Im Alter von 17 Jahren schrieb Nick McDonell seinen Bestseller „Zwölf“, der gerade von Joel Schumacher („Batman und Robin“) verfilmt wurde. Wenig später legte McDonell mit „Der dritte Bruder“ einen der klügsten 9/11-Romane vor. Und nun begeistert der Harvard-Absolvent mit einem politischen Thriller, der zwischen Campus und Kap Horn ein verdammt spannendes Szenario entwirft. Teak, durchtrainierter CIA-Topspion, wird Zeuge eines Massakers in Somalia, bei dem der Freiheitskämpfer Hatashil getötet wird, über den Harvard-Professorin Susan Lowell wiederum eine Pulitzerpreis gekrönte Biographie geschrieben hat. Zwischen Teak und Susann, zwischen Somalia und Boston, passiert nun das Ungeheuerliche: Der CIA lässt verbreiten, Hatashil selbst habe den Anschlag verübt.
Dadurch wird Susann als Handlangerin eines Warlords diskreditiert und in eine perfide Verschwörung gezogen, die, nächste Wendung, eine junge Collegejournalistin, zufälligerweise Freundin eines Verwandten Hatashils, zu entwirren versucht – erst in Harvard, dann in Afrika. Doppelagenten, Geheimmitschnitte, Erpressungen, Folter, Absprachen in Geheimzirkeln zwischen Harvard, Pentagon, Somalia, Spionagespiele entwickeln hier eine Lawine, die Seite für Seite deutlicher zeigt: „Ein hoher Preis“ ist zu zahlen, für unseren westlichen Lebensstil auf der einen (Energieinteressen treffen auf Kolonialgehabe), für die Wahrheit (angeblich das höchste Gut unserer aufgeklärten Westwelt) ganz allgemein auf der anderen Seite. Nick McDonell schreibt, wie Robert Redford „Lions for Lambs“ umgesetzt hat – bei aller Hektik im Plot bedächtig, kühl im Stil. Gutes Buch. Spannend. Und klar.
Nick McDonell: „Ein hoher Preis“, übersetzt von Thomas Gunkel, Berlin Verlag, 304 Seiten, 22 Euro. Das Hörbuch erscheint bei DAV, gelesen von Simon Jäger, 5 CDs, 400 Min.
[…] „Lesen!“ erschienen. Schmidt war damals Gast und hatte „Zwölf“ von Nick McDonell vorgeschlagen, das im gleichen Verlag wie seine Sachen erscheint (bei Kiepenheuer & Witsch). […]