenen Jahrzehnte mit dem zeitgenössischen Denken an Ontologie verknüpfen werden. Oder knapper, mit den Worten Armen Avanessians aus dem ebenso langen wie rasanten Interview in Berlin: „Alle wenden sich ab vom linguistic turn. Auch gehen gerade wir nicht mehr davon aus, dass die Grenzen unserer Sprache einfach die Grenze unseres Denkens sind. Vielmehr ist alles rekursiv, und je komplexer unsere Sprache ist, desto mehr Realität können wir fassen – und umgekehrt. Das ist die Grundidee einer Sprachontologie.“ Dazwischen wird geraucht. Draußen. In der Sonne.
Der Kapitalismus unter Beobachtung
Dort wird weitergesprochen, selbstverständlich. Es gilt, keine Zeit zu verlieren, Termin jagt Termin jagt Termin. „Ich habe heute meinen manischen Tag“, sagt Armen Avanessian. Philosophische Debatten werden in seinen Kreisen auf Facebook oder Twitter geführt. Es gibt keine Berührungsangst gegenüber neuen Kommunikationstechniken. Daher begegnet einem in diesen akzelerationistischen Kreisen auch beständig das Hashtag – als Zeichen von Beschleunigung, dem Neuen und digitalen Vernetzung. Es gibt Kollegen, die den Akzelerationismus in die Hipster-Ecke zerren.
Hip, wenn überhaupt, ist die Tatsache, dass sich Schriftsteller Rainald Goetz für den Spekulativen Realismus begeistert, dass er Armen Avanessian besucht, dass sie gemeinsam diskutieren. Hip sind eben Bücher wie „#Akzeleration“, „Realismus, jetzt“ oder das gerade erschienene „Speculative Drawing“, entstanden mit Grafiker Andreas Töpfer, der des öfteren während Vorträgen von Armen Avanessian zeichnet und der Theorie seine Bilder hinzustellt.
Hip waren aber je nach Zeit auch Paul Virilio (noch so ein Beschleuniger), Slavoj Žižek, immer wieder Jacques Lacan, die mal mehr, mal weniger in der Popkultur bzw. in die Literatur von Rainald Goetz aufgegangen sind: was oft das Gleiche ist. Gerade besonders „in“ oder hip oder vielleicht einfach nur zeitgeistig interessant ist der französische Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty, der gar nicht so weit vom #Akzelerationismus entfernt ist, durch alle Feuilletons gereicht wird, dessen Statistiken angezweifelt, rückbestätigt, wieder angezweifelt werden. Klar ist, dass der Kapitalismus unter einer neuen, verschärften Beobachtung steht.
Warum ist eigentlich immer noch Krise?
„Jeder, der seine Augen und Ohren nicht mutwillig verschließt, durchschaut die strategische Motivation hinter dem gegenwärtigen finanzpolitisch opportunen Krisen-Gefasel. Es handelt sich um einen Vorwand für die ständige Ausweitung neoliberaler Maßnahmen (im Finanzbereich, im Gesundheitsbereich, im Sicherheitsbereich).“ Das schreibt Armen Avanessian in #Akzeleration und entwirft gemeinsam mit seinen Kollegen alternative, spekulierende Ideen über die Zukunft, die ihrer Meinung nach verengt oder gar unmöglich gemacht wurde vom kapitalistischen System.
Sie denken anders, als althergebrachte Linke nach 68. „Nicht in dieser Richtung weniger Strom verbrauchen, Häuschen im Grünen“, sagt Avanessian. „Angesichts der Versklavung der Technowissenschaften durch kapitalistische Ziele (besonders seit den späten 1970ern) wissen wir sicherlich noch nicht, wozu ein moderner technosozialer Organismus im Stande ist.“ Das wiederum steht in „#Accelerate – Manifest für eine akzelerationistische Politik“ von Nick Srnicek und Alex Williams, ebenfalls in dem kleinen Bändchen abgedruckt.
Droht tatsächlich die Apokalypse?
Es eröffnet mit den Worten: Zu Beginn des zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts sieht sich die globale Zivilisation mit einer ganz neuen Art von Katastrophe konfrontiert. Die bevorstehenden Apokalypsen machen die Normen und Organisationsstrukturen unserer Politik, die durch die Geburt des Nationalstaaten, den Aufstieg des Kapitalismus und ein Jahrhundert der beispiellosen Kriege geprägt worden sind, zu einem Witz.“
Fürchterliche Ereignisse wie Klimawandel, Bevölkerungsexplosion, Ressourcenknappheit, Hungerkatastrophen, immer neue Kollapse des Wirtschafts- und Finanzsystems sehen die Akzelerationisten aufkommen Deshalb haben sie sich verbündet, Think Tanks gegründet, Sammelbände vorbereitet, einen globalen Diskussionsraum geschaffen (ja, auch via Facebook). Es sind Philosophen, Literaturwissenschaftler, Programmierer, Schriftsteller, die dem Apokalyptischen neue, alternative Ideen dagegen setzen wollen. Es sind Ideen, die beim einer neuen Art des Denkens anfangen wollen, das, was wir für wahr erachten auf den Kopf stellen, mit Aussagen wie von Ray Brassier aus dem ebenfalls von Armen Avanessian herausgegebenen Band „Abyssus intellectualis“: „Die Auslöschung der Sonne ist eine Katastrophe, eine zum Niedergang führende oder überwältigende Wendung (kata-strophé), weil sie den terrestrischen Horizont jeder zukünftigen Möglichkeit ausradiert, in Bezug auf die sich die menschliche Existenz und mithin das philosophische Fragen orientiert haben.“
Aber jetzt mal ehrlich: Apokalypse? „Es wird Blut fließen, viel Blut“, lautete bereits 2009 die Überschrift zu einem ebenso erhellenden wie düsteren Interview mit dem drei Jahre später verstorbenen Historiker Eric Hobsbawn (1917 im ägyptischen Alexandria geboren). Dort sagte er Sätze wie: „Auch der Kapitalismus, egal, wie zäh er ist und wie sehr er auch in den Köpfen der Menschen als etwas Unabänderliches erscheint, er wird verschwinden, früher oder später.“ Oder, drastischer: „Warum hält der Mensch an einem System fest, das regelmäßig die fürchterlichsten Katastrophen produziert? Das die Umwelt ausbeutet und zerstört, den Ast also absägt, auf dem er sitzt? Und jetzt brechen und knacken überall die Äste. Vielleicht wird die Menschheit noch bedauern, dass sie nicht auf Rosa Luxemburg gehört hat: Sozialismus oder Barbarei.“
Nick Srnicek und Alex Williams schreiben Hobsbawns Analyse folgend in ihrem Manifest: „Der Kapitalismus ist nicht nur ein ungerechtes und pervertiertes, sondern auch ein fortschrittshemmendes System.“ (37) Denn alle technischen Errungenschaften, erdacht, um Menschen zu befreien, werden vom Kapitalismus auf unnötig verengte Ziele (29) gerichtet, was laut Hobsbawn schon 2009 einleuchtend war, denn es ist offenkundig, dass sich die Pleitebanker strikt systemimmanent verhalten haben, auf Profit, auf Gewinn ausgerichtet (eine akzelerationistische Betrachtung mit den Mitteln der Systemtheorie steht aus).
Die Abschaffung des Neuen und Amy Winehouse
Der Kapitalismus ist dumm (er muss schließlich von jedem noch so großen Irrkopf bedient werden können). Der Kapitalismus ist fortschrittsfeindlich (er will Gewinn, keine über diesen Gewinn hinausgehende Innovation). „Während die Krise an Kraft und Geschwindigkeit gewinnt, verkümmert die Politik und zieht sich zurück. Angesichts dieser Lähmung der politischen Vorstellungskraft findet Zukunft nicht mehr statt“ (22). So steht es im Manifest.
Es gab vor ein paar Jahren, auf dem Höhepunkt der Hipster-Debatte eine Veranstaltung im Kölner Literaturhaus. Mark Greif (n+1) diskutierte mit Diedrich Diederichsen auch über den Retrodiskurs und die Frage, weshalb es so viele Musik gibt, die wie in den 60ern klingt. These der beiden: Die echte Musik der 60er, von Motown beispielsweise, hat jeder gesettlete Popfan im Schrank. Aber es gibt eine Sehnsucht nach neuer Musik, die wie die alte klingt und die Musikindustrie kommt dann auf Amy Winehouse, Duffy und Adele, um mit der Sehnsucht nach dem Alten neues Geld zu verdienen. Das war ein klares, für jeden nachzuvollziehen des Argument: freilich nicht wertend.
Es gibt Gegenpositionen: „Der Kapitalismus ist ein materieller Prozess“, schreibt Ernst-Wilhelm Händler, unternehmerischer Intellektueller, Vorzeigedenker des Kapitals in seinem Essay „Das Wissen der Ökonomie“, der 2002 im Merkur erschienen ist (Heft 2, 66. Jahrgang). Hier ist die Analyse weit von den Akzelerationisten entfernt. „Ständig werden alte Konsum- und Vermögensgüter durch neue ersetzt, unablässig lösen neue Produktionsmethoden veraltete ab, neue Firmen werden gegründet und florieren, alte und erfolglose neue welken und sterben.“ (90)
Über den Innovationsstau der deutschen Wirtschaft schreibt Ernst-Wilhelm Händler hier nicht. Dabei muss man nur mit der Bahn fahren, um Folgen der Gewinnmaximierung am eigenen Leibe zu spüren. Züge sind veraltet. Brücken stehen in Deutschland kurz vorm Einsturz. Es fehlt an allen Ecken und Enden. Wer arm ist, wird früher sterben. Soziale Mobilität ist hierzulande ein Fremdwort. Kinder von Akademikern werden Akademiker. Ein Discounternetz sorgt für Billigstversorgung mit dem Allernötigsten – oder gleich eine der vielen „Tafeln“.
Währenddessen herrscht bei Ernst-Wilhelm Händler, wenngleich abgeschwächt, die Idee der „unsichtbaren Hand“, die alle richten möge, zumindest auf dem Markt der Verbrauchsgüter: „Bevor das Brot des Bäckers verdirbt, setzt der Bäcker den Preis herab, sodass am Abend die Regale leer sind. Alles, was erzeugt wurde, ist verkauft, niemand hat weniger Geld bekommen, als für seinen Aufwand gerechtfertigt erscheint, keiner hat mehr Geld ausgegeben als nötig,.“ (94) Das klingt nach einer sorgsam geordneten (Wirtschaft-) Welt, in der „Auch die Praktiker einen moralischen Standpunkt ein[nehmen]. In ihren Geschäftsberichten legen die großen deutschen Unternehmen dar, wie sie auf ökologischer, ökonomischer und sozialer Ebene verantwortungsvoll im Sinne künftiger Generationen agieren.“ (90)
Das Neue Denken
Die Manifestation des Kapitalismus in unserem Leben ist die Traurigkeit. (Ja, Panik). Klar ist, dass der Kapitalismus unter einer neuen, verschärften Beobachtung steht. (Thomas Piketty et.al.) „Es wird Blut fließen, viel Blut“ (Eric Hobsbawn) Trotz dieser Krisenanalysen ist sich das Kapital sicher: „In ihren Geschäftsberichten legen die großen deutschen Unternehmen dar, wie sie auf ökologischer, ökonomischer und sozialer Ebene verantwortungsvoll im Sinne künftiger Generationen agieren.“ (Ernst-Wilhelm Händler).
Man kann die Hände hinter dem Kopf verschränken und darauf warten, dass sich die Verhältnisse zu einem Besseren wenden. „Unser Verhältnis zum Kapitalismus ist ein Verhältnis zur Zeit. Durch die Abschöpfung des Mehrwerts verlieren wir Zeit, und während der Kapitalismus immer tiefer in unser Leben eindringt, verbringen wir unsere Zeit mehr und mehr damit, Wert zu produzieren oder nach dieser Produktion wieder zu Kräften zu kommen.“ (40) Das schreibt Benjamin Noys in seinem #Akzeleration-Beitrag „Days of Phuture Past“ und formuliert noch einmal mit Mark Fisher das grundlegende Problem unserer Zeit: „Während Experimentalkultur im 20. Jahrhundert von einem rekombinatorischen Taumel erfasst wurde, der den Eindruck erweckte, das Neue wäre unbegrenzt verfügbar, ächzt das 21. Jahrhundert unter dem beengenden Gefühl von Endlichkeit und Erschöpfung.“ (42)
Der #Akzelerationismus probiert einen denkenden Ausweg aus der Schleife. Naive Tabula-Rasa-Konzepte gehören dazu, wie in Matteo Pasquinellis Beitrag „Die Arbeit der Abstraktion – Sechs vorübergehende Thesen zu Marxismus und Akzelerationismus“: „Der Zug des Hyperkapitalismus lässt sich nicht anhalten, er wird schneller und schneller, und wir können mit seiner Geschwindigkeit nicht Schritt halten. Die einzigmögliche Strategie beruht daher auf der Erwartung, dass irgendwann der Crash kommen und der Zug entgleisen wird, dass der Kapitalismus also aus der Bahn fliegt und seine Eigendynamik sich gegen ihn wendet. Das ist eine interessante These, aber letztlich ist sie falsch: Durch die chaotische Beschleunigung ist der Prozess der autonomen Subjektivierung in Gefahr, und gesellschaftliche Subjektivität wird von der kapitlaistischen Steuerung vereinnahmt. Wir haben es hier mit einem einem System automatischer Mechanismen zu tun, welches mit einer derartigen Geschwindigkeit abläuft, dass einem der Schädel platzt.“ (60)
Man landet am, Ende also genau dort, wo wir immer sind: Beim Subjekt, bei uns selbst. Wird vom Kapitalismus gesprochen, tauchen monströse Begriffe auf: Der Großindustrielle ist ein Tykoon. Es gibt Weltmarktführer und die Financial Times Global 500. Man schaut riesige Türme hinauf, geht durch Straßenschluchten in Finanzdistrikten et cetera. Das alles lässt den Einzelnen mit seiner ihm eigenen Schöpferkraft ins Mikroskopische schrumpfen. Man kommt dagegen nicht an, oder mit den Worten Patricia MacCormacks in ihrem Beitrag „Kosmogenetische Akzeleration: Zukünftigkeit und Ethik“: „Deleuze und Guattari denken Wissenschaft, Philosophie und Kunst neu, als etwas, zu dem stets ‚ ein Ich weiß nicht“ gehört, ‚das positiv und schöpferisch, zur Bedingung der Schöpfung selbst geworden ist und darin besteht, dasjenige zu bestimmen, wodurch man nicht weiß [..]“ (88). – „Ich weiß nicht“, gibt es im Kapitalismus nicht. Es ist ein Allmacht phantasierendes System, in dem „alle seine Ordnung hat“, in dem selbst das Außerordentliche eine Bestätigung des systemisch determinierten Kommunikationsgeflechtes ist (Nassim Taleb: „Der schwarze Schwan“).
Das subjektive Gefühl von Unbezwingbarkeit herrschender Verhältnisse führt momentan zu einer alles lähmende Resignation (die sich niederschlägt in sinkenden Wahlbeteiligungen und im Verschwinden bürgerlich stolzer Praktiken der Selbstermächtigung). Dabei kann das Neue gedacht werden, auch wenn es nach Science Fiction klingt, auch wenn es abendländischen Traditionen widerspricht, auch wenn es ein „Nichtwissen“ beinhaltet. Dem Ausrufezeichen das Kapitalismus setzt der #Akzelerationismus ein Fragezeichnen entgegen. Damit geht er das Risiko ein, zu scheitern. Im Gegensatz zum Kapitalismus gesteht sich der #Akzelerationismus diesen möglichen Ausgang wenigstens ein.
Armen Avanessian (Hg.): „#Akzeleration“, Merve, 98 Seiten, 10 Euro
[…] den #Akzelerationismus (hier im Blog) hat das Spekulative nicht nur einen neuen Aufschwung erhalten – auch Filme sind gerade fester […]
[…] In eigener Sache: Donnerstag war mein erster Arbeitstag beim Freitag (in der kommenden Ausgabe stehe ich also im Impressum unter „Redaktion“). Besonders schön ist, dass wir die Kantine des gegenüberliegenden Maxim-Gorki-Theaters nutzen können, wo das Mittagessen vier Euro kostet und man im Garten zwischen Bühnenarbeitern, Schauspielerinnen und Kostümschneidern sitzen kann (Freitag gab es Fisch mit Zitronensauce, Reis und Spinat). Am Sonntag lief bereits eine Sache über den #Akzelerationismus in „Sein und Streit“ (Deutschlandradio) – und kommende Woche Sonntag läuft in „Essay und Diskurs“ (Deutschlandfunk) meine halbe Stunde zum „Akzelerationistischen Manifest“ (hier im Blog). […]
[…] auf Diez reimt sich nicht: Der Spiegel-Autor, der als bekennender Fan des #Akzelerationismus meine volle Sympathie hat (und der auch Gast dieses Zündfunk-Features war), ätzte in seiner […]
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