„Weise Worte“ (Kurt Wolff Stiftung), „schließe mich vollumfänglich an“ (Dorle Kopetzky), „Schade. Leider wieder nur populistische Allgemeinplätze anstatt differenzierte Analyse“ (Christoph Schröder) – die Reaktionen auf dieses heutige Sonntagsinterview mit Jörg Sundermeier, Verleger des Verbrecher Verlages, hat auf Facebook nicht nur lobende Reaktionen eingefangen. Ein Überblick. (Mit einem geklauten Bild von Jörg Sundermeiers FB-Seite, das ihn gemeinsam mit Vanessa Wieser zeigt.)
Jeden Sonntag befragt das Magazin Buchmarkt eine Heldin des Betriebs: Managerinnen, Verlegerinnen, Buchhändlerinnen. Bereits der Anfang des jetzt veröffentlichten Interviews mit Jörg Sundermeier gestaltet sich aufwieglerisch. Die erste Frage klingt im ersten Teil versöhnlich: „Die Stimmung in der Buchbranche ist in diesem Januar besser als in den letzten Jahren, der Streit um den Suhrkamp Verlag ist entschieden, alle Welt diskutiert den neuen Roman von Houellebecq, der zu einem Bestseller avanciert. Nun kommen Sie und sagen uns, dass die Literaturkritik die Verlage im Stich lässt. Wollen Sie schlechte Laune verbreiten?“ Und Sundermeier antwortet: Nein, auch meine Stimmung ist gut. Dennoch es ist schrecklich mit anzusehen, dass die Zahl der klassischen Literaturrezensionen in der Presse immer weiter zurückgeht, was ja auch Thierry Chervel vom Perlentaucher kürzlich nachgewiesen hat. Die Feuilletons schielen immer mehr auf Ereignisse und reden vor allem über den Literaturbetrieb und gehen immer weniger ihrer eigentlichen Aufgabe, also der Kritik der Literatur, der Kunst, des Theaters und so weiter, nach. Jörg Drews hat an der Universität schon vor über 20 Jahren darüber gesprochen, dass die Literaturkritik nicht mehr in der Lage sei, komplexe und umfangreiche Bücher angemessen zu würdigen, seine Beispiele damals waren Romane von Peter Weiss und Paul Wühr. Heute aber scheint, um mal polemisch zu werden, schon ein Roman von Murakami manch einen hochbezahlten und im Betrieb sehr geschätzten Kritiker an die Grenze seines intellektuellen Vermögens zu bringen.“
Seitdem wird insbesondere auf Facebook wild diskutiert. Thomas Hummitzsch, der den verdammt guten intellectures-Blog betreibt verlinkt mit den Worten: „Es gibt wenige, die wir Jörg Sundermeier auch mal Tacheles reden. Dabei weiß jeder, dass der Literaturbetrieb inzwischen einen Grad der Eitelkeit entwickelt hat, der dem Modebetrieb kaum nachsteht.“ Und später, ebenfalls auf FB: „Fern von der Frage, ob nicht viele derjenigen, die so schreiben wie sie derzeit schreiben, nicht auch anders und besser könnten, fehlt mir bislang der schnöde technische Aspekt der Rahmenbedingungen. Wenn eine Rezension nicht länger als 4.000 Zeichen den Leser „belasten“ darf und auch noch der bekannteste Autor mit einer Kurzbio vorgestellt, eine persönliche Anekdote der rezensierenden Person untergebracht, eine Zusammenfassung des Titels vollzogen und zwei drei intellektuell klingende, aber allgemein verständliche Sätze geschrieben werden sollen, dann ist die Erwartung nach wagender Kritik auch eine vielleicht vermessene. Es ist auch oft schlicht kein Platz mehr für wagende Kritik, (gute) Verrisse bekommen nicht den notwendigen Platz. Und welchem freischaffenden Kollegen soll man es verdenken, dass er nicht lieber zwei Bücher pro Woche rezensiert, statt ein gewichtiges im Monat bei den Honoraren?“ Nochmal später: „Man kann mit 4000 Zeichen schon eine Menge, auch gehaltvoll rezensieren, aber dabei eben nicht auch noch ein Portrait und eine Werkschau schreiben. Ich würde mir, um es mit Jan zu sagen, nicht nur mehr Mut zur Literaturkritik wünschen, sondern auch mehr Mut in den Redaktionen zu mehr Varianz.“
Deutlich ist: Die Polemik des Verlegers reizt den Betrieb, ob aus Eitelkeit oder sonntäglichem Engagement (Literaturkritiker kennen keinen Feierabend), sei dahingestellt. Um alles im Blick zu haben sammele ich hier die Statements, auch weil ich alsbald ein Fachaufsatz schreiben muss, der im Nachklang unserer Münsteraner Tagung „Social Turn in der Literatur(wissenschaft)“ veröffentlicht werden soll (hier mein Text aus Der Freitag). Es ist also Recherchearbeit, die ohnehin ansteht. Der Text auf LesenMitLinks wird fortlaufend ergänzt. Ebenso werde ich Kollegen gezielt um Statements ersuche – und freue mich auf Hinweise in den Kommentaren.
Wolfgang Müller (bei Jörg Sundermeier): „Die Rezensenten haben einfach gar keine Zeit mehr, was auch mit ihrer ökonomischen Situation zu tun haben mag. So kritisierte taz-Musikredakteur Julian Weber zb. an meinem letzten Buch ‚Warum verschweigt Müller radikal-politische Bands wie die Ätztussis?‘ Seine Behauptung hatte er vermutlich ungeprüft aus Detlef Kuhlbrodts taz-Blog übernommen – wo diese Fehlinfo inzwischen gelöscht war, nachdem ich den Blogautor per Mail darauf hingewiesen hatte, dass die ‚verschwiegene‘ Band im Buch (und auch sämtliche anderen in seinem Blog als im Buch „verschwiegen“ bezeichneten) -zigfach vorkommt und auf zwei ganzen Seiten sogar mit einem taz-kritischen Songtext (‚Linker Spießer‘) von 1980 (!) vertreten ist. Die Journalisten sagen anschließend aber nicht etwa ‚Dankeschön‘ für den Hinweis, sondern entfernen die Fehlinformationen zwar aus ihrem Blog – und gleich dazu auch mich aus ihrer FB-Freundesliste. Ich bin jetzt der Feind Gut, dass Jörg Sundermeier in solchen Fällen völlig anders reagiert.“
Der oben bereits erwähnte Christoph Schröder fordert Jörg Sundermeier an gleicher Stelle heraus: Nenn doch mal Ross und Reiter. Die Positivbeispiele zählst Du ja auch auf. Aber dafür fehlt offenbar Dir wiederum der Mut. Wer ist denn mit einem Murakami-Romänchen überfordert? Wer würde denn den Raddatz-Goethe-Flughafen nicht bemerken oder sich nicht trauen, das öffentlich zu machen? Das ist doch absurd, Jörg.“ – Darauf antwortet die Kurt Wolff Stiftung: „Zur geforderten Benamung der Reiterei sei nur angemerkt, daß praktisch jeder weiß, wer da gemeint ist, zumal die, die nicht gemeint sind, ja genannt werden (Lothar Müller, Ina Hartwig z.B.), andere könnte man auch noch nennen (Gregor Dotzauer, Sabine Vogel), und dann entstünde eine veritable Negativliste der Nichtgenannten. Das aber kann niemand wollen, denn keiner von uns wird es sich mit denen verderben wollen, die man zwar ihrer absurden Eitelkeit wegen verachtet, die man aber andererseits am Nasenring jener Eitelkeit durch die Manege führen kann, wenn man es geschickt anstellt. Klar, wir kleineren Verlage haben nicht das wirkmächtigste Mittel, eine Sammlung ihrer schönsten Rezensionen rauszubringen (und bei der Tantiemenabrechnung die Zahlen nach weit oben aufzurunden), aber wir wissen andere Wege. Im übrigen hat Jörg Sundermeier ein argumentum ad rem versucht, ausnahmsweise nicht eines ad personam.“ Mit einer Antwort von Florian Kessler (inzwischen Lektor bei Hanser): „Liebe Kurt Wolff Stiftung, ich glaube überhaupt nicht, dass wir alle um die exakt gleichen Listen toller oder nicht so toller Kritiker wissen, wie kommen Sie darauf? Genau das wäre doch begründungspflichtig: Warum welche Art von Kritik was leistet oder nicht leistet, da werden die Meinungen wohl stark auseinandergehen. Weil aber in Jörg Sundermeiers Interview einfach nur ohne Beispiele gesagt wird, dass heutige Literaturkritik irgendwie unintellektuell sei, ist es für jeden kinderleicht, da ins Lamento einzustimmen, was immer jeder sich auch unter gelungener Kritik vorstellt. Kritik der Literaturkritik ist unbedingt sinnvoll, aber für mich ohne Belege einfach zu pauschal.“
Lieblingsbuchhändlerin/Verlegerin Martina Bergmann schickt mir diese E-Mail: „Literaturkritik im engeren Sinn findet in einer Sortimentsbuchhandlung nicht statt. Es gibt für uns eine eigene Art von Buchpublizistik: Hochhalten und Rumjubeln. Ich habe nichts gegen diese Art von Literaturvermittlung, denn sie ist hochgradig verkaufsfördernd. Was Christine Westermann im WDR gefällt, das mögen unsere Kundinnen. Moritz von Uslar hat dieses Phänomen hier sehr schön beschrieben. – Das geht gut, solange von Unterhaltung die Rede ist. Liebesromane, Krimis, Memoirs. Es geht ziemlich zuverlässig da schief, wo Differenzierung nötig ist – eben dort, wo die Literaturkritik anfängt. Eine gute Rezension enthält für mich Angaben über den Inhalt: Was passiert, warum passiert das, welche Personen sind beteiligt? Zu welcher Gattung gehört, womit sich der Rezensent beschäftigt? Dann die Ästhetik: Gelingt es dem Autor, seinen Stoff mit Sprache so in Verbindung zu bringen, dass ein literarischer Text entsteht? Und schließlich: Wer soll es lesen? Nicht jedes noch so gute Buch ist für alle Leser gleichermaßen gut geeignet. Diese drei Punkte solide bearbeiten zu können, erfordert Lektürewissen. Der archimedische Punkt: Lesen braucht Zeit. Der Kritiker ist zuallererst ein Leser, und woher soll er die Zeit nehmen, wenn seine Zeilenhonorare sinken? Wenn er im Handumdrehen seine Urteile in die Tasten hauen muss, um in der Medienöffentlichkeit bestehen zu können? Ich bin nicht mit Jörg Sundermeier einer Meinung, dass Kritiker heute ungebildeter sind oder gar unfleißiger. Aber sie stehen in anderen Erwerbszusammenhängen als vor zehn oder zwanzig Jahren. Und sie haben ein anderes Publikum. Sie haben ihrerseits Leser, die von Westermann & Co. schnell und bequem ein Buchurteil erhalten. Gar nicht zu reden von den Laien-Besprechungen auf Amazon, bei Lovelybooks oder Goodreads. Interessante, neuartige Kanäle – aber ganz sicher keine Literaturkritik. Und wo steht in diesem Kraftfeld die Buchhändlerin? Ich würde sagen, sie ist mehr denn je auf ihre eigenen Lektüren angewiesen. Die Feuilletons waren tatsächlich schon ergiebiger. Ob das an den gehetzten Rezensenten liegt, an den austauschbaren Buchprogrammen, an Schreibschulen oder Self Publishern – woran auch immer, es gibt kein zuverlässiges Orientierungswissen mehr. Ich lese, was mich interessiert und spreche darüber. Ich frage Kunden, haben Sie gerade Zeit für das Buch? Wenn Sie diesen schönen Band kaufen, werden Sie interessanten Personen begegnen, Sie werden schöne Sprache genießen – aber Sie werden sich anstrengen müssen, das Buch zu lesen. Wenn Ihnen dazu derzeit die Muße fehlt, dann lesen Sie erst einen Titel aus den Charts. Fast Food macht auch satt – aber nicht glücklich.
Angela Leinen schreibt auf meiner FB-Seite: „Ich habe ja immer das Gefühl, das Interview mit dem Autor ist Zeichen von Feigheit vor der Rezension. Man will ja seinem Gesprächspartner nicht auf die Füße treten. Interviews sind natürlich auch interessant, müssen aber nicht zum Erscheinungstermin geführt werden – und wenn doch vielleicht auch mal kritische Fragen enthalten.“ – Der von Wolfgang Müller angegangene Detlef Kuhlbrodt (hier sein meinungsstarker taz-Text über die Marktkonformität der Open-Mike-TeilnehmerInnen) antwortet, ebenfalls bei mir: „na gut, wann war es denn zuletzt en vogue? 1987, 1995? Und steckt in der Haltung, die du vermisst, nicht auch relativ ziemlich viel Pose.“ und nimmt damit Bezug auf dieses Interviewzitat von Sundermeier: „Ich glaube, dass es nicht mehr besonders en vogue ist, intellektuell zu sein, nicht nur die Hooligans von der Pegida halten das Wort Intellektueller für ein Schimpfwort. Für viele mit guter Schulausbildung hat Intellektualität den Beiklang von Engagement, oder sagen wir einfacher: Haltung. Und Haltung ist kaum noch gefragt heute, auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht, der ja nun wahrlich nicht vom Zeitungssterben bedroht ist.“
Stefan Mesch, ZEIT-Kollege und von mir (auch wenn wir uns gegenseitig der Popaffinität zeien) hoch geschätzt schreibt auf seiner Timeline: „Jörg Sundermeier spricht Dinge an, die ihn unzufrieden machen. Das freut mich, überzeugt mich weitgehend und… macht Spaß. Jörg Sundermeier scheint aber AUCH zu glauben, er sei damit alleine: ein unbequemer und ungehörter Einzelkämpfer und Tabubrecher. Hm. Wir waren letzten Mai Podiumsgäste auf der selben… Podiumsdiskussion, und es war polemisch und nervig und blöd. Er thronte da mit verschränkten Armen, rollte die Augen und fühlte sich unverstanden und allein auf weiter Flur, vom ersten Satz an. Ich denke, wir sind uns recht ähnlich. Ich denke, wir haben auch recht ähnliche Erwartungen an Texte und Journalismus und recht ähnliche Ansprüche an uns selbst. Aber: Ich glaube, ich habe im ganzen Jahr 2014 niemanden getroffen, der mich so schnell… als Spaß- und Oberflächen-Trottel abgestempelt hat.“
Was Johannes Schneider vom Tagesspiegel (und damit ein Kollege des ebenfalls für den Tagespiegel arbeitenden Mesch) aufnimmt und kommentiert: „Ich glaub, der ebenfalls anwesende Michael Angele war noch eine Nanosekunde schneller, uns alle (also: die anwesenden Ex-Hildesheimer und Jungschreiber) unter dem Beifall eines dummen Publikums noch vor dem ersten Redebeitrag „unsererseits“ zum Verfallssymptom von wasauchimmer zu erklären.“ Dazu Mesch: „Michael Angele will streiten. Das finde ich gut. Das bringt uns weiter. Jörg Sundermeier sagt „Ach komm, hör uff“ und dreht sich weg. Das ist was anderes – und für einen Kritiker kein guter Grundsatz.“ Schneider: „Ist ja auch kein Kritiker. Aber egal, was ich aus diesem Abend jedenfalls mitnahm: Ein Betrieb, in dem die etablierten Außenseiter derartige Dünkel haben und sie so pflegen dürfen, hat wirklich ein Problem.“
Reinhard Matern, auf meiner FB-Seite: „Der Vorstoß von Jörg Sundermeier gefällt mir gut, trifft innerhalb des Betriebs aber in unterschiedlicher Weise. Allgemein haben es Kleinverlage doppelt schwer. Sie fallen ohnehin nur in den Blick von Rezensenten, wenn sie irgendwen oder irgendwas ausgegraben haben: z.B. Mühsam, oder Adressen von kleinen, sonderbaren Literaturzeitschriften Die ZEIT hängt nicht selten der klassischen Moderne nach, vielleicht mit einigen Ausnahmen, der SPIEGEL beschäftigt sich lieber mit Games oder mit dem Dschungel-Camp … Und in bezug auf Kriterien geht es tatsächlich drunter und drüber, aber dies muss kein Nachteil sein, es hängt halt davon ab, wer rezensiert. Intellektualität wird vor allem dann zum Problem, wenn die Haupteinflüsse von Autoren gleichsam aus einer anderen Welt kommen, z.B. aus der analytischen Philosophie. Es wäre eine Fleißarbeit, all die verschiedenen Sachverhalte aufzudröseln …“
Reginald Grünberg zitiert aus einem seiner früheren Blogtexte: „Das Verfassen von Rezensionen ist leider eine heruntergekommene Kunst. Das merkt man besonders deutlich, wenn man die profunden und gewissenhaften Buchbesprechungen von vor 30, 40 oder mehr Jahren liest. Den besten Beweis dafür tritt aber Joachim Bohnert an, unser Autor beim Perlen Verlag, mit seinem Rezensionsroman „Koks“, der im Februar 2010 erscheint. Es ist eine Collage der unerträglichsten und albernsten Rezensionsbruchstücke aus den Feuilletons verschiedener deutscher Zeitungen. Im Fall von Helene Hegemanns Debütroman Axolotl Roadkill könnte man sagen, dass nicht nur die Autorin, sondern auch die allermeisten Rezensenten plagiiert haben, und zwar ihre eigene Karrikatur, die Bohnert in Koks für sie bereithält. Die Art und Weise, wie die etablierte Literaturkritik auf Hegemanns nachgestellte Existenzialität abgefahren ist, lässt sich korrekt nur mit der dreifachen Wiederholung des Prädikats „Peinlich!“ zusammenfassen. Axolotl ist das Buch gewordene deutsche Regietheater, eine mit Pornografie, Blut, Sperma, Kotze und Scheiße volksbühnenmäßig geschminkte Ideenlosigkeit, die ganz frech behauptet, es gebe eben keine Ideen mehr. Am Ende kann man sich doch auf eins verlassen, nämlich die Leserkritiken auf Amazon. Die sind unbestechlich. Ich bin immer wieder schockiert, wie schlecht geschrieben und gedankenlos die Besprechungen vieler Bücher heute daherkommen. Die Redaktionen scheinen keinerlei Ehrgeiz zu haben, diesen Bereich des Feuilletons zu pflegen und zu gestalten. Rezensionsaufträge werden nach politischen oder anzeigenwirtschaftlichen Gesichtspunkten erteilt, wenn nicht sogar bereits vorliegende Rezensionsangebote schnell reingenommen werden, um den Platz zu füllen. Eine gute Rezension ist inzwischen eine Rarität. Es scheint kein Zufall zu sein, dass Buchbesprechungen in den Medien immer weniger Einfluss auf Erfolg und Misserfolg eines Buches haben. Jörg Sundermeier hat für die linke Zeitung Jungle World am 28. Januar 2010 dazu ein schönes, kleines Essay geschrieben unter dem Titel „Warum es dicke Bücher heute schwer haben. Einige Anmerkungen zum Zustand der hiesigen Literaturkritik“. Dann hat der Feuilleton-Held meiner Jugend, Fritz J. Raddatz, am 30. April 2010 in der WELT nachgelegt und gezeigt, wie der der Sinkflug der journalistischen Kultur aus seiner Sicht aussieht. Kurz darauf schrieb aus dem Lager der Betroffenen die Schriftstellerin Sybille Lewitscharoff am 21. Mai 2010 auch in der WELT Warum sind die Kritiken bloß so schlaff?. Und am 5. Oktober 2012 schrieb Joachim Leser, ehemals für die Öffentlichkeitsarbeit des Amman-Verlags zuständig, im buchreport das noch deprimierendere Resümee ‚Im Sumpf der Kritik‘.“
Markus Naegele, Lektor und Programmleiter bei Heyne Hardcore, verlinkt auf seiner FB-Seite eben diesen LesenMitLinks-Text mit den Worten: „Das eigentlich Nervige an der Literaturkritik ist für mich vor allem seine Vorhersehbarkeit. Man kann die Uhr danach drehen, wann welche Themen beackert werden, wer mit Jubelarien zugekleistert wird, wann die ersten „kritischen“ Kritiker zurückschlagen, damit sie auch noch Gehör finden. Die Jagd, als Erster über vermeintliche Großthemen berichten zu müssen. Heute ist Jochen Diestelmeyers erster Roman dran, die FAS war flott dabei, und vermutlich wird jeder, der was auf sich hält schnellstmöglich nachziehen. Nichts gegen Diestselmeyer, aber das Traurige daran ist, dass dies zu einer wahnsinnig eingeschränkten Bandbreite an rezensierten Titeln und Themen führt. Ich kann mich an den Bücherherbst 2013 erinnern, in dem neben den neuen Romanen von Clemens Meyer, Helene Hegemann und Daniel Kehlmann kaum ein Newcomer eine Chance hatte, von der Kritik wahrgenommen zu werden. Woher kommt das? Liegt es an der Vetternwirtschaft zwischen Kritikern und Verlagen? An der Angst der Redakteure, noch mehr Boden zu verlieren? Der fehlenden Neugier der Kritiker? Den herrschenden Vorurteilen und dem Snobbismus in Bezug auf E- und U-Literatur? Ich lese immer noch die Literaturseiten der Zeitungen und Zeitschriften in der Hoffnung, etwas für mich Interessantes zu „entdecken“, leider ist dies aber nur höchst selten der Fall. Das ist schade. Über die Qualität der „Kritik“ zu diskutieren, wäre dann nochmal ein Thema für sich.“
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